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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die kunsthistorische Ausstellung in Köln, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0374

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735

Kunstliteratur.

736

triebenen Silberplättchen, das Opfer Abrahams und die
Anbetung der Schlange aus der Schule E. de Laulne's
(Thewalt, Köln), einem Relief mit der Opferung der drei
Könige (Fr. C. Stein, Köln) unv einem Medaillon mit
biblischen Figuren in landschaftlicher Staffage (Fould,
Amsterdam) die Grosserie- und Minuterietechnik abschlie-
ßen. — Die Bijouterie kommt in einigen wunderbar aus-
geführten gothischen Fibeln mit Edelsteinen, Laubmotiven
und figürlichen Ausläufen (H. Garthe, Köln) in einem
zierlich geschnittenen, mit Perlen garnirten und emaillirten
Renaissanceanhängsel (Baurath Oppler in Hannover),
verschiedenen kostbaren Goldtabatieren in emaillirter uud
inkrustirter Technik im Geschmacke des vorigen Jahr-
hunderts (der Herren Jitta in Amsterdam und P. Floh
in Crefeld), sowie in einer überaus abwechselungsvollen
Auswahl von Ringen aus drei Jahrhunderten zur Gel-
tung. Jn einer Serie zumeist von Herrn Felix in
Leipzig ausgestellter Niellen überragt eine Taufe Christi
in sigurenreicher Kompositi^n von Maso Finiguerra an
hingehauchter Feinheit und Lieblichkeit der Zeichnung
alles Andere. Von ciselirten Goldschmiedearbeiten sind
ein kleines Silberrelies, die Gefangennahme des h. Petrus,
in lebendigster Komposition mit einer Unzahl von
Kostümfiguren unter reicher italienischer Renaissance-
architektur (Fr. C. Stein) und ein Flügelaltar des Herrn
Banquier Metzler in Frankfurt hervorzuheben, in reich-
stem, von feinen Reliefs, freistehenden Figürchen und zier-
lichen Ornamentappliquen belebtem Aufbau in der Manier
des P. Göttich von Augsburg. Wenn auch die vertretenen
Goldschmiedewerke an Zahl und Mannigfaltigkeit der Tech-
nik die übrigen Metallarbeiten zumeist in Schatten stellen,
so haben doch einzelne dieser letzteren auf eingehendere
Würdigung Anspruch. So in erster Reihe das Bronze-
denkmal des Jakob von Croy, Fürstbischofs von Cam-
bray (n 1506), unter einer phantasievollen Architek-
tur mit schildhaltenden Engeln und Lanbwerkbekrö-
nung, die Anbetung der drei Könige, St. Jakob den
Schutzpatron des Donators und den letzteren in zu-
meist freistehenden Kostümsiguren von lebendigster
Gruppirung und sorgsamster Aussührung darstellend.
Hochinteressant sind ebenfalls vier Bronzefiguren des
15. Jahrhunderts: Ludwig V. und seine Gemahlin
Margaretha, Philipp der Gute und Jsabella von Por-
tugal in altburgundischer Tracht aus einem Cyklus von ^
zehn Figuren, der sogenannten Grafen und Gräsinnen
von Holland, der Stadt Amsterdam gehörig. Während
diese Werke niederrheinischen Charakter tragen und an
die Holzplastik der Calcarer Altäre erinnern, gehören ein
Meleager aus dem Wallrafs-Richartz-Museum und eine
kniende weibliche Fignr aus der Niobidengruppe
(Thewalt) osfenbar der Florentiner Schule an. Ein
Glanzpunkt der Ausstellung ist ein 0,60 M. h. und
0,40 M. br. Bronzerelief, die Anbetung der drei Könige,

in einer an die besten italienischen Vorbilder erinnern-
den Hammerarbeit des 18. Jahrhunderts von G.Lannoi
1707—1747 (Clavä von Bonhaben in Köln). Ein
Schmuckkästchen in geschnittener Goldbronzeornamentation
mit ciselirten und geäzten Einlassungen sowie verschiedene
kleinere Medaillons und Appliken mit sigürlichen Vor-
würfen (Thewalt) wetteisern in der Feinheit der Aus-
führung mit den besseren Goldschmiedearbeiten. Noch
in höherem Maaße trisft dies aber zu bei den Wafsen,
Stempelschneidwerken unv Uhren, auf die wir einen
näheren Blick noch werfen müssen. Tll.

kunstliteratur.

Hans Holbein's des Aelteren Silberstistzeichnungen im

k. Museum zu Berlin. Lichtdruck von A. Frisch,

Text von Alfred Woltmann. Nürnberg bei

S. Soldan. Fol. 1. Abtheilung. (1876.)

Originalhandzeichnungen berühmter Künstlec besitzen
sür den Kunstfreund wie für den Kunstforscher einen be-
sonderen Reiz. Das Genie ihres Urhebers zeigt sich in
denselben in primitivster Reinheit und Durchsichtigkeit,
während es in den vollendeten Werken nnr zu oft unter
der Last der langwierigen Ausführung ermattet. Es ist
sehr belehrend, den Künstler zu belauschen, wie er die
Natur, das Seelenleben, die Wirklichkeit ansieht und mit
flüchtigen Zügen auf's Papier hinschreibt. Man hat darum
mit vollem Rechte stets Originalzeichnungen berühmter
Künstler zu schätzen gewußt und gesammelt. Das Beste
und als Original Anerkannte besindet sich nun freilich
in sesten Händen, in ösfentlichen Sammlungen, und der
Kunsthandel bringt nur sporadisch echte Zeichnungen
alter Künstler auf den Markt. Eine Erfindung der
Neuzeit hat es indessen ermöglicht, auch diese Art von
Kunstwerken zum Gemeingut eines weiten Kreises von
Kunstfreunden zu machen, ohne erst Zuflucht zum Kunst-
druck nehmen zu müssen. Es ist die mechanische Ver-
vielsältigung vermittelst der Photographie, die vor dem
Kunstdruck hier den Vorzug hat, die Zeichnung unver-
sälscht, in ihrer vollen Wahrheit getreu wiedergeben zu
können. Und nachdem vollends in neuester Zeit sich aus
derPhotographie/ der vergänglichen chemischen Herstellung,
der sogenannte Lichtdruck (die Heliotypie) entwickelt hat,
der mit Druckerschwärze arbeitet und also unveränderlich
ist, erhalten wir Blätter, die allen Anforderungen des
Sammlers wie des Kunstforschers genügen.

Jedermann weiß, was auf diesem Felde bereits
geleistet wurde; sast alle größeren öfsentlichen Samm-
lungen von Handzeichnungen sind bereits reproducirt
worden. Wir erinnern nur an die Masse von Blättern,
die aus dem Atelier von Braun in Dornach hervor-
gegangen sind. Eine partielle Sammlung ist die hier
vorgesührte, eine kleine Sammlung, die indessen in
 
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