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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Die Restauration des Senatssaales im Kölner Rathausthurm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0174

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^-Iahrgang.

Nr, 22.

Beiträge

sind an ssrof. Dr. L.

s3. rNär;

Beiblatt -zur Zeitschrift für bildende kun

Inserate

ü 25 für die drei

zeile werden von jeder
Bnch- u.Runsthandlung
angenonnnen.


st-


Inbalt: Die Restauration des Senatssaales im Rölner Rathhausthurm. — Restaurationen und Bauprojekte in Venedig. (Schluß.)— L. Gmelin
gtalienisches Skizzenbuch; G. Gxpenheim, Neues t5tickniuster-Buch; Denkmäler der Aunst; Die französischen Maler des XVIll. Iahr-
hunderts. — ^verein zur Förderung des Runstgewerbes in Braunschweig. — Makart's Gntwürfe für den Festzug in wien; Düsseldorf.^—

— Bersteigerung der Stange'schen Geniäldesammlung; Z)reise der Lepke'schen Auktion; ))reise aus f)ariser Runstauktionen. — Aeit-
schristen. — Berichtigung. — Inserate.

Die Restauration des 5enatssaales in:

Aölner Rathhausthurm.

Jeden Verehrer mittelalterlicher Baukunst wird
der Beschluß der Kvlner Stadtverordneten-Versanun-
lung, durch welchen für die Jnstandsetzung des frnheren
Senatssaales im Rathhausthurme die Mittel be-
willigt wurden, mit besonderer Befriedigung erfüllt
haben. Jn gleicheni Maaße dürfte er aber anch ein
berechtigtes Jnteresse daran haben, zu vernehmen, in
welchem Sinne diese Wiederherstellungsarbeiten in's
Werk gesetzt werden. Handelt es sich ja doch um
einen Raum, von welcheni aus nahezu vier Jahrhun-
derte hindurch die Geschicke einer der großten nnd ehr-
wnrdigsten deutschen Städte geleitet wurden, in wel-
chem ihre edelsten nnd weisesten Männer, die Blüthe
der Geschlechter und die Führer der Zünfte zu Rath
und That versammelt waren. Diese ehrwürdige Ver-
gangenheit gebietet dem Restaurator des Saales das
gewissenhafteste Vorgehen bei seiner Aufgabe.

Wie bei jeder Wiederherstellung eines mvnnmen-
talen Bauwerkes, so kann auch hier in zwiefacher Weise
verfahren werden. Entweder sncht dieselbe nnter ßietät-
voller Schonung des Vorhandenen den überlieferten
Grundcharakter des Bauwerkes so getreu zu rekon-
struiren, daß die Ergänzungsarbeit in dem letzteren
völlig aufgeht, oder sie tritt als ein selbstberechtigter
Factor in die Erscheinung und legitiniirt die von ihr
gewählten Stilsormen mit dem Schlußsatz: rsnovu-
tum s-nuo .... Der erstere Weg ist immerdar der
richtigere und bei dem Vorhandensein eines größeren,
die Totalität der Grnndform zwcisellos nachweisenden

Bestandes genügender Ueberreste sogar der gebotene. Das
andere Verfahren bleibt stets ein gewagtes nnd selbst
in seinem glücklichen Ausfalle absolut bedingt von der
Kunsthöhe und dem Geschmack der Periode, welche
mit der Bergangenheit bricht und, sich an deren Stelle
setzend, nicht selten die bekannten Ohren des Bernini
heraussteckt. Um entscheiden zu köunen, wie im vor-
liegenden Falle vorgegangen werden soll, dürfte eine
Erörterung der verschiedenen Wandlungen, welche
der Rathssaal im Lanfe der Zeiten bereits erfahren
hat, wohl am Platze sein; stellenweise allerdings auch,
um daraus zu entnehmen, wie es nicht gemacht wer-
den darf.

Der Rathssaal liegt in der ersten Etage des im
Jahre 1413 vollendeten Rathhausthurmes, dessen
ganze Grnndfläche er einnimmt, und wird auf zwei
Seiten von je 4, anf einer dritten von 3 Fenstern
mit steinernem Maßwerk erhellt. Dem Wechsel des
Geschmackes folgend hat derselbe bis jetzt drei durch-
greisende Veränderungen in seiner inneren Ausstattung
erfahren. Seine erste Einrichtung war, entsprechend
dcr edlen, stilvollen Gliederung des Thurmes, zweifel-
los eine gothische. Es zeugen dafür auch im inneren
Raume gewisse konstruktive Merkmale, wie die breite
Abfasung der Fensterlaibungen und der kräftig ßrofilirte
Balkentrttger, welcher die sich sonst etwas massiv ge-
staltende Decke in zwei elegante, oblonge Ornament-
felder abtheilt. Aus dieser Perivde ist für die Aus-
schmückung des Saales nichts erhalten als vier Jn-
schriften an den verschiedenen Wandseiten desselben; da-
gegen finden sich als Ueberreste der Dekoration und zwar
noch auf Kupferstichen aus dem Ende des 17. Äahr-
 
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