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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Groller, Balduin: Aus dem Wiener Künstlerhause, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0086

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Iahrgang.

Nr U-

?! 25 für die drei

Buch- u.Runsthandlung

s878.

27. December

Veiblatt zur

Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgan^y^Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

Inhalt: Aus dem wiener Rünstlerhause. — Die antike Runft auf dem Trocadero. (Schluß). — A. Niedling, Vriginal-Lntwürfe für kunstge-
werbliche Lrzeugniffe der gesammten Thonwaaren-Industrie; Römische Auustzustände im Zeitalter des Augustus; Lggers' Biographie
Thr. Rauch's. — Lduard ^erdtle -h. — Gesetz-Entwurf über die Grhaltung der Aunstdenkmäler in Frankreich. — ^>ersonalnachrichten. —
Vesterreichischer Runstverein; Ltuttgart: Ausstellung.— Zeitschriften. — Berichtigung, j)rof. Brendel betreffend. — Lingesandt. —- Inserate.

Aus dern Wiener Aünstlerhause.

Es gab während der letzten Jahre wenig Er-
freuliches von der Wiener Künstler-Genossenschaft zu
vermelden. Wohl war es manchem Wiener Künstler
vergönnt, sich durch tüchtige Leistungen hervorzuthun
und im Jn- und Auslande schöne Erfolge zu erringen;
aber auf die Genossenschaft selbst fiel kein Abglanz
dieser individuellen Triumphe. Die Genossenschaft als
solche wirkte und arbeitete. wenn da überhaupt von
Wirkung und Arbeit gesprochen werden kann, — die
wenigen Wochen der Jahresansstellung abgerechnet —
mit allerdings unfreiwilligem Ausschluß der Oeffent-
lichkeit. Das Publikum zeigte kein Jnteresse für die
lauen Bestrebungen der Genossenschaft, und das schöne,
heitere Künstlerhaus machte einen gar trübseligen Ein-
druck bei all' seiner architektonischen Heiterkeit. Jn der
Sprache der Theater-Kritiker heißt ein gut besuchtes
Haus ein „schönes" Haus; ein Glück, daß ich kein
Theater-Reporter bin, ich müßte dem KünstlerhauS
die Schönheit absprechen. Früher war es anders, und
hoffentlich wird es wieder anders werden! Schlecht-
weg das Publiknm verantwortlich machen wollen für
diesen Jammer, Klagelieder anstinnnen über Abnahme
des Kunstsinnes, das geht nicht recht an, weil unser
Publikum thatsächlich ein sehr empfängliches ist; man
wird also schon das Kind beim rechten Namen nennen
und es gerade heraussagen müssen, daß die Wiener
Künstler-Genossenschast, oder viel mehrdie Leitung der-
selben sich den ihr znfallenden Aufgaben nicht gewachsen
gezeigt hat. Der letzte, erst kürzlich publicirte Jahres-
bericht hat nichts gebracht, was die eben geäußerte

Ansichc zu entkräften geeignet wäre. Eugen Felix,
eine überaus thätige und energische Kraft, ist aus dem
Vorstande geschieden, dessen vorwärts drängende Trieb-
feder der von privaten Mißhelligkeiten leider nur zu .
sehr in Anspruch genommene Künstler wohl schon
seit Langem nicht mehr war. Als nengewählter Vor-
stand wurde Baron Hasenauer incorporirt. Hoffentlich
ist Hasenauer ein schneidiger Organisator, vielleicht
auch ein gliicklicher und geschickter Obmann. Wir
wünschen es von Herzen, und wollen nicht unterlassen
darauf hinzuweisen, daß das Ansehen und die Beliebt-
heit, deren sich der neue Obmann sowohl in den
Kreisen der Künstler als auch in denen des Publikums
erfreut, ihm seine schwierige Anfgabe wesentlich er-
leichtern werden.

Als eine gute Vorbedentung dürfen wir es neh-
men, daß mit der Hammerübernahme von Seite des
neuen Kunstgroßmeisters die Ervffnung einer neuen
Ausstellung zusammenfiel, die dem Künstlerhause Ehre
nracht und die endlich wieder auch die entsprechende
Theilnahme des Publiknms gefunden hat. Die Haupt-
zugkraft der Ausstellung bildet ein Gemälde, wie es
freilich nicht alle Tage zu sehen ist: „Die Schlacht
bei Grünwald" von Jan Matejko.

Jn unserer Zeit, die von dem leider bisher un-
gestillt gebliebenen dunklen Drange nach einem neuen
Stile erfüllt ist, verdient es wohl rückhaltlos aner-
kannt zu werden, wenn ein Künstler von Genie sich
bei seiner Thätigkeit auf einen bestimmten nationalen
Boden stellt. Denn sür die Entstehung eines stilvollen
Kunstwerkes ist der nationale Boden eine unerläßliche
Vorbedingung; nur auf ihm und aus ihm heraus ver-
 
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