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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Das Rubensfest zu Antwerpen, [2]
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Die Konkurrenz für die Ausschmückung des Kaiserhauses in Goslar
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0411

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Die Kankurrenz für die Ausschmückung des Kaiserhauses in Goslar.

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beigewohnt und den „schwarzen Kapitän" im flandrischen
Theater gesehen, gern bei unserer sportlichen Neigung
den für Nordniederland charakteristischen Trab- und den
andern Rcnncn, doch wer konnte in dieser Ueberhäufung
Allem gerecht werden?

Gilt es doch anch in dem Andern kurz zu sein
und muß das Eingchende Specialberichten überlassen
bleiben, respektive ist auf das officielle Werk zu ver-
weisen, welche Herr Gustave Laghe, der geehrte Redak-
teur des Journals „Im tsävimtion urtistiWo", in einer
Stärke von 400 Seiten zum Angedenken dieses Rubens-
festes herausgiebt.

Nur anführen, nicht beschreiben können wir den
bcrühmten drootsn Iiistorisolion Lnnstoptootit, den
im Auftrag des Gemcindevorstands die L.6ä6rislcunior
äo Oiisttirlr (der Oelzweig) in's Werk gesetzt hat mit
seinem Riesen, dcm Wallfisch, der Wasscr und Fcuer
speien kann, dem Schiff, den altcn Gilden, Banner-
trägern, Magistratcn, Künstlern, Rederijkers (den nieder-
ländischen, bis auf den heutigen Tag bestehenden nnd
in ihrer Art florirendcn Meistersängergesellschaftcn), und
den kolossalcn Triumphwagcn, genannt Illut iux, ikiun-
t^n-Zlorstn8, Rubens' Meisterwerk, und Rubens.

Diescr große Kostümzug wurde von Vielen als
die Krone des ganzen Festes proklamirt und betrachtet.
Die am erstcn Abend seiner harrendcn Bewundercr, zu
denen auch wir gehören wollten, machten keinen kleinen
Thcil der Bevölkcrung Belgiens aus. Doch der Him-
mel benahm sich unanssprcchlich rncksichtslos. Nach
kurzer Ankündigung durch einige Blitze und Donner
öffnete cr seine Schlcusen; cine Sindfluth (Sündfluth
zu sagen ist ja jctzt so insmvuis ^snrs, wie noch enge
Beinkleider zu tragcn) stürzte hernieder, schwemmte Ge-
rechte und Ungerechte, Männliches und Weibliches,
Durstige und Feuchte, Nüchterne und Angeheiterte von
dcn Straßen und schwabbte sie nach Hause oder in die
Kneipen.

Welche Schimpfwörter da wohl zum chernen Himmel
gestiegen sind! Wir wissen nur, wie wir, in unserem
Fenster der Dinge harrend, murrten. Doch seine Don-
ner übertönten Alles, seine Wasser löschten die Jllnmi-
nation, die so großartig hatte werden sollen, aus und
mit dcm Aufzug war es den Abend vorbei.

Für die ihn executirenden Personen und die kost-
baren Ausstaffirungen war es ein Glück, daß das Ge-
witter anfing, als man sich nach der gewöhnlichen Ver-
spätung in Bewegung setzen wollte, aber Alles noch
unter Dach und Fach war. Dic Ordncr sistirten den
Abmarsch und somit geschah in dieser Bezichung kein
Schaden. Allcs konnte sich im vollsten Glanz in den
nächsten Tagen zeigen. Ein drcimaliger Umzug durch
je vcrschiedene Straßen war von vornherein festgesetzt
worden. (Fortsetzung folgt.)

Die Konkurrery für die Äusfchmückung des
Kaiferhanfes in Goslar.

Wenn es noch eines nenen Protestes gegen das
Konkurrcnzwesen, wie es gegenwärtig gehandhabt wird,
bedürfte, so wäre der Ansfall der Goslarer Konkurrcnz
dazu angethan, dicsen Protest in unzweideutiger Weise
einzulegen. Wohl noch niemals hat cinc Konkurrenz
ein im Ganzen so dürftiges und im Einzelnen so un-
bedeutendes Rcsultat gehabt.

Jm Dezcmber 1876 erließ der preußische Kultus-
minister eine Einladung an „die preußischen und dic in
Preußen wohnhaften Künstler", Entwürfe zur Aus-
schmückung des Kaisersaales im Kaiserhause zu Goslar
mit Wandgemälden bis zum 15. August 1877 an dic
königl. Nationalgalerie cinzusenden. Das Programm
schrieb für den Jnhalt der Entwürfe nur vor, daß
das Mittelfelv übcr dem Thron eine Darstcllnng der
Proklamation des deutschen Kaiserreiches cnthalten solle,
und daß für die übrigen sechs Wandflächen die Wahl
von Gegenständen ans der Epoche der dentschen Gc-
schichte von 1050 bis 1253 wünschcnswerth sei. Fer-
ner cnthielt das Programm folgenden, übrigens bei
jeder Konkurrenzeinladung stereothpen Passns: „Nach
Ertheilung der Preise (für dcn besten Entwurf 4000 Mk.,
für den zweitbesten 2000 Mk.) bleibt wegen Ausführung
dcs mit dem ersten Preise gekrönten Entwurfs durch den
erfindenden Künstler besondere Berabredung und Be-
schlußfassung vorbehalten. Sollten sich deshalb Anständc
ergeben, so bleibt der Staatsregierung unbenommen, den
mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Entwurf durch
seinen Urheber ausführen zu lassen oder, wenn anch hicr
Bcdenken cntstehen, einen anderen Künstlcr mit der Ans-
führung eines anderen Entwurfes zu beauftragen."
(S. Kunstchronik 1877, Sp. 183, 184.)

Wenn man diesen inhaltsschweren PassuS scharf
in's Auge faßt und andercrseits die zahlloscn Unzuträg-
lichkeiten, die bislang jcde Konkurrenz in Preußen im
Gefolge gehabt, mit in Betracht zieht, so darf es nicht
Wunder nehmen, daß nur elf Künstler aus prcußischen
Landen der Einladung Folge geleistet haben, obwohl
die künstlerische Seite der Aufgabe im höchsten Maße
verlockend war. Elf Künstler haben sich an der Kon-
kurrenz betheiligt und untcr ihnen nicht cin cinziger
von den Malern ersten Ranges oder von denen, die
sich in jüngster Zeit durch monumentale Arbeiten einen
Namen erworben — A. von Werner, A. von Heyden,
Knille, Janssen, P. Meyerheim u. s. w. Künstler von
Renommse sind nur vier unter den Konkurrenten: Bleib-
tren (Berlin), Baur, Wislicenus und Schmitz (Düsscl-
dorf). Die übrigen — v. Deutsch, Striemer (Berlin),
Knackfuß, Bcckmann, Röber (Düsseldorf), Iunghans
 
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