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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die Festbauten in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0403

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n Iahrgang.
Lcitrnge

find an vr. C. V. Lützow
(Wien,TheresiLnumgasse
25) od. andie Verlllfisl).
(Leip.ng, Königsstr. 3),

22. September

Nr. 50.
Inserate

n 25 Pf. sür die drei

187«.

Beiblatt znr Zcitschrist siir üildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die ALonnenten der „Zeitschrift sür Lildende Kunst" grslis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie anch bei den dentschen nnd österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Die Festbauten in Leipzig. — Korrespondenz: Frankfurt a. M. — Radirungen von C. Geyer und von Naab. — Z. B. Berdells fi. — Vom Lay-ri-
schen Nationalmuseum; Erforschung und Erhaltung der Kunstdenkmäler in Preutzen. — Die Münchener Knnstakademie. — Die Olympia-Aus-
stellnng inl Mnseum zu Berlin. — Echter's Kompositionen zu Wagner's Nibelungen; Die Rottmann'schen Fresken. — Neuigkeitcn des Buch- und
Kunsthandels. — Zeitschriften. — Aukiions-Kataloge. — Znserate.

Die Festbauten in Leipzig.

Leipzig, 7. Sept. 1876.

8n. Von Augenblicksdekorationen sollte man nicht
viel Aufhebens machen, wenn sie dem Beschauer nicht
den Wunsch nahe legen, es moge dem Flüchtigen Dauer
verliehen sein. Daß dies bei den Festbauten zu Ehren
des kaiserlichen und königlichen Besuches in Leipzig am
5. September der Fall war, läßt sich in der Haupt-
sache mit Fug und Recht behaupten. Laut und leise
wurde dieser Wunsch geäußert, nicht allein aus der schau-
lustigen Menge heraus, sondern auch in den Kreisen
kunstverständiger Männer, die die Welt gesehen und
Jtaliens imposante Straßenprospekte kennen. Es ge-
reicht dem Künstler, aus dessen Phantasie der Plan
hervorging, zur großen Ehre, daß man an seinem Werke
im Grunde genommen nichts zu tadeln fand, als daß
die Ausführung nicht früh genug begonnen oder, wenn
man lieber will, zu spät zu Ende geführt wurde. Bau-
rath Lipsius ist bekannt als ein Meister der Dekoration.
Von ihm rührt unter Anderm die feine, im iralienischen
Renaissancestil gehaltene Ausschmückung des großen Fest-
saales im Schützenhause her. Jhm dankt auch die Stadt
den stattlichen Bau des neuen Johannishospitals, dessen
Mittelbau-Fa^-ade sreilich nicht gerade zu den glücklichsten
Lösungen architektonischer Probleme zu rechnen ist.

Der Hauptgedanke, von dem Lipsius bei seiner Auf-
gabe uä lloo ausgegangen war, lag in der Gestaltung
des Augustusplatzes zu einem prächtigen Forum, einer
großen Festbühne, die Zuschauerraum und Scene zugleich
war, Scene für die hohen Festgenossen, denen am Abend
des 6. September vom Balkon des Theaters herab das

Schauspiel eines glänzenden Feuerwerks geboten werden
sollte, Zuschauerraum für die vielen Tausende von
Menschen, auf deren Zudrang bei dieser Gelegenheit zu
rechnen war.

Es lag nahe, daß es das Zweckdienlichste war, den
weiten Platz, der zu den Seiten des Mnseums unregel-
mäßig in den Parkanlagen der Ringstraße verlänst, durch
seitliche Scheinbauten abzuschließen, die zugleich der etwas
nüchternen Architektur des Museums unter die Arme
greisen konnten. Lipsius wählte dazu das Motiv einer
dorischen Säulenhalle, die, vermittelt durch einen vor-
springenden, sich nach allen vier Seiten in Rundbogen
öfsnenden Thorthnrm, in einem Viertelskreise beiderseits
an das Museumsgebäude anschließt. Die slankirenden
Thürme, deren Kranzgesims in kräftig vorspringender
Profilirnng auf ionischen Säulen ruht, reichen bis zur
Höhe des oberen Geschosses des Musenms und wieoer-
holen sich, als Schlußpunkte der Kolonnaden einander
gegenüber liegend, so daß die Achse der Thore genau
mit der Portalachse des Augusteums zusammenfällt.
Störend für den Eindruck war nach Seite der Univer-
sität nur, daß die Festbauten den unteren Theil der
Fa^ade des langgestreckten Gebäudes verdeckten, des
einzigen an der nördlichen Langseite des Platzes, welches
ein monumentales Gepräge hat.

So war der Platz anf der westlichen Schmalseite
in einer dem Halbkreisbogen sich nähernden Form ge-
schlossen, ohne doch den Gesichtskreis zu beengen. Die
breite Fahrstraße, die den Platz zwischen Museum und
Theater in zwei ungleiche Theile zerlegt, erhielt sodann
am Ausgang und Eingang eine den Römerbauten dieser
Art mit freier Phantasie nachgebildete Triumphpsorte,
 
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