Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

DOI Artikel:
Schneider, Friedrich: Der Bildschmuck des Heidelberger Schlosses, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
F>. Ialwtzcmtz.
Beiträge

sind an Prof. Dr. L. von
kützow (wien, Tsiere-
sinnmnanssc 25) oder an
die verlagskandlung in
keipzig zu richten.

s8. April

Niv 27.
Inserate

ü 25 pf. für die drci

s878.

Beiblatt ^ur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erschcint jede wochc am Doimersillg, für die Adonncnten der „Zcitschrift für lnldende Rnnft" grntis: für sich nllcin bezogen koslet der
Icchrgang s) tNnrk söwolsi ini Lnchhandei nis oncii bei den deutschen nnd östeiieielnseiien postnnslolnn.

t: Der Liidsännuek dcs «eidelüerner c-chlosses. iSchliisj.) — Aorrespondcnz: Uew-York. — Eine Gcschichte dcr Malcrci: Ein neucs werk
»on w Ltibke >, 'rntscü' Lüchei-Mrnainentik der Renaissnnce: yandzcichnnncien von L. j. trcssing. - Adolxsie vioilct le-Dnc t:

Gül-crt Scott '-k ' Ät Llandins ftacanand -f. — Dic Aonknrrenz un, dic ncne petrikirche in Lechzig. Ans den pcrnicinentcn Aus
stcllungen in Düsscldorf- ><nnstanss,ellu„g in Aom. - Das Musenm zu schwcrin. — Zeitschrift-N. ^ Inscratc.

Nildschinuck dcs Heidelberger ^chlosses.

(Schluß.)

Hinsichtlich der frcicn Standbildcr ist, wie vbcn
«»gegeben, von vornhcrein gewiß, daß Colins sie auch
Nvn Gehilfen dnrftc hancn lasscn; cine Bctrachtung dcr
^'»zelnen Arbeitcn bestätigt dicsc Annahinc. Die cin-
s°lnen Standbilder sind von sehr nnglcichem Werthe.
^'» Ganzcn ist an densclben eine gewisse Lcere und
^ußerlichkeit unverkennbar. Gleichartige, nianirirte
^lellungcn in den Beincn sind allgemcin; schwere, aus-
^»lllose Kvpfe, wie in der unteren Neihe bei Zosna,
^»»'son nnd Herkules wirken langweilig. Hie und da
llelen jedoch großartige Thpen hervor, die unverkennbar
»»f das Studium von Michcl Angelo deuten: so David,
'-''u Werk von gebundcner Kraft und hohcm Ausdruck; so
Sonnengvtt auf der Hohe, dcr hier entgegen der
hen Dcutung auf Bl. 680 nach einer lokalen

S-ark'sch

-^-i'adii

kch 'o» als Plulo gewiß irrig bezeichnet ist; so nauient-
li^ s"' »lächtigen Figur Les Caritas. Eigenthüni-
l cwegt und voll Enipfindung sind dic Figuren von
^ I»»ng „„d Stärke; anmnthig die des Mondes als
leist"^ anderen sind wcnig erquicklich als Einzcl-
l.j»»gen. Auch hier will es scheincn, daß die Vor-
> welche Liesem Statuenschinucke zu Grundc lagen,
>ii »»siorlich aufgcnonnncn und nicht geniigend

8»> ' »»d Blut übergegangcn waren; es sieht die

lstld^ ^llsichte noch äußerst angelernt aus; die Nach-
ebe^ ^er Antiken war unsercn nordischen Künstlern
lverd ll'lläufig. Dabei will jedoch nicht übersehen
ihen d' der allgenieinen und einzelnen Schwä-

Skülpturen sich den architektonischen Gesctzcn

bild-

»ur

verständig nntcrordnen und niit den banlichen Glicdcrn
sich zu ciner wohlthnenden Wirknng vereinigcn. Jn
dicscr Hinsicht wohntc den Kllnstlern jencr Zeit dnrch-
weg ein Verständniß nnd praktisches Vernivgcn inne,
welche ihncn nicht leicht cinc Arbeit inißrathen ließ; der. -
Otto-Hcinrichsbau kann gerade in diesein Pnnktc als
hervorragcndes Beispiel aufgeführt werden.

Die Fürstcnstandbilder an der HofseitOdcs'Fried-
richsbaucs stehen zu den vorerwähntcn in einein eigen-
thüinlichen Gegcnsatze. An der Stellc nihthologischer
und allegorischer Darstellungcn sind hicr grcifbare Ge-
staltcn dcr dentschcn Kaiser- und Fürstengeschichle gc-
wählt. Ans dcni fcriilicgenden Gebiete der Antikc stieg
nian auf dcn Bodcn der Wirklichkeit: anstatt Schemen
schuf der Mcisler des Werkes darum auch kraftvolle Ge-
stalten voll Leben nnd Wahrheit. Wie oben bemerkt,
ist Lübke der Architektur deö Friedrichsbaues einiger-
niaßen gcrecht geworden; nierkwürdigcr Weisc äußcrt cr
sich init Znrückhaltnng nnd eincr gewissen Einschränknng
über vcn figürlichen Schninck der Hvfseitc. Er findet ihn
nur „dem derbercn Charakter der Zeit nnd des Baucö
entsprechend" nnv wie Tavel klingt es, wenn dann gesagt
wird, daß in dicser Fignrenreihe „eine mchr realistische
Ausdrucksweisc iui Dicnste fürstlicher Hansintercsseii mit
ihren genealogischen Liebhabercien" getrcten sei (a. a.

O-, S. 315). Die kühle Erwähnung des Meisters
Sebastian Gvtz aus Chur, der init acht Gesellen die
Bildwerke ausgeführt, schließt die kurze Meldung über
den Gcgenstaiid. Wcr die Neihe der Figuren in den
vorliegenden Photographien durchmustert, wird wahr-
schcinlich von dieser grvßartigen Leistnng anders dcnkcn
und sich mächtig erwärmt nnd gehoben fühlen bei dem
 
Annotationen