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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Französische Illustrationsliteratur
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0146

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289

Nekrolvg. — liunstliteratur.

290

liche Ungenauigkeilen svlviL die Hciltlvsigkeit svincr
Phantasieästhctik nachgewiescn; ivir bcschränkcn unS
aus den ivvhlnicincnden Wnnsch, das Wcrk inöge Vvn
kundigerHand neu revidirt und dabei zngleich uin die ge-
hässigen Ausfälle, Ivelche in einei» sv lnahpen Resui»6
unstatthaft sind, verkürzt werden, — ivenn eS über-
haupt eine zwcite Auslage erlebt.

Die Iury der letzten Pariscr Welt-AuSstellung
hat dcin Hause Rvthschild in Paris anßcr sünf gol-
denen, silbernen nnd Brvnzeinedailleu das Kreuz der
Ehrenlegivn fiir die dvrt ausgelegt gewesencu schvnen
Vcrvffentlichnngen verliehen, und die rcich ansgestat-
teten Prachtwcrke, welche wir schon ini Iahre 1877
auf verschiedcnen Berliner WeihuachtStischcn sahcn,
beweisen, daß sie auch bci nns Beifall finden. Wir
mcinen vvrzüglich i „Vsiiisv par 6li. ^riarto, Kotli-
soliilä, Uaris", einen mit 525 Jllustrativnen ver-
sehenen Fvlivband, der auf 400 Seiten ein vvllstän-
diges Bild Vvn Bcnedigs histvrischer nud künstlcrischer
Bedcutung giebt. Er führt in die Archivc und in
das Arsenal, in die Kirchen und in die thpographischen
Anstalten der Aldi, in die Malcr-AtelierS, in die
Glasfabriken vou Muranv und zu den Ntvsaikarbcitern,
zu der Spitzenklvpplerin und zn den glänzcnden Fest-
lichkeiten des Dvgen, auf den grvßen Kanal und in
die stillen Lagunen, anf das slache Dach, wv die vvr-
nehine Venetiancrin ihr Haar in der Svnne bleicht,
nnd in die Rathsvcrsainmlung der Zehn. Priartc's ge-
diegenes Wissen fußt anf dein eingehendsten Ouellen-
studinin und seine Mvnographie der trauinuinwebten
Lagunenstadt wird nicht leicht überslügelt iverden. So-
wohl als Erinncrung an Geuvssenes nnd Geschantcs
wie als Vorbereitung zum Fluge gcn Süden hat sie
gewiß auch in diesein Jahre nntcr manchein dcntschen
Christbanme gelegen. Hcimann Billung.

Nekrolog.

Friedrich Ednard Meyerhcim 4. Jn der Olacht
von 17. zum 18. Januar starb in Berlin im Hansc
seines Sohnes Panl der kgl. Prvfcssvr Friedrich Eduard
Meyerheim, den man mit Recht dcn Begründcr der
Berliner Genremalcrei nennt. Scit 1870 hatte der
fleißige, bescheidene Mann deu Pinsel ans der Hand
gelegt. Ein schweres Nervenleiden lähmtc seinen svnst
sv regen Geist, und sieben Jahrc führte er ein gnnl-
vvlles Dasein. Jin Frühjahr 1877 wich die Krauk-
heit wieder Vvn ihni, uud er konnte sich wieder mit
alter Nüstigkcit seiner Kunst hingeben. Er schickte anf
die letzte akademische Kunstausstellung ein liebenS-
würdigeS Geurebild, Harzer Hvlzwaarcnverkäufcrin,
die Wicderholung eines älteren. Die jüngere Generativn,
ivclche durch die groben Farbeneffekte der »ivderuen
sttaturalistcn verwvhut ist, ging freilich achtlos an dem
anniuthigen Bildchen vvrüber. Aber die älteren ge-
dachten in Licbe nnd Dankbarleit des Ncannes, dcr
vvr vicrzig Jahreu den Schatz der wnhrcn Empfindnng,

der echtcn Biedcrkcit, dcr trcuherzigcn Einfalt und dcs
kvstlichen Humvrs hob, dcr im deutschcn Bürgcr- uud
Bauernhausc rnhte. Bor drei Mvnaten kehrte sein
altes Leiden mit erncuerter Heftigkcit zurück. Drci
Mvnatc lang lag cr vhne Bewußtsein anf dcm
Krankenlager. Dann erst erlvste ihn der Tvd.

