Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0038

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
73

Konkurrenzen, — Psrsonalnachrichten. — Sainmlungen und Ausstellungen, — Vermischte Nachrichten,

74

befcstigen und jedem, der von dem grvßen Schauspiel
fcrn geblieben ist, besser oricntiren als alle übrigen
bisher über die AuSstellnng in deutscher Sprache er-
schicnenen Bücher, L.

Ronkurrenzen.

,4. R. Die Konkurrcnzentwiirfe für die Kaiser-Wilhelms-
Universität in Straßburg, Nachdem die vom Reichskanzler-
amt für Elsaß-Lothringen eingesetzten Preisrichtsr ihre mühs-
volle Arbeit vollsndet und den ersten Preis von lluüo Mk.
dem Architekten Warth in Karlsruhe, die vier zweiten Preise
von je ZOUO Mk, den Architekten Eggert in Straßburg,
Hoßfeld und Hinckeldeyn in Berlin, Mylius und
Bluntschli in Frankfurt a, M, und O, Sommer ebenda-
selbst zuerkannt hatten, gelangten sämmtliche eingesandten
Entwürfe in der Berliner Akaoemie zur Ausstellung, Es giebt
in Deutschland kaum einen Architekten von Ruf, der sich
nicht an der Konkurrenz bstheiligt hätts, Wir nennen nur
Bohnstedt, Raschdorf, Ende und Böckmnnn, Kaiser und
v, Großhein, Kyllmann und Heyden, Unter solchen Um-
ständen erregte die Entscheidung der Jury in den Berliner
Architektenkreisen eine große Mißstimmung, die noih ver-
schärft wurde, als die Entwürfe Jedermann zuganglich gemacht
wurden und man vergeblich nach den Vorzügen suchte, ivelche
das Urtheil der Jury motiviren könnten, Und in der That
verräth nur der mit einem zweiten Preise gekrönte Entwurf
von Mylius und Bluntschli einen wirklich künstlerischen Ge-
danken, während die Projekte der Uebrigen nicht über den
für offizielle Gebäude eimnal sanctionirten Kasernenstil
hinausgehen, Der mit dem ersten Prsiss gekrönts Entwurf
ist im Stile einer schwächlichsn, schablonenhaften Renaissance
gehalten, Der Grundriß, üer allerdings vortrefflich, aber
auch nicht besser als der Sommer'sche ist, soll den Ausschlag
zu dem befremdlichen Verdict gegebsn haben, das zu einer
lebhaften Debatts im Architsktenvereine und zu einer Jnter-
pellation an den Vorsitzenden der Jury, Geheimrath Kinel,
Veranlassung gab, Herr Kinel, um eine Motivirung ersucht, er-
klärte von seinem Standpunkte aus ganz richtig, daß dis
Konkurrenz nicht zur Belehrung für die Durchgsfallenen da
sei, sondern nur den Zweck verfolge, der Reichsbehörde ein
gutes, zur Ausführung brauchbares Projekt zu verschaffen,
Jedenfalls liefert anch diese Konkurrenz, an welcher so viels
unserer ausgezeichnststen Architekten wiederum Mühe und
Arbsit vergebens verschivendet haben, einen neuen Beitrag zu
der jüngst so vielfach ventilirten Frage des Konkurrenz-
unwesens.

j)ersonalnachrichten.

« Professor von Nngeli hat Wien für einige Zeit vsr-
lassen, in Folge von Aufträgen, die er im Auslande über-
nommen, Er war deshalb gsnöthigt, seine Lehrthätigkeit an
der Wiener Akademie einstweilen zu sistiren, behält aber sein
Atelier im Akademie-Gebäuds nnd hat sich vorbehalten,
nach seiner bleibenden Riickkehr seine Lshrthätigkeit wieder
aufzunehmen.

5ammlungen und Ausstellungen.

4. L. Aus der Grosvcnor Gallery in London. Der
große Erfolg dieser absonderlichen Sammlung steht außer Zu-
sammenhang mit den Vorzügen und Mängeln der ausge-
ftellten Gemälde; sie ist Mode geworden. und — was bis-
hsr in London unerhört gewesen — auch Sonntags geöffnet.
Zudem ist sie mit einer 'trefflichen Restauration verbunden,
woselbst der Prinz von Wales zu Mittag gespeist hat, und
schließlich erregt sis ein besonderss Jnteresse noch dadurch,
daß sie einer Klasse vom präraffaelischen, im Stil des Mittel-
alters komponirten, pseudoklassischen und sonstwie abnormen
Malereien Thor und Thür öfsnet, denen die k. Akademis
den Eintritt versagte. Der Gedanke ging von Sir Co utts
Lindsay, dem Eigenthümer und Direktor der Galerie aus,
der allein die Befügniß hat, Künstler zu Beiträgen aufzu-

