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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Ueber Sebastiano del Piombo und Giulio Romano von Iwan Lermolieff
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Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0283

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555

Das Museum für Kuust und Gewerbe in Hamburg.

556

nahm in jcnm Jcihren (1500—1504) Cima da Co-
ncgliano im Atclicr des Giovanni Bellini ungefähr
dieselbc Stellnng cin, wie L. Costa im Atelier von
Francia, nämlich die eines Direktors und Lehrers der
Kunstjünger, nnd dcr jnnge Sebastiano hat daher wahr-
scheinlick einen Carton des Cima im Atelier des Bcl-
lini als scin Tirocinium odcr Meisterstück etwa im
Jahre 1504 ausgeführt. Wcrke von ihm, welche
zwischen jenem erstcn Bilde und seinen giorgiones-
kcn Gemäldcn (S. Giovanni Crisostomo in Benedig,
Adonis und Venns in den Uffizien, weibliches Porträt
in Pitti u. a.) licgen, sind mir nicht bekannt. Die
ganz giorgionesken Lünetten in der Farnesina waren
im Jahre 1511 schon vollendet. Beiläufig sei bemerkt,
daß der sogenannte Alexanderkopf in einer jcner Lü-
nctten, mit Kohle gezeichnct nnd dem Michelangelo
sälschlich zugcschrieben, doch jedenfalls dem B. Peruzzi
angehvrt. Jm Jahre 1512 führte Sebastiano das
halb venezianische, halb raffaelisch - akademische weib-
liche Portrüt aus, welches als Fornarina in der Tri-
buna der Ufsizien bewahrt wird. Haare und Ohr-
gehänge sind hier mit Gold ausgcführt, das Gesicht
ist ganz übermalt, an den rothen nnd blauen fctten
Farben am Micder, an der Modcllirung des vollen
Armcs und an dem Ausdruckc des Wcibcs erkennt man
nnmcntlich den Sebastian del Piombo. Die Hand in-
dessen ist weder dic dcs Raffael, noch die des Michel-
angelo, noch wenigcr die dcs venezianischcn Sebastiano
selbst. Es ist eben ciiie akademisch cmpsundene nnd
modellirte Hand. Jch glaube daher, daß Sebnstiano's
Berührung mit Michelangelo erst von 1512 an datirt.

Der sitzende Polyphem in der Farnesina scheint
mir einer späteren Kunst seine Entstchnng zn verdanken,
als der des Sebastiano; er ist wahrscheinlich von G-
Ponssin gcmalt.

Bei der gefährlichen Berührnng mit Michelangelo
erging es dcm Benezianer, wie den meisten Transal-
pinen (Mabnse, Coerie, Penez u. s. f.), er verlor dabei
nicht nnr seine eigene Jndividnalität, sondern gleich-
sam seine Heimat. Er ist in spatcren Jahren ein
langweiliger, nnergnicklicher Colorist, nnd seine Zeich-
nnng, anf die er so grvße Stücke. hiclt, ist hart nnd
leblos, weshalb sie nns sehr kalt läßt. Daß die Zeich-
nung iin PetrnS Martyr von Tizian michclangelesk
sein svll, ist mir eine ebenso bcfremdliche Bemcrkung,
wie diejenige von Cavaleaselle, welcher in den späteren
Werkcn des Pordenvnc einen dnrch Sebastian ans
jenen Künstler bewirkten michelangelcsken Einfluß ivahr-
nehmen will. Ueber diesen Pnnkt wäre sehr viel zu
sagen... JnsprachlicherBezichung wärc „pitturs vnAÜs"
(S. 14) richtiger zn übersctzen mit „ angenehme (plsasam),
hübsch anzttsehende Gcniäldc." Vaxo hat im Jtalienischcn
hanptsächlich diese Bedentnng (viso vnpo, ckoniin vaZÄ).

>"liv Romano hat sehr wenig eigcnes originelles
^eben. Es ist schr interessant, dem-
^>""lua nackzugchcn. Man kann sich bort
. u 'crzengen, wie seine rassaelisckien Eindrücke nach
mi iiach por Art nnd Weisc des Mickielangclo
r rängt loerden. I„ pxx Arckiitektnr ahmt er sonlt
cr din .Oiichelangelo nacki. Dcnken Sie an den
duiten Gigantcnsaal, wo das Kolvssale mit dem Groß-
anigen verweckiselt ist, und selbst in dem von Jhnen
U"n Besten gegebenen Bacchanal (S. 29) ist z. B. der
"ßgott ganz und gar von Michelangelo entlchnt.
6ag in dcr Zeit; denn die Epoche der ächten
oreihcit n, dcr Kunst war mit dem Tode Raffacl's,
^520, Eude' es beganu nun die Epoche der
- uaick'ie in dcr italienischen Kunst und qleicherweise
-n Politik und Litteratur." ck. ?. L.

^as Zluseum für Aunst und Geiverbe
in Hamburg.

Am 25. Scptember vorigen Jahrcs begrüßte man
m der alteu Hansestadt die Einrick'tung dcr Anstalt,
welchc den obigeu Namen führt, nnd durfte es nin
so frendigcr begrüßen, als cs ein langer Weg war,
den man znrücklegen mußte, um an dieses Ziel zn gc-
angen. iLchrittweise nur kam man vorwärts; tang-
saiu und allinählick, crwarb man erst Schulen, dann
s-chahe, bis man endlich am obigen Tage mit bcidc»
IN II" von -Ltaatswegeu eigens dazu erbautes Gc-
UI Einzug Hcilti-'N konnte. Die zu dieser Fc'iel'
tz i ansgegebene Festschrift *) unterrichtet nns iin erste»
^apitel ziemlich ausführlich über die Entftehungsge-
! )ick,te des Museuuis, aus der wir im Nackifolgciide»
omen kürzen Anszug geben wollen.

ie er>te Anregnng vcrdaukt maii dcr „Hainbur-
Rlchen Gcscllschaft zur Befvrdernng der Künste niw
. iiiin Geioerbc", welche schon iin Jahre ihw'
^ 'smng, i7»5, deu gewerbliche» Untcrricht in de»
-miiv ihrer Arbeiteu gezogeu, zwei Jahre darnach ei»e
iirichtvklatse für Bauzeichneu und ini Lanse ei»es
ahrhundcrtS elf weitere, „Schulcn" genannte Klasse»
verschwdene llnterrichtSfächcr eröffnet hatle. 3"'
bevorstchende Feier ihres lOOjähri-
dieiü^??.^^ ^"laß dazu, die Frage zu berathcn, ol'
II- ^ubilaum nicht am besteu durch eine entscheidende
^ Gewerbeschule gefeiert werden könnte.

^obotc stehendcu Mittel zu eiuer den wacki-
, oen Anforderungen cntsprcchenden Erlociterung der
ivniicu alv unzulänglich crkaunt. Eiu in Fvisi^

- Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe.

Sestschrist zur Ervffnung des neuen Museuins-Gebäudes a»>
n'. n eptember 1877. Hamburg, Verlag des Museunis f»e
Kunst und Gewerbe. Druck von Ferdiimnd Schlotke. gi'
 
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