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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Richter, J. P.: Beiträge zu Michelangelo's Karton der Schlacht bei Cascina
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0245
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479

Nekrolog.

erkaimt werden mnß. Beide sind durchaus identisch.
Der linke Arm ist ebenso eingekrümmt, wie in Holkham.
Ebcnso wie in der Grisaille lagert zwischen seinen
Füßen der mit t bezeichnete Krieger, welchen die Re-
konstruktion abtrennt und „in einen vom Liegen sich Er-
hebenden" (9) abgcändert hat. Daß im Sliche der linke
Unterarm desselben Mannes anders gelegt ist, als in
dem Gemälde unter t, hat darum keine Bedeutung, weil
dies dort die Handlnng erforderte.

H. Vaughan besitzt eine Federzeichnung unter
Michelangelo's Namen*) zu dem, „der sitzend sich um-
kehrt" (—- 11, lr). Jch halte das Blatt für eine
nicht sonderlich gelungene Fälschung, den Stichen nach-
gcbilvet, und kann dem Umstand keine Bedeutung bei-
messen, daß die Figur im Gegeusinn der Thausing'schen
Nekonstruktion entworfeu ist. Dieselbe Stufe künstleri-
schen Werlhes behauptet in derselben Sammlung die
Figur cincs nach liukS ausschreitenden unbekleideten
Jünglings mit erhobenem linken Arm, in Woodburn's
Katalog als David mit der Schleuder beschrieben.
Mau möchte dieseu Akt jetzt für den Karton der Schlacht
bei Cascina in Anspruch nehmen.

Von Gemälden, welche einzelne Figuren des Kar-
tons mehr oder minder treu wiedergeben, ist mir nur
die große Taufe Christi von Rubens, aus Lille, jetzt
im Museum von Antwerpen (nicht treu übereinstimmend
mit der Handzeichnung No. 518 im Louvre) und die
Darstellung desselben Gegenstandes von Joan van Sco-
rel, No. 106 des städtischen Museums zu Haarlem
bekannt.

London, im April 1878. I. P. Nichter.

Den vorstehenden dankenswerthen Mittheilungen
hätte ich beiznfügen, daß der von Passavant, Peintrc-
Graveur VI. x. 137, zu Givvanni Battista Scultore
nachgetragene Stich wohl identisch sein wird mit dem
Alaert Claessen zugeschricbenen, Passavant P.-G.
III. x. 42 No. 115: Ilonx uäolssosnts vo^u§6unt
snr nrsr äuns nno Locpniilo. Dort ist auch bemerkt,
daß die eine, die stehende der beiden Figuren dem
Stiche Marcantvn's Bartsch No. 476 (muß wohl heißen
426) entlehnt sei. Die Figuren entsprechen im Wesent-
lichen dem Wcgschreitenden und dem Liegenden in der
Grisaille von Holkham, also: -s- r, -s- t.

Jch hatte mich in meiner Uutersuchung auf die
Verzeichnung der italienischen Stiche bcschränkt. Gehen
wir darüber hinaus, dann möchte ich noch eines deut-
schen Holzschnittes erwähneu, in welchem nebst anderen
Figuren aus Marcanton'schen Stichen, auch zwei aus

*) Nachträglich bemerke ich, daß von Handzeichnungen
leider nur dieses und das folgende Blatt in der unten er-
wähnten Ansstellung Aufnahme gefunden haben.

48«

der Schlacht bei Cascina stammende Platz gefunden haben.

Holzschnitt von Hans Sebald Beha»',
^ ^5- Der Iungbrnnnen. In der Bade-

yaue zur Nechten, links von der mittleren Säule sicht
b,s an die Knie inr Wasser und von der Gegen-
! -te genommen den Heraufsteigendcii (— 2, - a) --nd
' '^uernden, der hinausweist (— 4, - o). Es g-eb-
ou dieseni Holzschnitte auch eine kleine Copie in Kupfe--
) von Zohann Theodor de Bry, wo dann die beiden
lguren wieder rcchtseitig erscheinen. Hoffentlich w--d
°-e Zusaminenstellung des auf die Schlacht Lei Casci»--
eznglichen Materiales sammt der Grisaille von H°lk-
am, zu welcher sich der Lnrlin§ton I'inö Tli'ts OIu«
n Ivndon soeben veranlaßt fand, noch mehr zur Klä-ung

M.

