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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Müller, Sigurd: Cave Clementem
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0419

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XI.JahrMiig.

Sciimge

flnd anvin(5. v.Liit;vw
(HSien,Theresiauunlgasse
25) od. andie Vevltlgsh.
iiLeipzig, Königsstr. 3),

6. Oktober

Nr. 52.
Inseraie

L 25 Pf. fnr die drei

187«.

Bciblatt znr Zcitschrist siir bildendc Knnst.


Jnhalt: Cave Clementeni. — Geymüller, H. v., Die nrsprünglichen Plcine von St. Peter in Rom. — Joseph Holzer fl; Rudolph Henneberg fl. —
Programm der Pariser Weltansstellnng 1878; Die Festspiele von Bayreuth; Der Bau der künftigen kgl. Bibtiothek in Berlin/— Zeitschriften.

Cave Clementem.

Der Schriftsteller, der aus seinen Studien über
Kunstwerke in den großen, weltberühmten Sammlungen
irgend etwas veröffentlicht, wird selbstverständlich einer
ebenso wirksamen wie vielseitigen Kontrole unterworfen
sein; werden ja doch die Galerien von Dresden, Berlin,
Wien, Paris, Florenz u. s. w. alljährlich von Hunderten
und aberHnnderten mehr oder weniger qualificirter Kunst-
ienner besncht, denen es srei steht, die Resultate des Bericht-
erstatters gründlich zu prüfen. Anders verhält es sich den
kleineren, abgelegneren und deshalb weniger besuchten und
seltener beschriebenen Sammlungen gegenüber. Der Kunst-
schriftsteller, der eine solche einmal besucht, kann seine be-
trefsenden Wahrnehmungen und Hypothesen drncken lassen,
ohne mit Nothwendigkeit eine Kritik derselben erwarten zu
müssen. Werden dann seine Erörterungen sogar in einem
der angeseheneren Fachorgane publicirt, so wird er in der
Regel künftig als eine viel citirte Autorität dastehen;
wahrscheinlich werden sich nicht Viele finden. die ihm
auf den Fersen folgen, nm seine etwaigen Nachlässigkeiten
und Jrrthümer bloßzulegen.

Aus dieseUmstände scheint sich Herr Graf Clsment
de Ris verlasten zu haben, als er im Novemberhefte
der bbnnstts äks Hknnx-nrts vom I. 1875 seinen
Aussatz unter dem Titel' „Uss niu8668 ä6 Oop6nlluAU6"
veröfsentlichte. Die folgenden Zeilen stehen als eine
Warnung da, daß man die Anweisungen des sranzö-
sischen Führers durch die Kopenhagener Galerie nicht
allzu vertrauensvoll ausnehme!

Die königl. Gemäldesammlung im Schlosse
Christiansborg enthält ungefähr 750 Bilder, darunter

von ältern Meistern 502. Von diesen stndet Herr Graf
de Ris einige dreißig der Erwähnung werth. Zu dieser
auffallend geringen Zahl würde ich Nichts bemerken,
wäre nur die Auswahl nicht so kritiklos getroffen wie
nur möglich. Die theils höchst vorzüglichen, theils durch
ihre Seltenheit ausgezeichneten Werke von Alexander
Beerestraaten, H. Dubbels (ein großes Hauptbild des
Meisters), A. v. Everdingen (eine fast einzig dastehende
Suite von Hauptbildern), Jakob und Salomon Ruis-
dael, Swanevelt (ein großes Stimmungsbild ersten
Nanges), Hondekoeter, Dirk Valkenburg, A. v. d. Neer,
Jsaak v. Ostade, Jsaak v. Nickele (ein köstliches Kirchen-
interieur), Paulus van Somer, Ioris van Son (ebenso
treffliche wie seltene Blumenstücke), Dou, Fr. Mieris
d. Ae., Slingelanvt, Th. de Keyser, Salvator Rosa
(zwei der allerbedeulendsten historischen Komposilionen
dieses Künstlers), Tintoretto (herrliches Mannsporträt)
und Parmegianino (das von Vasari so gerühmte Bild-
niß L. Cybo's) — alles dieses hat er nicht bemerkt;
dagegen interessiren ihn eine ganz ordinäre Aktfigur
(„Nebukadnezar" genannt) von Spagnoletto, einige nicht
eben hervorragende Landschastsbilder von P. van Asch,
Abr. Verboom und W. Romeyn, sowie die zum Theil
sebr unbedeutenden Arbeiten von Jan Steen, Dirk Hals,
Pieter Potter und Pieter Wouwerman. Jn Beziehung auf
die Kritiklosigkeit in der Wahl der vom Verfasser ge-
nannten Bilder läßt sich hier allerdings Nichts beweisen;
ich muß mich derselben gegenüber mit einem einfachen
Protest begnügen. Unter den, den einzelnen Kunstwerken
gewidmeten Bemerkungen wird sich aber nicht Weniges
sinden, welches die Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit
des Herrn Grafen Cl. ve Ris schärser beleuchten kann.
 
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