fordern. Dergestalt frsmdartig ist der Eindruck, den die
Sammlung bietet, daß man im ersten Augenblicke wähnt,
eine ausländische Galerie vor Augen zu habsn. Fast wäre
man vsrsucht zu glauben, daß Burne Jones, der hier strah-
lend wie ein Stern erster Größe erscheint, von einem fernen
Weltkörper zur Erde nieder gestiegen sei, so vortheilhaft
zeichnen sich seine elf Phantasiekompositionen vor den übrigen
Bildern aus, und sicherlich würde ohns ihn die Ausstsllung
als verfehlt erscheinen, Jndeß hatte er sich seit langem der
Oeffentlichkeit entzogen, und sein Atelier war überfüllt von
unausgestellten Schöpfungen seiner Staffslei; eins dsr vor-
geführten Gemälde datirt schon von 1873, Wir nennen:
,,I-s oüunt ä'uinour", „Pan und Psyche" und „I-uiis
Vensris". Unsagbares Erstaunen hat der Künstler erregt
durch die Gluth seiner Phantasie und durch dis lsuchtende
Tiefe ssinsr Farben. Die Jdiosynkrasie ssiner Kunst liegt
in einer gewissen Vermischung des Klassischen mit dem
Mittelalterlichen bis zur gänzlichen Ausschließnng des Mo-
dernen. Man kann behaupten, daß Mr. Stanhope Mensch-
heit und Natur auf glsichs Wsise betrachtet; offenbar jedoch
ist sein Blick mehr dem Klassischen zugewendet. Mr. Watts
schwingt sich in Visionen wie „Zeit ünd Tod" zu den über-
sinnlichen Höhen der Phantasie empor. Alle diese verschie-
densn Künstler vereinigsn mit der Liebs zur Kunst eine
hohe Werthschätzung ihrer eigenen Person; sis danken Gott,
daß sie nicht sind wie andere Kunstgenossen. Alma
Tadema ist erfrenlicher Weise durch sechs Gemälde ver-
treten, Jn einem seiner neuen Bilder bietet er dsn englischen
Vorurtheilen Trotz durch dis Darstellung einer lebens-
großen völlig nackten VenuS, Er thut wohl daran, gegen
die falsche Sittsamkeit zu Felde zu ziehen, die zu lange schon
dsr britischen Kunst zum Schaden gereichte, Legros, Heil-
buth und Rudolf Lehmann gshören ebenfalls zu den glück-
lichen Ausstellern, Es ist einigermaßen sonderbar, daß alle
die hier genannten Knnstler Ausländer entweder ihrer Geburt
oder ihrer Sympathien nach sind, aus welchem Umstande
die auffällige Abwesenheit national-englischsr Kunst in der
Grosvenor Galerie sich erklären dürfte,

ch. U, Olynipia-Ausstellung in Bcrlin, Jn der über-
dachten Ruine des in seinem Wsiterbau bekanntlich seit
langsr Zeit unterbrochenen neuen Domes sind die Gypsab-
güsse der wichtigsten Funde aus den drei Ausgrabungs-
perioden von 187S—1878 zu einer Gesammtausstellung ver-
einigt ivordsn, Das Hauptinteresse derselben bilden natür-
lich die beiden Giebslgruppen und der herrliche Hermes des
Praxiteles, Sowohl der letztere als auch die früheren Olympia-
fnnde haben in der „Zeitschrift" und in der „Kunstchronik"
bereits eine ausführliche Bsleuchtung erfahren. Es ist hier
zum ersten Male der Versuch gemacht worden, die Giebel-
gruppen nach den vorhandenen Resten in den Giebelfeldern
an ihren präsumtiven Stellen unterzubringen. Obwohl noch
immsr einige Schwierigkeitsn der Lösung harren, läßt sich doch
im Ganzen ein sicheres Bild von der Komposition der beidsn
Gruppen gewinnen, Das Urtheil über den Werth der
Skulpturen wird natürlich nicht wsiter inodificirt. Die
Thatfache, daß es in der klassischen Zeit des alten Griechsn-
land keins vollwichtigs Kunst gab außsr dsr attischen, wird
durch die Olympiafunde auf's neue erhärtet, am meisten
durch den unvergleichlichen Hermes des Praxiteles, der in
seiner Zusaminenstellung mit den Giebslfiguren zugleich die
schärfste Kritik derselben bildet, Er allein rechtfertigt bis
jetzt die schmerzlich-fatirische Bemerkung, die Fr, Hecht kürzlich
machie, wie die Griechsn doch zu beneiden würon, denen die
deutsche Reichsregierung für Millionen ein Museum gefüllt!

Vermischte Nachrichten.

» Das Maria-Thcresia-Denkiiial für Wicn schreitet im
Atelier Proi, C, Zumbusch's rüstig vorwärts, Die im
Sitzen etwa 20 Fuß hohe Figur der Kaiserin, welche den
in drei Stockwerken sich erhebenden Kolossalbau krönen wird,
ist im Modell nahezu vollendet; ebenso drsi der allegorischen
Gestalten, welche oben auf den Ecken des Sockels zu sitzen
kommen, Von den vier Reiterstatuen, welche auf den Vor-
sprüngen des Basaments fich erheben, ist Loudon im großen,
Dauii im kleinen Modell sertig, Jede dieser Reiterstatuen
 
Annotationen