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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Lampert, Friecrich: Altdeutsche bilder in der Münsterkirche zu Kloster Heilsbronn, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0382

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755

Kunstliteratur.

756

Gesichtsausdruck der bisher gcschilderten Bilder aufge-
wogen wird. Die untere Hälfte des Körpers ist mit
dem rolhen Mantel bedeckt; in der linken Hand trägt
er das Kreuz mit der Siegesfahne, an der rechten hebt
er die Schwurfinger empor, gleich als wolle er selbst
das Osterwort bethcuern: „Er ist wahrhaftig aufer-
standen!" Jn ganz Lhnlicher Weise hebt der Herr auch
Hand und Fahne bei der Himmelfahrt, die das letzte
Feld darstellt. Jn wirklich sehr schöner, belebter, die
gewöhnliche Steifheit wenigstens in der Gruppirung
überwindender Zusammcnstellung sind die Apostel auf
dem Oelberg versammelt, den ein in ihrcr Mitte stehender,
freilich auf Naturähnlichkeit wenig Anspruch machender
Oelbaum symbolisirt. Es sind ihrer zwölf, eine Zählung,
die bekanntlich nicht mit der Wirklichkeit stimmt; auch
Maria ist dabei, knieend, die Hände emporhebend; neben
ihr, mehr die Anderen, als den Herrn anschauend, Jo-
hannes, in der einen Hand die Bibel, mit der andern
auf seine Brust deutend, auf der wie ein Wappenschilb
die Taube des heiligen Geistes gemalt ist; Petrus trägl
die Schlüssel. Ueberall Leben und Bewegung: Eincr
flüstert dem Andern in's Ohr; Andere halten sich wie
geblendet die Hand vor die Augen. Der Herr schwebt
gerade über ihren Häuptern, die Wolke legt sich wie
ein grauer Schleier um seinen Leib, anstatt daß er,
wie soust wohl, auf ihr steht. Ein Engel kniet, sich
tief beugend, ihm zur Seite; cin anderer stürzt sich wie
kopfüber aus dem Himmel nieder, um dem Genossen zu
gleicher Anbetung sich zu gesellen.

Ueber das ursprünglich dazugehörige Seitenstück
des oben geschilderten Altarflügels, die schon erwLhnte
Kreuzigung, wollen wir uns nicht weiter verbreiten; es
ist uns zu viel an ihr restaurirt. Nur Eines wollen
wir als vom Alten geblieben und als eigenthümlich
hervorheben: daß Golgatha im Moment der Ver-
sinsterung gemalt ist, also ein entschieden dunkler
Ton das ganze Bilv beherrscht, wodurch auch die Laterne,
die ein Kriegsknecht zum Kreuz hinaufhält, sich wohl
motivirt. Friedrich Lampert.

(Schluß folgt.)

Äunstliteratiir.

Das Kloster zu Blauieuren. Eiu Führer, Kunstfreunden
und Fremden gewidmet von Karl Baur. Mit 28
Holzschnitteu und 6 lithographirten Plänen. Blaubeuren,
Fr. Mangold. 1877. 8.

Das dankenswerthe Schriftchen enthält, nach einer kurzen
historischen Einleitung über die Grünoung und die Schick-
sale des Klosters Blaubeuren, eine genaue Beschreibung
sämmtlicher Baulichkeiten und Kunstschätze desselben, vor
Allem des Hauptaltars und Chorgestühls, der berühmten
Meisterwerke Zeitblom's und der beiden Syrlin. Zur
näheren Erläuterung sind Grundrisse der Klosteranlage und
des Chors, sowie graphische Ansichten des Hauptaltars mit
Beischriften sämmtlicher an ihm angebrachter Brldwerke hin-
zugefügt. Die Chorstühle sind bekanntlich sehr verdorben;
kem einziger Kopf an den herrlichen Schnitzereien blieb von

dem Vandalismus der Menschen verschont. Jn neuester
Zeit hat man mit der Restaurirung des Werkes begonnen,
welchs unter der Leitung des Prof. Kleesattel in Geis-
lingen ausgeführt wird. Auch der Hochaltar ist vielfach
beschädigt; in die schönsten Malereien und Schnitzwerke sind
Namen eingekritzelt u. s. w. Es steht zu hoffen, daß die
vom regierenden König angsordnete Herstellunq des ganzen
Klosters allen diesen Schäden in entsprechender Weise dauernd
abhelfen wsrde.

