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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Konkurronzen. — Pcrsonalncichrichtcn. — Sammlnngcn nnd Ausstellungcn.

366

^6.8

Äsche und Reste vsrbrannter Gebeine. Verschiedene
bxi j,, enthielten einfache Graburnen von rohem Thon, der
^rabn'- ^llesten Berührung an der Luft zerfiel. Jn zwei
.^'n fanden sich römische Urnen von torra siyjillata

vdxO>A"en fanden sich römische
biks nichtiger aretinischem Thon. An der Beschaffenheit
i,i tothen Erde läßt sich annähernd die Zeit bestimmen,
fäs,„^dlcher die Knochenreste beigesetzt wordeitz sind. Die Ge-
zej'^ n»s der Zeit der Kaiser des Augusteischen Hauses
stch von den spüteren durch Schönheit der Form,
fchl^.Feinheit der Masse und Gttte der Arbeit aus. Auf-
Ecb„r verschieden von ihnen sind die Urnsn, Krügs unv
isoi-n?" "Us den Gräbern des zweiten JahrhundertS. Die
«kbei! ^^ibt zwar noch disselbe, aber die Masse, ihre Be-
l8x..s uug und Färbung verschlechtert sich und zeigen den
tiii> u ^kr Töpferkunst. Die gebrannten Gesätze von
schtzU A^iilata aus der Zeit der ersten Kaiser haben die
'Uktm.s glänzendste Röthe, eine steinartige Härte, einen
d^ uihelleu Klang, reiche, mannigfaltige Ornamente. Jn
»n ,3eit der Flavier ist die Erde zwar noch echt, wie man
Ujp rothen Bruche sehen kann, aber schon nicht mehr so
!,stud fein; sie scheint mit gewöhnlichem Thon vermischt
»istUUn. Ju den Gräbern aus der Zeit der Antonine findet
Die ^ue rothen Thongefäße von echter aretinischer Erde.
ki»e ^urnien sind zivar noch gefällig, aber das Material ist
khus.^gens präparirte, mit Mennig gefärbts und mit einer
>»k^"chen Glasur versehene gcmeine Thoncrde; sie kann
Bezug auf den Glanz noch auf die Haltbarkcit den
mit dem echten Thon aushalten. Die beiden bei
»g^chenberg ausgcgrabenen Urnen stammen unzweifelhaft
^byu r Zeit der Äntonine; sie zeigen nicht den feinen reinen
i»m" der ersten Kaiserzeit, sondern den gemischten und
^I,^len aus dem Ende des zweiten und Anfang des dritten
l>i-djs U>nderts nach Christi Geburt. Die eine ist 7 Centimeter
sih^j u»d .» Centimeter hoch, ohne jedes Ornament und
istvea ihrer Einsetzung in das Grab schon zu anderen
8 C^u i» Gebrauch gestanden zu haben; die andere,
Hju^uueter hxkit und 4 Centimeter hoch, zeigt ein aus
lich^^u, Sternen und gewundenen Stäben bestehendes zier-

l!'Ub°- Ornament. Die^Scherben der anderen Urnen aus
>»xj ^uiischem, grauem oder schwürzlichem Thon sind theil-
llnnz glatt, theilweise mit Rippen und Punkten ver-
Ar»,' .s^ufer den Knochenresten fand sich neben geschmolzenen

»ogUKstncken eine römische Fibula, dann ein kleines, dünnes,
sch»j.,sthr scharfes Schabinstrument, Reste von schön ge-
br»s"^uen elfenbeinernen Messergriffen und ein ziemlich
bej» ^ Stück eines zierlich gearbeiteten Kammes von Elfen-
gt»,' Beim Eintritt günstigerer Witterung werden die Aus-
Uugen sortgefetzt, bis das ganze Todtenfeld bloßgelegt ist.

(Köln. Zeitg.)

Aoiikurrtiizril.

^sso^,. Wiener Grillvarzcr-Dcnkmal. Der kürzlich in die

itviisUtlichkeit gedrungene Spruch der Preisrichter ttber die
i>!» Urrenzentwürfe zum Grillparzer-Denkmal hat das in
„Kunst-Chronik" enthaltene Votum unseres
he,»?ulen vollftändig bestätigt. Zunächst wurden die von
>vjj»s"°en als die beachtenswerthesten bezeichneten drei Ent-
s>e» Ureisgekrönt. Es erhielt nämlich den ersten Preis
E,»O,Utwurf mit dem Motto: „Das Denken ist nicht der
r>ih»l u°ung geschenkt; es wirkt als gestaltende Macht", her-
lstchcf? Uon Prof. Kundmann; der zweite Preis fiel dem
pl»st»ls z», melches die Devise „Jaromir" stthrt und dessen
wilh»;^wr Theil dem Wiener Bildhausr Weper entstammt,
». h !>d die fchöne Exedra von dem Architekten Freiherrn
^ar^enuuer worden sein soll; den dritten Preis

l>ii»s,? °er mit „katria" bezeichnete, von dem jungen Wiener
^»tlicn Hellmer angefertigte Entwurf. Äiit dieser Preis-
t>»ri» "ung ist sjcherlich Niemandcm Unrecht geschehen. Auch
^eig„uut nnser Referent Recht behalten, daß keiner der
Är» Zrönten Entwttrfe zur AuSftthrung gelangen soll. Die
M -», ? uämlich von der gleichen Ansicht ausgegangen und
stche »Uchan den drei preisgekrönten Bewerbern eine neuer-
» U»e» uknrrenz eingeleitet. Mit diesem Beschlusse freilich
M es uns nicht einverstanden erklären, da wir glauben,
?ti»stZ )weckmäßiger gewesen wäre, von einer auf drei
°werb„ beschränkten Konkurrenz, bei welcher zwei Mit-
u ledenfalls ganz leer ausgehen müfsen, abzusshen

