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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Rosenberg, Adolf: Ein neues Bild von Adolf Menzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0134

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Iahrgang.

Beiträge

sind nn j)rof. Dr. T. von

6. Februar

N: !7.

Iusorats

cr 25 ss>f. für die drei
Mal gespaltene ssetit-
zeile wcrden von jeder
Buch- u.2<unsthandlung
angenommen.

t8?9.

BeiblatL zur Zeitfchrift für bildende Kunst.

Erscheint von September bis )uli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Icchrgang 9 Mark sowolst im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen postanstalten.

Inhalt: Lin ueues Bild von A. Menzel. — Aunstausstellung in Llorenz. — Die Aöniglichen Museen in Berlin und der j)reußische Landtag. —
V. v. Leixner, Die moderne Aunst und die Ausstellungen der Berliner Akademie. — Glasmalerei für den Dom zu Lrfurt; Städtische
Neubauten in Magdeburg; Neubauten in Düsseldorf. — Zeitschriften. — Inserate.

<Lin neues Bild von Adolf Menzel.

Jn einem Alter. in dem sich anderen Künstlern das
Auge umslort oder Pinsel und Stift aus der zitternden
Hand sinken, überrascht uns Adolf Menzel Jahr aus
Jahr ein mit Gemälden, Zeichnungen und Aguarellen,
welche unsere Bewunderung vor diesem seltenen Manne
von Jahr zu Jahr steigern. Als der Künstler vor
vier Jahren mit seinem „Eisenwalzwerke" an die
Oeffentlichkeit trat, glaubten wir in diesem grandiosen
Zeitbilde die Krone seiner künstlerischen Thätigkeit er-
kennen zu müssen. Nach menschlicher Berechnung konnte
ein Sechziger diese Markigkeit, diese Energie in der
Charakteristik, diese Sicherheit in der koloristischen Be-
handlung, diese bclvunderungswürdige Treue in der
Wiedergabe des Gesehenen nicht zum zweiten Male
wieder crreichen, geschweige denn übertreffen.

Wir haben uns getäuscht. Als Menzel sein drei-
undsechzigstes Lebensjahr vollendete, vollendete er auch
cin Werk, das für das ncnnzehnte Jahrhundert von
gleicher kulturhistorischer Bedeutnng ist, wie etwa die
„Tafelrunde Friedrich's des Großen" für das acht-
zehnte, ein Werk, welches auch durch seine eminenten
koloristischen Vorzüge diejenigen zum Schweigen bringen
wird, welche dem Maler eine kolvristische Begabung
überhaupt abzusprechen bcliebten.

Das Bild figurirte im Kataloge der letzten aka-
demischen Kunstausstcllung, aber auch nnr im Katalvge.
Zur Ausstellung gelangte es nicht mehr; der Künstler
mochte ein Werk nicht gar so schnell von der Hand
lassen, deni jeder neue Pinselstrich einen neuen fesseln-
den Zug verleihen knnn. Es warjkein Schade, daß

es der akademischen Ausstellung fern blieb. Das kalte,
gleichmäßige, massig einfallende Licht des provi-
sorischen Ausstellungsgebäudes bringt Kabinetsstücke,
die mit so feincm Pinsel gemalt sind, wie ihn Menzel
führt, um ihre intime Wirküng. Wenn man solche
Bilder nicht isolirt betrachten kann, muß man sie we-
nigstens mit gleichgearteten in Zusammenhang bringen.
Und iin letzten Jahre wäre die Hängekommission der
akademischen Kunstausstellung mehr als jemals in
Verlegenheit gewesen, unter dem Wust des Vorhandenen
Sachen aufzntreiben, die sie anständiger Weise neben
Menzel hätte placiren können.

Jetzt sind wir in der glücklichen Lage, den ersten
Eindruck von dem unvergleichlichen Bilde in der Galerie
seines Besitzers, des Herrn A. Th. in Berlin, gewinnen
zu kvnnen, ohne daß uns cine gleichgiltige Beleuchtung
die Crüme des Genusses raubt vder daß uns eine
fatale Nachbarschaft zerstreut uud ennuyirt. Jm Ka-
taloge hicß das Bild „Ballsouper. (Nach Erinne-
rungen)". Dieser Titel ist nicht ganz korrekt. Der
Maler hat vielmehr jcnen in der Geschichte jedes Ball-
abends ebenso wichtigeu wie denkwürdigen Moment
gewählt, wo die große Pause zwischen der Reihe der
Tänze den Ballgästen die Pflicht auferlegt, im eigenen
oder im fremden Jnteresse den Sturm auf das Büffet
zn wagen, den Moment, wo in dem Gewühl der
Masse das Recht des Jndividuums zur Geltung kommt,
wo sich einzelne Gruppen aus den Wogen des Menschen-
mceres absondern und feste Gestalt gewinnen. Zum
Schauplatz seines großartig angelegten, figurenreichen,
aber in verhältnißmäßig kleinem Maaßstabe ausge-
führten Bildes — 70 zu 90 Cent. — hat Menzel
 
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