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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Italienische Dankadresse an das Freie deutsche Hochstift
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Die kunsthistorische Ausstellung in Köln, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0388

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Die kunsthistorische Ausstellung in Köln.

764

des Wissens und der Kunst erhellt zu haben, so ist es
für uns keine geringere Ehre, daß heute jenes Licht,
von Fremden znrnckgebracht, nach Jtalien heimkehrt.
Die alte Meisterin ist darauf stolz, daß ihre Schüler
von ehedem in neuer Zeit eine solche Höhe erklommen
haben, und sühlt sich verpflichtet, ihrerseits ihnen nachzu-
eifern in der Bestimmtheit des Willens und iu der
Festigkeit der Vorsätze. Italien betrachtet jetzt seine
große Vergangenheit nicht in eitler Prahlerei, sondern
um sich wieder' würdig zu machen, seinen Platz unter
den edlen Schwesternationen einzunehmen.

Heil dem Andenken Wolfgang Goethe's!

Heil der Stadt Franksurt am Main!

Heil dem deutschen Volke!

Gegeben zu Florenz am 28. August 1876.

Für das Florentinische Komits:

Prof. Emilio Santarelli.

Cav. Guglielmo Enrico Saltini
Secretair."

Es besteht die Absicht, für den angegebenen Tag
die öffentlich in der Akademie ausgestellten Festgeschenke
an ihre Adresse gelangen zu lassen.

Florenz, 18. August. T. ik. k..

Die kunsthistonsche Fusstellung in Köln.
m.

Die ausgestellten Waffen weisen aus dem Mittel-
alter eine so seltene Auswahl historischer Prunkschwerter
auf, daß diese Specialität wohl unerreicht dasteht; da-
gegen scheint man sich in Ansehnng der Renaissance-
Waffen wesentlich aus die Veranschaulichung der ein-
zelnen Kunstarten in wenigen aber mustergiltigen
Stücken beschränkt zu haben. Die erstere Periode er-
öffnet ein Prachtschwert der Stistskirche zu Essen aus
dem 11. Jahrh., dessen in Goldblech getriebene Scheide
Arabesken mit phantasievollen Thier- und Vogelsigura-
tionen zeigt, während das goldene Gefäß mit Edelsteinen
und Emailplättchen in Filigranoruamentation geschmückt
ist. Beides, Scheide wie Gefäß, bilden die votiven Zu-
thaten des Essener Damenstiftes zu der als Reliquie
verehrten älteren Klinge, mit der die Märtyrer Cosmas
und Damianus enthauptet seiu sollen. Aus dem 14.
Jahrh. folgen hieraus ein Schwert der St. Georgskirche
zu Köln mit emaillirtem Knaufe und Griff und edlen
Maaßwerkverzierungen der Scheide sowie das Prunk-
und Richtschwert der Stadt mit slachem, vergoldetem,
das Kölner Wappenschild tragendem Knopf auf ornamen-
tirtem, lederumzogenem Griff mit gerader Parirstange;
aus dem 15. Jahrh. das Kurschwert des Domes mit
silbervergoldetem, stilvoll gegliedertem, gothischem Griffe
und ähnlicher, auf beiden Seiten von durchbrochener

Laubornamentation mit dem Wappenschilde des Erz-
bischofs Hermann von Wied geschmückter Scheide und
endlich aus der Maximilianzeit noch das Schwert des
Herzogs Ernst von Bayern in stlberbeschlagener Leder-
scheide mit besonderem Besteck; Griff und Parirstange
desselben sind in Eisen geschnitten und mit Holz und
Bein eingelegt. Goldgeäzte, edelgeschwungene Hellebarden
und Partisanen, eine Auswahl von Degen und Dolchen
mit goldtauschirten, silbereingeschlagenen, emaillirten,
ciselirten, gold- und silber- oder eisengeschnittenen Ge-
fäßen, erlesene Schnßwasfen mit kunstreich in Ebenholz
und Elsenbein eingelegter Schäftung und reicher Eisen-
ciselirung, zusammt einer Kollektion der zierlichsten
Pulverhörner in jeder artistischen Behandlung führen
uns dann im Vereine mit mehreren gravirten und ge-
äzten Rüstnngen in die ganze phantasievolle Waffen-
schmiedekunst der Renaissance, deren Beranschaulichung
vorzugsweise die Sammlungen des Fürsten von Hohen-
zollern, Grafen Fürstenberg auf Stammheim, Professor
Camphausen in Düsseldorf, Thewalt, Bourgeois, Disch zu
Köln übernommen haben. Wir können indesseu diesen
Kunstzweig nicht verlassen ohne einer herrlich getriebenen
Dolchscheide des Germanischen Musenms zu Nürnberg
mit mythologischen Darstellungen in vollendetster Aus-
führung sowie einiger in die Waffentechnik sallender
Eisenkästchen Erwähnung zu thun, von denen eines
(Prof. Mohr, Köln) silbereingeschlagene und goldgravirte
Ornamentation, mit plastischen Renaissanceappliken, ein
anderes figurenreicheReliefs in getriebener Arbeit(Thewalt),
ein drittes endlich lanvschaftlicheSujets mit einer spanisch-
maurischen Ornamentumrahmung in delikatester Silber-
und Goldtauschirung (derselbe) ausweist.

Für sphragistische Studien gewährt eine Aufstellung
geschnittener mittelalterlicher Siegel — sast ausschließlich
zur Sammlung H. Garthe gehörig — interessantes Mate-
rial. Besondere Aufmerksamkeit erregen ein Petschaft
Karl's des Großen in einem Bronzeringe und ein Siegel
der Stadt Gelnhausen mit den Brustbildern des Kaisers
Friedrich Barbarossa und seiner Gemahlin Beatrip.

Den Schluß der Metallabtheilung bildet endlich eine
seltene Auswahl von Stand-, Reise- und Taschenuhren
der letzten drei Jahrhunderte im prächtigsteu Renaissance-
ausbau; darunter eine astronomische Uhr des Schlosses zu
Münster mit vier durchbrochenen und gravirten Ornament-
etagen von Goldbronze, welche das auf zwölf Zifferblätter
berechnete Gangwerk umgeben. Das zahlreiche Genre der
kleinen viereckigen Standuhren mit Kuppeldach vertritt
wohl am eigenartigsten eine 0,17 M. hohe Uhr auf ciselir-
tem Fuße mit figürlicheu Silberreliefs von großer Schön-
heit zwischen den die Kanten flankirenden Säulen, von
einem niederrheinischen Künstler Iac. Stevensen (The-
walt). Hochgeschmackvoll ist eine kleiue Standuhr in
Ostensorienform, deren balusterförmiges Mittelstück auf
 
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