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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0064

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Kunsthandsl. — Nekrolüff. — Saininlungen und Ausstellungen.

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Kunst, und Delft war bckanntlich im 16. und 17.
Jahrhundert ein vvn Künstlern sehr besuchtcr Ort.
Das „Archief" bictet ferner manches Material über die
Delfter Töpfer unter Beifügung von 24 Zeichen dor-
tiger Fabriken; ferner über die Delfter Tapetcnfabriken
nnd Glasmalerei-Anstalten. Dann enthält cS den Kon-
trakt mit Cäsar van Everdingen in Betreff der Be-
malung dcr Orgelflügel zu Alkmaar; ferner Urkunden
über die Utrechter Töpfer; dann den UrtheilSspruch
des holländischen Gerichtshoses vom Jahre 1662 über
Renibrandt, den ich in meinem Buche über den Meister
theilwcise mitgctheilt habc. Ein weiteres sehr inter-
essantes Stück ist daS Register der Künstler von Dord-
rccht anS dem Gildenbnche von 1580 — 1649. Wir
begegnen darin mehrmals dem Namen Cuijp. Erstens
kommt vor: Gerrit Gerritszoon Cuijp, 1631 als
Glaser in die Gildc ausgcnvnnnen, vielleicht ein Brnder
dcs Jakob Gerritszoon Cuijp, des Vaters des großen
A. Cuijp; zweitenS der junge Maler Benjamin Gerrits-
zoon Cnijp, an demselben Tage aufgenommen; er war
„eines Mnlers Sohn", also nicht der Sohn deS obener-
wähnten „Glasers"; drittens Jakob AbramSzoon Cnijp,
Maler. Albert Cnijp kommt nicht vor; er war also
nicht Mitglied der Dordrechter Gilde. — Von der
Lukasgilde zu Haarlcm werden die Satzungen v. I.
1631 mitgetheilt, welche vicl Jnteressantes über die
dortigen Verhältnisse enthalten. Den Schluß bilden
Abbildnngcn der Wappenschilde von 18 znr Lnkasgilde
gehörigcn Korporationcn, wahrscheinlich von Salomon
de Bray gezeichnet und im Archiv zu Haarlem auf-
bewahrt.

Jch habe im Obigen nur einige Beispiele hervor-
gehoben. Es versteht sich von selbst, daß man in dcm
„Archief" Hunderten von Einzelheiten begegnet, durch
welche Nanien, Jahrzahlen, Preise von Kunstwerken,
die Lebensvcrhältnisse der Künstler u. A. festgestellt
oder belenchtet werden. Wir können dem Unternehmen
Obreen's nur von Hcrzen guten Fortgang- auf der
eingeschlagenen Bahn wünschen. C. Vosmacr.

Aunsthandel.

Die Casseler Galerie in Lichtdrucken. Die sich seit ihrer
Uebersiedelung in das für sie neu errichtete stattliche Ge-
bäude dem Auge in viel günstigerer Weise als ehedem
präsentirende, jetzt erst ihrem Werthe nach vollständig zu
ivürdigende Casseler Gemäldegalerie ist dem größeren Publi-
kum hauptsächlich durch zrvei Publikationen näher bekannt
und zu einem Gegenstande lebhasteren Jnteresses geworden.
Die erste war eine Sammlung von Zeichnungen uach 42
Gemälden der Galerie, die von verschiedenen Händen aus-
geführt, in Photographien von der Verlagshandlung von
Th. Kay herausgegeben ivurden. Die zweite war die den
Lesern dieser Blätter wohlbekannte Sammlung Ungsr'scher
Radirungen in 40 Blättern, die gleich bei ihrem Erscheinen
den ungetheilten Beifall aller Kunstfreunde sanden und in
ihren ersten Abdrücken längst zu den gesuchtesten Selteu-
heiten des Kunsthandels gehören. Gegenwärtig ist nun eine
dritte Publikation den beiden älteren nn die Seite getreten,

welche vorzugsweise den Kenner interessiren wird. Es ist
dieS eine inst Ganzen 137 Nummern umfassende Sammlung
von Lichtdrucken, dsnen photographische Aufnahmen nach den
Originalen zu Grunde liegen und die auch wie photogra-
phische Kopien behandelt, nämlich auf Kartons gezogen ünd
gefirnißt sind. Nach den uns vorliegenden Probeü ist iu
dieser Originalausgabe, die ivir der Verlagshandluug von
Th. Kay verdanken, geleistet, was gegenüber der Beschaffen-
heit der Bilder zu leisten möglich war. Selbst von den
Rembrandt'schen Gemälden, die dem Photographen wohl
die meisten Schwierigkeiten boten, sind die meisten klar
genug, um eins Vorstellung von den ivesentlichsten Elementen
dss Originals zu geben, soweit ebcn nicht die Farbe in Frage
kommt. Jedes Blatt der Publikation wird auch einzeln
abgegeben.

