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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0002

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Iahrgang.

Beiträge

find an j!)rof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-

2^. Oktober

Nr. l u.2.

Inserate

Buch- u. 2<unsthcmdlung

s878.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis Leptember aLe ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende 2<unst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und öfterreichischen ssostanstalten.

ausstattung bürgerlicher wohnräume - Zum Ronkurrenz-Unwesen. — Der Kunstverein in Zwickau; Die siebzehnte ^auptversamnüung der ver-
bindung für historische Runst. — Ueoer das Denkmal Friedrich wilhelm's III. in Röln; Denkmal für den Herzog Rarl von Braunschweig
in Genf; Marinemaler Saltzmann in Berlin. — vom Runstmarkt: teipzig; Runftlagerkatalog von Franz Meyer in Dresden. — Auktions-

Die akadernische Aunstausstellung in Berlin.

I.

Nichts kaim charakteristischer für die derzeitigen
Kunstzustände in Deutschland sein, als die ebensv
mangelhafte wie spärliche Vertretung der historischen
Malerei auf der diesjährigen akademischen Kunst-
ausstellung, die doch die Quintessenz dessen enthalten
soll, was innerhalb eines Jahres an so reich belebten
Knnststätten wie Berlin, Düsseldorf, München, Weimar
und Karlsruhe geschaffen worden ist. So hoch man
auch alle ungünstigen Umstände, die während des ver-
flossenen Jahres anf die deutsche Kunsi nachtheilig ge-
'wirkt haben, die Pariser Weltausstellung, die Noth der
Zeit und Ähnliches, in Rechnung bringen mag, wir
bleiben am Ende immer wieder bei der leidigcn That-
sache, daß der Staat es an der nothdürftigsten Pflege
der Malerei großen Stils fehlen läßt, als der letzten
Ursache ihres Verfalls stehen.

Die deutsche Kunst hat, wie die Pariser Welt-
ausstellung zur Genüge bewiesen, nicht den mindesten
Grnnd, vor der französischen die Segel zu streichen. Zu
welcher Blüthe würde sich das verstoßene und ver-
kümmerte Aschenbrödel entfalten, wenn die verschiedenen
Staatsregierungen in Deutschland für die Museen ihrer
Haupt- und größeren Provinzialstüdte auch nur halb
so viel Historiengemälde erwerben wollten, wie es die
französische Regierung systematisch Jahr aus Jahr ein
thut. Zwei Dritttheile von der großen Menge riesiger
Historienbilder, welche man in berechtigtem Stolze auf
dem Marsfelde zu einem imponirenden Aufgebot ver-

einigt hat, sind im Besitze des Staates. Jn Deutsch»
land bleibt die Pflege der historischcn Malerei den
Vorständen der wenigen städtischen Museen, den Kunst-
vereinen und der Verbindung für historische Kunst
überlassen. Die Museumsvorstände haben das Be-
streben, ihre Sammlungen möglichst vielseitig zu ge-
stalten und im Allgemeinen auch eine Abneigung gegen
große Bilder, den Kunstvereinen fehlen die Mittel, der
Berliner Nntionalgalerie fehlt der Raum und die Ver-
bindung für historische Kunst ist allein nicht im Stande,
den Vcrfall der großen Malerei in Deutschland auf-
zuhalten.

Vier Wochen nach Eröffnung der Ausstellung ist
nvch aus München ein großes HistorienbilL gekommen,
zur guten Stunde, um das totale Fiasco der deutschen
Historienmalerei zu verhindern, der Todesgang Andreas
Hofer's von Franz Defregger. Wir sind so sehr
gewöhnt, Len trefflichen Meister trotz seiner Herkunft
aus dem Pusterthale zu den Unsrigen zu zählen, daß
seine Schöpfung wohl unbcstritten der deutschen Kunst
zu Gute kommen darf. Es ist das erste Mal, daß
Defregger mit einem Gemälde mit lebensgroßen Figuren
austritt. Er, der bisher das historische Genre mit
Meisterschaft beherrschte, zeigt sich nun auch als Historien-
maler großen Stils, und das ist immerhin ein inter-
essantes künstlerisches Ereigniß, vielleicht sogar ein
Wendepunkt in dem Entwickelungsgange eines Meisters,
der, wenngleich aus der Schule Piloty's hervorgegangen,
sich doch stets eine gewisse Selbständigkeit und Origi-
nalität bewahrt hat. Diese Unabhängigkeit von der
akademischcn Schablvne, seinc Naivetät der Natur
 
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