Zum Schluß giebt der Berfasser eine kurze Beschreibung
der Stadtkirche von Blaubeuren mit dem schönen ZeitbloM-
schen Flügelaltar, welcher kürzlich ebenfalls restaurirt wurde-
und zwar von dem Maler F. Dirr in Ulm. Endlich ist
für diejenigen, welche den Meistern der Ulmer Schule ihr
Studium widmen wollen, noch auf die prächtigen Altäre
von Merklingen, Scharenstetten, Wippingen und Lautern
(sämmtlich in der Nähe von Blaubeuren) hingewiesen.

« Kunsthistorischc Bildcrbogen. Die Vcrlagshandlung
dieses Bl. wurde von Gymnasiäl- und Universitätslehrcrn
wiederholt darum angegangen, aus dem reichen Holzschnitt-
material, welches sich in ihrem Besitz angehäuft hät, Bilder-
bogen zusammenzustellen, welche bei Vorträgen als Anschau-
ungsmaterial dienen können. Die ersteu beiden Sammlungc»
solcher kunsthistorischen Bilderbogen liegen uns in 48 Blättern
vor, welche die Geschichte der antiken, altchristlichen und
muhammedanischen Kunst umfassen und mehrere hundert Ab-
bildungen in aeschichtlicher Zusammenstellung enthalten. Die
Mehrzahl der Blätter sind der Architektur und architektonischen
Dekoration, die übrigen der Plastik und dem Kunstgewerbc
geividmct. Die architektonischen Darstellungen gebeisisowohl
Ansichten, als auch Grundrisse, Durchschnitte und Details der
wichtigsten Monumente, so daß dieBlütter für kunstgeschichtliche
wie für Vorträge über Stillehre gleich gut zu verwendeu sind.
Das Format ist ein mätziges Querfolio; die Tafeln können
also dcn Schülern bequem in die Hand gegeben werden-
Die ganze Publikation ist auf 10 — 12 solcher SammlungeN
berechnet, wird somit ein autzerordeutlich reiches Material dar-
bieten. Jede Sammlung (zu 24 Blatt) kostet 2 Mark; die
Bogen sind auch einzeln (zu 10 Pf.) zu bezieheu; 10 Bogen
kosten 1 Mark; auf 100 Bogen werden 10 gratis geliefert.

— Die Ausführung des Unteruehmens darf, was Wahl
und Wiedergabe der in den ersten Sammlungen enthaltenen
Darstellungen betrifft, im Ganzen gelungen genannt werdem
Einzelne Ünterschriften bedürfen jedoch der Berichtigung-
So ist auf Bl. 6, unter Fig. 11 die Stirnmauer des Zu-
schauerraums vom Dsatro couiioo zu Pompeji irrthümlich
als Theil des Dionysostheaters in Athen und der widder-
tragende Hermes auf Bl. 18, Fig. 1 als zum Dionysos-
tempel (?) in Athen gehörig bezeichnet: Versehen, welche bei
den folgenden Abdrücken sich leicht werden ausmerzen lassem

— Wir empfehlen das nützliche Werk der Beachtung aller
Kunstfreunde und besouders der Lehrerwelt auf's angele-
gentlichste.

II. 0. Lichtdruckc nach Gemäldcn lebender holländischer
Meister. Die Kunstanstalt von Wegner L Mottu zu Amster-
dam hat ein recht dankenswerthes Untsrnehmen begonnen,
indem sie einen Cyklus von Gemälden, welche in dieseM
Jahre im Amsterdamer Kunstverein „^rti L ^mieitius" zur
Ausstellung kamen, in unveränderlichem Lichtdruck reprodu-
cirte. Unter 200 Gemälden wurden 50 der besten ausge-
wählt, die uns von dem Streben und den Leistungen der
jüngsten niederländischen Malerschule ein recht gutes Bild
geben. Auher den Hollänvern findeu wir in der hübschen
Sammlung Calame durch eine Loggia auf Capri vertretem
Die Lichtdrucke, auf Bristolkarton aufgezogen, lassest
nichts zu wünschen übrig und verdienen die Aufmerksamkeit
des kunstliebenden Publikums.

II. 0. Map Bach hat bei Veit in Karlsruhe ein „Muster-
buch für Zeichner, Lithographen, Graveure und Kunstgswerbe"
(bisher in 2 Abtheilungen) herausgegeben, eine „Samin-
lung von Ornamenten, Titelverzierungen, Schriftarten,
Vignetten, Dekorationen, architektonischen Details, Kostümen,
Wappen rc. aus der spätgothischen und Renaissance-Zeit"'
Der Kritiker eines Buches weitz häufig nicht, daß ein mangel-
haster Buchtitel aus weiß Gott welchcn Gründen gcwähll
wurde und tadelt hart das Mißverhältniß zwischen Aiifschrist
 
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