Nekrolog.

H W. Boshart P. Am 3l. August schied iu seinem
Landhause am Chiemsee der Landschaftsmaler Wilhelm
Bosh art nach langem, schwerem Leiden aus dem Leben. Er
war im Jahre 1815 zu München geboren und widmete sich
zu Anfang der dreitziger Jahre der landschaftlichen Kunst,
in welcher er sich später hauptsächlich nach Eduard Schleich
bildete. Gleich diessm kultivirte Boshart die Stimmungs-
landschaft. Bei seinem unermüdlichen Fleiße schuf er eine
ansehnlichs Zahl von Werken, welche er — im Gegensatze
zu ssinem Meister — mit grötzter Sargfalt durchzubilden
pflegte. Uebrigens arbeitste sich der wackere Künstler erst
in den letzten Jahren zu eincr größeren Freiheit der An-
schauung und Gestnltung hindurch, so datz seine aus dieser
Zeit stammenden Bilder weit höher zu stelleu sind als die
früheren.

Lammlungeii und Ausstellungen.

U. München. Es sind zunächst kirchliche Werke, die ich
heute zu verzeichnen habe. Jch meine erstens die sogenannten
Stationsbilder Friedr. Hohfelder's für die hiesige Stadt-
pfarrkirche zu St. Anna. Der Künstler gehört noch der Schule
an, der Cornelius und Heinrich Heß vorstanden, und strebt
in Folgs dcssen danach, den grotzen Jnhalt seines Gegen-
standes in stilvollen, wohl abgewogenen Kompositionen äus-
zuprägen. Jm Ausdrucke seiner Gestalten begegnen wir
einer Jnnigkeit, die in unserer Zeit doppelt wohlthuend be-
rührt, und nicht minder findet das Auge in der harmonischen
Durchbildung von Form und Farbe seine Befriedigung.
Zu typischen Ueberlieferungen gesellen sich der Natur abge-
lauschte individuelle Zügs. Der sein Kreuz auf sich nehmends
Christus ist von ergreifendem Seelenadel. die um ihren
todten Sohn unter dem Kreuze trauernde Mutter von rüh-
render Schönheit. — Auch Gabriel Max hat letzthin einen
religiösen Stoff behandelt: er schuf eine Maria, oder eigentlich
eine juuge Mutter mit dem Kinde. Es ist das Reimnensch-
liche, was uns hisr mit unwiderstehlichsr Kraft anzieht und
fesselt, und das um so mehr, als es diesmal dem Künstler
gelang, ssin Werk von jener krankhaften Melancholie frei
zu halten, die jeder gesunden Natur widerstrebt und in
Folge dessen Vielen die Mehrzahl seiner Arbeiten verleidet.
Diesmal strahlt die Schönheit vom letzten Nebeldunst be-
freit in ihrer ganzen bezaubernden Fülle, kommt das
Jndividuelle überwältigend zum Durchbruch. Von unsäg-
licher Lieblichkeit ist das Kind im Schooße der Mutter, die
Zeichnung von seltener Korrektheit und die Farbe von höchster
Klarheit. — Auch über Fritz Keller's ,,Grablegung Christi",
eine ebenso grohartigs wie selbständige und geistvolle Con-
ception, ist eine wahrhast religiöse Weihe ausgegossen. Sie
erscheint nicht etwa als die Kopie nach einem älteren Meister,
sondern erweist sich als eine durchaus freie Gestaltuug des
gegebenen geschichtlichsn Vorganges nach seiner individuelleu
Phantasie und Empfindung. — Jm Gegensatze zu den vor-
genannten Meistern hat Jos. W eiser in seiner „Streitenden
Kirche" cine beißende Satire geliefert; die stgurenreiche Kom-
position zeigt die Riistung zur Abwehr des Angriffes, der
einem Kloster droht. Das Refektorium ist in einen Waffen-
platz verwandelt, in welchem Krieger, Mönche und schöne
Frauen — offenbar Flüchtlinge — sich bunt durcheinander-
 
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