Meyerheim wnrdc in Danzig am 7. Januar
l808 gebvren. Sein Vater, der ein beschcidcner
Stnben- und Dekvrativnsmaler war, weihte den
Knaben in die Geheimnisse seincr Kunst ein. Dvch
entwuchs dcr Svhn bald dcr leitenden Hand des
Vaters. Auf der Kunstschnle seines Geburtsvrtes gc-
wanu er, angcregt durch den Direktor derselben, dcn
Architektnrmaler Schnlz, eine entschiedene Borliebe für
nialcrische Baudenkmälcr, an denen seine Vaterstadt
sv anßerordentlich reich ist. Ans dem Krcise der Ar-
chitektur wähltc cr auch den Stvff für seine erste
größere Arbeit, mit der er Vvr die Oeffcntlichkeil trat.
Jm Jahre 1830 hatte cr die Berliner Knnstakadeinie
bezogen, ohne sich jcdvch ciucm der dainals dort wir-
kenden Lehrcr anzuschließen. Seiner nvrdischen, im
realen Leben gcfestigtcii Natnr widerstaud die süßliche
Rvmantik der Düsscldvrfer, wenngleich er ihr nachinals
seinen Tribut zvlltc. Auf eigene Hand durchwanderte
er mit dem jetzigen Geh.-Oberbaurath Strack die Mark
Brandenburg und machte pcrspektivische Aufnahnieu
von den zahlreichen Backsteinbauten des Landes, die
er später auf Stein zcichnete und publicirte. Die
Staffage, mit welchcr er seine Ansichten belebtc, vfscn-
barte znerst scine eigcnthümliche Begabnng, die sich bald
darauf zu schönster Blüthe cntfaltetc, als er im Jahre
1830 sein erstes selbständiges Bild, ein Schützenfest
westsälischer Banern, anSstellte. Der Consul Wagener'
erwarb das Bild, und mit dcssen Sammlung ging es
in die Nativnalgaleric über. Damit ivar dcr Weg
Vvrgeschriebe», auf dcm dcr Künstler fortan wandcltc.
Er hatte sich nnr eine kleine Domainc ausersehen, das
Leben der nvrddeutschen Baucrn, besonders dort, wv
es sich dnrch eine gcfällige und charakteristische Vvlks-
tracht nialerischer gestaltet, im Harz nud am Rhein;
aber diese kleine Dvinaine beherrschte er mit Vvllkom-
mener Meisterschaft. Das Tragische lag seiner Natnr
fern; friedliche Heiterkeit und stilles Behagen waren
das Lebenselenient seiuer Knnst, nnd darum gelangen
ihm auch bcsvnders humvristischc Scenen aus der
Kinderwelt. Seine malerische Techuik war einfach uud
ohne Nasfinement. Sie war ihni nnr Mittel zum
Zweck; wenn er scin eigenes tiefes Gefühl, sein Ge-
müth in seinen Bildern zuin Ausdruck gebracht, hatte
cr sich sclbst gcnügt. Die Galerie Ravens in Berlin
besitzt neben einigen Darstellnngen aus dem Leben der
Harzer Bauern auch einigc besonderS lieblichc Kinder-
bilder.

Panl Meyerheii» hat vvr zwei Jahren scincm
Vater in einei» meisterlichen Pvrträt für das städtischc
Mnseum in Danzig ein würdiges Denkmal gesetzt.

Aunstlitcratur.

0. 8. Pubükntion über -as Wiener Bclvedere. Unter
den Leistungen des KnnstverlngoS nünmt das Unger-Lützonr-
sche Wiener Galeriewcrk eine so hervorragende Stelle cin,
daß jede neue Liefernng von allen Knnstfreunde» nüt stei
gendem Jnteresse begrüßt zu werden verdient. Es ist eiii
 
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