Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Steche, R.: Die Hallen zu Ypern und ihre Ausschmückung durch Ferdinand Pauwels
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0357

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
701

Korrespondenz.

702

Energie und Fleiß die Städte des Mittelalters ihre
Bedeutung und Blüthe erreichten. Die Bedeutung der
Arbeiten Pauwels' in d)pern geht aber über die Grenzen
Belgiens hinaus; die gesammte Kunst, welche keine
politischen Grenzen kennt, wird durch die Hallenbilder
bereichert. Dafür bürgen uns die rastlose Thätigkeit
des Künstlers, sein edler Wetteifer mit sich selbst, der ihm
eigene durchdringende Blick für die Beherrschung seiner
Vorwürfe in historischer wie künstlerischer Beziehung.
Diese Eigenschaften haben Ferdinand Pauwels jene Werth-
achtung aller Künstler und Kunstfreunde eingebracht,
welche seinen Namen schmückt. Namentlich wird sie ihm
aus Deutschland entgegengebracht, welchem die bedentende
Lehrfähigkeit und Lehrthätigkeit des Meisters aus dessen
Wirksamkeit an der Weimarer Kunstschule in den sechzi-
ger Iahren bekannt ist. Dieselben Vorzüge der Pauwels'-
schen Kompositionsweise und Technik, welche schon 1867 O.
von Schorn in dieser Zeitschrist erschöpsend charakterisirte,
schmücken die jüngsten Arbeiten in noch höherem Grade
und wir wünschen dem Künstler nur die nöthige glück-
liche Muße, deren die Schasfung eines so langwierigen
und umfassenden Werkes bedarf. .

R. Steche.

KorrespondnI.

Stuttgart, im Juli 1876.

Mit dem Ankauf des Bildes: „Morgengruß des
Schäsers" von Christ. Mali in München hat die k. Staats-
galerie eine sehr glückliche Acquisition gemacht, denn kein
Maler versteht es besser als er, die Eigenthümlich-
keiten der geschilderten Thiergattung nach Gestalt und Ge-
bahren naturgetreu dem Auge vorzuführen. Jn pracht-
voller Berglandschaft sieht man ein Gehöft mit einem
Pserch daneben, aus welchem am frühen Morgen der
Schäser die ihm anvertraute Heerde herauszulassen im
Begriff ist. Die Freude dieser Thiere, die sich in ihren
verschiedenartigen Bewegnngen kund giebt, ist vom Künst-
ler der Natur genau abgelauscht und in meisterhafter Weise
dargestellt. Vor Ankaus war das Bild einige Zeit aus-
gestellt, und die allgemeine Befriedigung, die sein Be-
schauen hervorrief, durfte wohl zu dessen Erwerb auf-
muntern. Auf kurze Zeit war auch „Der Einzug der
mecklenburgischen Division in Orleans" im k. Kunst-
gebäude ausgestellt, welchen L. Braun in München,
wenn ich nicht irre, im Auftrag Sr. k. Hoheit des
Großherzogs von Mecklenburg gefertigt hat. Auch in
diesem Bilde hat der Künstler sein hervorragendes Talent
bekundet, Scenen aus dem Kriege darzustellen. Am
4. December 1870 war der mecklenburgischen Division
der ehrenvolle Austrag zu Theil geworden, den Bahn-
hof von Orleans zu stürmen, dessen Besitz die Franzosen
zwang, die Stadt zu räumen, in welcher sie sich wieder

eingenistet hatten, nachdem die Bayern unter General
von der Tann kurz zuvor der Uebermacht des von der
Loire heranrückenden Feindes hatten weichen müsscn.
Zwei Tage lang hatte die Armee des Prinzen Friedrich
Karl mit General Chancy zu ringen, bis diese Ent-
scheidung herbeigeführt werden und endlich um Mitter-
nacht vom 4. auf den 5. December der Einzug in
Orleans erfolgen konnte. Auf der mit tiefem Schnee
bedeckten Uluve cku Nurtro^ sieht man den Großherzog
von Mecklenburg, der, umgeben von den Generälen von
der Tann, Manteuffel, Herzog von Altenburg, v, Stosch,
dem Prinzen Paul von Mecklenburg, dem Generalstabs-
chef Major von Strempel und anderen Offizieren, die
Sieger an sich vorbei defiliren läßt. Das nächtliche
Dunkel ist durch den Mond, die Wachtfeuer auf den
Straßen, die Laternen und die Lichter an den Fenstern
der Häuser genügend erhellt, und dadurch tritt eine jener
Scenen vor Augen, welche alle Schrecken des Kriegs
enthüllt, von welchen die Bürger eines besiegten Landes
heimgesucht werden. Da sieht man Bewohner männ-
lichen und weiblichen Geschlechts, welche sich und kost-
bare Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen suchen, mit
dem Ausdruck der Angst oder des Jngrimms auf den
Gesichtern. Den Gegensatz zu der geängstigten Bevöl-
kerung bilden Gruppen von gefangenen Osfizieren und
Soldaten, welche, unbekümmert um das, was um sie
vorgeht, an einem lustigen Feuer sich wärmen, plaudern,
rauchen, ausruhen und gleichgiltig die Ambulanzwagen
an sich vorbei rollen sehen, in welchen sich vielleicht auch
verwundete Kameraden von ihnen befinden, Kurz, Kom-
position sowie technische Ausführung lassen nichts zu
wünschen übrig. Ein anderes Schlachtbild aus dem
letzten Kriege war in der Permanenten Kunstaus-
stellung zu sehen: „Die Erstürmung von Mont Mesly
durch die Württemberger am 30. November 1870."
Hauptmann Schott in Ulm, der selbst dieses Gefecht
mitgemacht hat, obgleich Dilettant, verstand es, em lebens-
wahres Schlachtenbild zu entwerfen. Mag dasselbe auch
hinsichtlich der technischen Ausführung zu wünschen übrig
lassen, so kann man um seiuer Natur- und Wahrheits-
treue willen wohl übersehen, daß namentlich der Vorder-
grund zu dunkel gehalten ist, was den Totaleffekt be-
einträchtigt. Der Kampf am Mont Mesly war die
Einleitung zu der zwei Tage darauf solgenden Schlacht
vonChampigny, die voraussichtlich nichtstattgefunden haben
würde, wenn General Ducrot am 30. Nov. Sieger blieb,
wie aus der von ihm selbst verfaßten Schrift: „Die
Vertheidigung von Paris" hervorgeht. — Das neueste
und, wie der Kritiker eines hiesigen Blattes mit Recht
sagt, eines der bedeutendsten historischen Werke des Pro-
fessors H. v. Rustige hier: „Holbein zeigt dem König
Heinrich VIII. und dessen Gemahlin Anna Boleyn einen
Entwurf zu seinem Todtentanz" hat allgemein großen
 
Annotationen