Nekrolog.

L. Wilhelm Pose, Landschaftsmaler in F--ankf"-t'
starb daselbst den 14. März 1878. Er gehörte zu °^,„er
nen Kreise jener Künstler, welchs mit Lessing ----° , '.„erst
in der Düsseldorfer Schule die Landschaftsmatcr » j„
selbständig pslegten, und schon deshalb würde st---A„rch
ehrenvollem Gedächtniß bleiben, auch wenn er ---' ,.j„„gt
zahlreiche treffliche Werke wohl begründcten R"«--! „»b„rei-
hätte. Pose wurds den 9. Juli 1812 in Düsielvon 4 .^„§-
und half zuerst seinem Vater, der ein geschickter ,,,,,rcree
maler war, namentlich bei der Ausschmückung - - tzjr

fürstlicher Schlösser. Dieser Umstand führte -jz n>
malerisch gelegene Burg Rheinstein, die d°---g,,s.e„ ge-
Düsseldorf residirenden Prinzen Friedrich von .'fsb,„!„!>-)
hörte, und hier erweckte der Zauber der vh°-----.Fb„, Bsi
den Drang in ihm, sich zum Künstler auszublwei -
seiner Rückkehr bezog er die Akadeniie, der er vo»

1835 mit fortschreitendem Erfolge angehörte. 0-- „ j,egob
schaft mit dem ihm befreundeten Andreas Achenva
er sich 1836 nach München, wo ihn Rottmann zu°, „ g.'.
tüng bei Ausführung seiner griechischen Landschas-ei
winnen suchte. Doch kam es nicht dazu, da Pow „„ch
ausbrechenden Cholera flüchtete und auf em ü,
Frankfurt a/M. ging, wo sein Bild „Burg Elz" °° „,.btzere>-
schen Jnstitut ängekauft wurde. Von »ishreren S „
Studienreisen nach Düsseldorf zurnckgekehrt, A»s

ein treffliches Bild „Schloß in Tirol", welches er >> s.
stellung nach Brüssel stmdte. Als er erfuhr, datz. dü)---'
nicht aufgehängt worden sei, begab er sich ru«„iälde

um sein Recht zu suchen. Es fand sich, daß Pos°/ , j „„ö-
nebst mehreren andern deutschen Bildern nicht cm . „jsi„„
gepackt worden war. Dies gab zu einer gründlichen Achlost
und ciner Erweiterung der Ausstellung Anlaß. Da-> --
in Tirol" erhielt einen Ehrenplatz, ein Lorbeerkraiio I ^ siy
seinen Rahmen, nnd der König der Belgier „ Pofs
seine Privatgalerie. Die belgischen Künstler
bewegen, sich in Brüssel nnzusiedeln, da aber M P„r>°
eine Braut seiner wartete, kehrte er, nachdem er n - jh„
besucht, dorthin zurück. Der Tod seiner Geliebten -j„-
aber bald wieder fort. Er machte eine sSl-

dienreise nach Jtalien und ließ sich dann im j,s,-eich(--
dauernd in Frankfurt a/M. nieder. Von sesn^- °,,/sj„j„ >--
Bildern sind hervorzuhsben: „Die Linde bei ^ero I ,
der Eifel" — „Die Mühle an der Ahr" -7 2--".'

Rhein" — „Die Burg nm See" — „FalkensteM „es
nus" — „Der Königsseo bsi Berchtesgaden" (»-- -. j>l»s

Großherzogs von Hessen) — dasselbe Motiv m >»!°

fassimg (zweimal wiederholt für die Herren Carl 0 L„,.j,i
Hermänn Passavant in Frankfurt) — „Salzburg „Aic
Plein aus gesehen" (im Privatbesitz in Cngland) „-„rti
Wasserfälle zu Tivoli" (bei Herrn Chr. Haak m ä' ^„jer»
— „Das Theater zu Taormina auf Sicilien" (in de
 
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