und dem mit dem ersten Preise gekrönten Äonkurrenten die
Ausführung zu übertragen. Dabei hätte die Jnry dis von
ihr gewttnschten Abänderungen des ursprttnglichen Projektes
genau bezxichnen oder den Kttnstler nüt der Anfertigung
eines neuen Entwurfes nach einem bestimmten Progrnmme
betrauen können. Letzteres wäre unseres ErachtenS das Richtigste
gewesen, da wir die Ansicht unseres Rsferenten fefhaltsn, daß
Grillparzer jünger dargestellt werden foll, als es von Kund-
mann geschehen, und daß für dieses im Volksgarten nufzu-
ftellende Monument der Marmor ein passenderes Material
ist, als die Bronze. Zur Begründung dieser Ansicht hat
unser Referent ein nachträglich zu einem nrKnmontum nä
Iioniinsm gewordenss Beispisl gebraucht, indem er auf das
schöne marmorne Schubert-Denkmal Kundmann's im Wiener
Stadtpark hinwies. Freilich muß dieses im Winter bedeckt
werden und bleibt ungsfähr vier Monats im Jahre unsicht-
bar; allein wenn man die Wahl hat zwischen sinem Garten-
Monumente, an dem man sich durch acht Monats im Jahre
erfreuen kann und einer percnnirenden Statue, die niemals
zur rechten Wirkung gelangt, so kann man füglich nicht nach
der letzteren greifen.

ptrsoiialiiachrichttii.

Hofrath Or.Lchncr ist unter Beibehaltung seiner Stellung
als Bibliothekar an Stelle des verstorbenen Jntsndanten v.
Mayenfisch zum Direktor des fürstl. hohenzollernschen Mnseums
zu Sigmaringen enannt worden.

Sammtungril nnd Änsstrllnngrii.

0. ^.. Diisscldorf. Das treffliche Gemälde, Eigenthum
der Nationalgalsrie in Berlin, welches C. Hoff hier vor
Jahresfrist ausstellte, berechtigte zu größeren Hoffnungen
für die künftigen Leistungen de"s Künstlers, als sie jetzt das
im Salon des Hrn. Schults befindliche Genrebild erfüllt.
Nicht allein mußZnan sich die Bedeutung des Gegenstandes
mühsam zusammensuchen, sondern auch in der Ansführung
fehlt an vielen Stellen das Leben, und selbft die Farbe ent-
behrt den Schmelz, welcher sonst Hofs's Gemälden eigen ist.
Drei Personen sind in einem mit Gobelins ausgeschlaaenen
Gemache um einen Tisch versammelt, auf dem eine Land-
karte ausgsbreitet liegt. Der ältere Mann, die gelungenste
Figur, in Ausbruck und Bewegung lebendig, sehr gut in der
Farbenwirkung, beugt sich über dis Karte und scheint einen
besonderen Punkt, ohns Zweifel von Bedeutung für den
hinter dem Tische stehenden Offizier, z» suchen. Die englische
Druckschrift auf jener und dis rothe Uniform des jüngen
Mannes zeigen uns an, daß dis Scene in Großbritanien
spielt. Da cher Offizier den einen Arnr in der Binde trägt,
handelt es fich wohl um eine mitgemachte Schlacht. Ob ihm
solche Tapferkeit das Herz der jungen Schönen, welche im
Vordergrunde sitzt und nach der er halb schmachtend, halb
prüfend blickt, erworben hat, bleibt dahingestellt. Ein so
puppenhaftes Wesen wie diese verräth nicht leicht seine Em-
pfindungen. Dies Mädchen hat eigentlich keinen Körper,
und fraglich bleibt es auch, ob sie eine Seele besitzt. Daß
der tapfere Jüngling ihr Horz nicht bewegt, scheint natürlich,
da er weder Schönheit, noch münnliche Kraft und Energie
zeigt. Sehr störend wirkt es, daß man nur den Oberkürper
der Figur sieht und auch keinen genügenden Raum für die
Gestnlt zwischen Sopha und Tisch, die eng aneinander geklsmmt
sind, findet. Das scharfe Roth der Uniform, das blnßrosa
Kleid des Mädchens, die hellblauen Möbel, das Alles bildet
keinen harmonischen Zusammenklang der Töne. ^ Von den
Figurenbildern zur Landschaft machen die Gemälde von
Schuch den besten Uebergang. Landschaft und Staffage hält
sich dort die Waage. Auch in seinem letzten Bilde zeigt uns
dsr Künstler wieder eine Haidegegend, wie es schemt, sein
Lieblingsvorwurf, mit Ginster und EichengestrüpP- »n Hinter-
grunde einige größere Bäume, unter düsterm Wolkenhimmel,
schwermttthig, düster, eintönig. Diess Stimmung wird noch
erhöht durch einen am Horizont sichtbaren Brand. Von der
Richtung des in Flammcn stchenden Drtes her sprengen
Flüchtlinge über die Haide, Ritter in Waffen, deren einer
fich von dem Haufen abgetrennt hat, verwundet, erschöpft,
kaum noch auf dem Pferde hängend. Wie der Hirsch, welcher
zum Tode getroffen ist, sich von der Heerde absondert, um
 
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