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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Kutschmann, Theodor: Die Entwürfe zu dem Lessing-Denkmal für Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0050

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Iahrgang.

Nr. 7.

Beiträge

28. November

Inserate

ü 25 j)f. für die drei
Mal gespaltene ^)etit-

Buch- u.Runsthandlung

t878.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von )uli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl ini Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen s)ostanstalten.

Inhalt: Die Lntrvürfe zu dem tessing-Denkmal für Hamburg. — Die akademische Runstausstellung in Berlin. III. — Der neue Bahnhof in
München; Aus Tirol; Berlin; ^annover; Ankäufe für die weltausstellungslotterie in ^>aris. — Berichte vom Runstmarkt: wien;
Münchener Runstauktion. — Inserate.

Die Lntwürfe zu dem Lessing-Denkinal sür
Lsamburg.

Am 6. Novcmber wurde in Hamburg die Aus-
stellung Ler Modellskizzen für das projektirte Lessing-
Denkmal eröffnet. An der Konkurrenz haben sich die
Bildhauer Pros Siemering. F. Schaper und E. Encke
aus Berlin, Prof. I. Donndorf aus Stuttgart, H. Volz
aus Karlsruhe und E. Peiffer aus Hamburg betheiligt.

Als Standort des Denkmals ist die Mitte des
Gänsemarktes in Aussicht genommen, eines annähernd
dreieckigen, freien Platzes mit rings einmündenden
Straßen. Das Material soll Granit und Bronze sein
und der Preis der Ausführung 75,000 Mark nicht
übersteigen.

Die Namen der konkurrirenden Künstler ließen
Großes erwarten, doch leider bleibt das Resultat der
Ausstellung bedeutend hiuter den gehegten Erwartungen
zurück. Freilich müssen die Anforderungen gerade
bei dieseni Denkmal wohl besonders hohe sein, weil
wir bei der Beurtheilung den Maßstab von Rietschel's
Lessing anlegen.

Siemering's Entwurf wäre als eiu Werk der
Kleinkunst etwa für eine Peudule reizend, ist monu-
mental aber undenkbar. Das Postament, vorn rund,
hinten glatt, nimmt keine Rücksicht auf den freien Platz.
Lessing steht darauf vor einem Baumstamme, mit der
Hand an einem Aste sich haltend; der Kvpf ist unbe-
friedigend und ohne Geist, die ganze Figur erinnert
an einen Unteroffizier alter Zeit. Zu Seiten des
Postaments sitzen zwei sehr schlanke Jünglingsgestalten,
Kritik nnd Poesie, mit Schriftrollen nnd Kränzen.

Vorn am Postamente befindet sich ein Symbol der
Zeit, die bekannte sich in den Schwanz beißende
Schlange, der aber — zwei große Flügel angeheftet
sind; die Schlange nmschließt die verschlungenen drei
Ringe aus Nathan dem Weisen. Leider wirkt dieses
sonst ganz sinnig erdachte Signum komisch; es sieht
aus wie das geflügelte Rad der Eisenbahn. Das
Modell ist übrigens bestechend schön in Wachs ausge-
führt, gefärbt und bronzirt.

Bolz brachte eine reizende, zopfige Arbeit, ächt
im Sinne der Zeit, in der Jdee aber doch verfehlt.
Ein hohes, rundes Postament trägt eine sehr unklare
symbolische Gruppe und macht damit die vorn vor
einer Nische auf einer Konsole stehende Büste des
Dichters zur Nebensache. Wenn man mit der Büste
wechselte, so könnte das Denkmal sür so viel ver-
schiedene Dichter und Denker dienen, wie man Büsten
hätte.

Donndorf's Entwurf zeigt ein viereckiges Posta-
ment mit einer trockenen Statue, die für Lessing wenig
charakteristisch ist.

Encke wählte gleichfalls ohne Rücksicht auf den
Platz ein viereckiges Postament, dessen vier große Flach-
reliefs klassisch erfunden sind nnd viele Schönheiten
haben, während die Statue Lessing's, eine Hand mit
der Schriftrolle gegen die Brust gedrückt, zu schwär-
merisch und theatralisch wirkt.

Bedeutend höher als die vorgenannten, steht das
Werk Schaper's. Auf einem originellen, runden
Postamente ist Lessing sitzend dargestellt; die Fignr hat
von vorn vicl Schönes, besonders der Kopf ist geist-
voll nnd charakteristisch zum AuSdruck gebracht, die
 
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