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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Groller, Balduin: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0222

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^-Iahrgang.

Nr, 28.

Beiträge

sind an j?rof. Dr. L. von
Lützow (lvien, There-

2ls. April

Inserate

26 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runschandlung
angenommen.

s87Y.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gLatis; für sich allein bezogen kostet der Icchrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen s)ostanstalten.


Die sZahresausstellung iiu Wieuer Aünstlerhause.
II.

Jvs. Flüggen's „Mutterglück" ist nicht glücklich
geratheu. Wie Gebhardt imd F. A. Kaulbach, wollte
auch Flüggen alterthümeln; nur ist er, wie theilweise
anch Kanlbach, von falschen Voraussetzungen ausge-
gangen. Die alten dentschen Meister bewundern wir
»icht wegen, sondcrn trotz ihrer Steifheit. Bei Flüggen
ist die Alterthümelei ganz und gar äußerlich geblieben;
wie sich Holbein räusperte, darauf kommt sehr wenig
an; für Flllggen scheint auch das außervrdentlich in-
teressant gewesen zu seiu, denn das hat er ihm ab-
geguckt. Sieht man mit halbeni Auge nach seinem
Bilde, so könnte man meinen, es hänge eine Holbein'sche
Madvnna dort, sogar für eine künstliche Pntina ist
gesorgt; aber die Maskerade ist doch zu wenig ge-
lungen, als daß sie ein tieferes Jnteresse, geschweige
denn auch nur halbwegs eine Täuschnng hervorzurnsen
vermochte. Flüggen's Madonna — Pardvn! Der
Künstler hat sein Bild „Muttcrglück" genannt, weil
jetzt eine scblechte Zeit für Heiligenbilder ist; aber ein
Muttergottesbild ist's deshalb doch — also Flüggen's
Schöpsung ist, wie in der Conception und Nachahmung
oberslächlich, so anch seicht in der technischen Behand-
lung, ohne Plasticität, wie aus Papier ausgeschnitten
nnd auf den grünen Hintergrund geklebt.

Friedländer, der Jnvalidenmaler, hat dieses
Mal einige Bildnisse zur Ausstellung gebracht und
diese wollen uns schier mehr behagen als seine in der
letzten Zeit zienilich konventionell gewordenen Genre-
bilder, aber ganz untadelhaft sind sie auch nicht. An

seiner Dame in blaßrother Atlasrobe ist nur ein ganz
kleines Stückchen unziilänglich, das ist aber — das
Gesicht. Das Kleid ist mit ungewöhnlicher, hier jeden-
salls nüt zu großer Sorgfalt durchgeführt; da mag
es allerdings eine sehr schwere Aufgabe gewesen sein,
daneben dem Kopfe anch noch zur entsprechenden Gel-
tung zu verhelfen. Uebrigcns, ob schwer oder nicht,
nnerläßlich war dies unter allen Umständen, wenn anders
das Bild nicht unbesriedigend bleiben sollte — das
ist es leider geblieben. Besser gerathen ist sein
„Porträt der Malerin Fräulein Camilla Friedländer"
(seiner Tochter). Das Bild ist srisch und mit Liebe
gemalt, aber nicht frei von Geziertheit in der Anord-
inmg. Die junge Dame sitzt bei der Arbeit vor der
Staffelei, in der Linken die Palette, gut — aber daß
sie bei der Arbeit in einem schönen schwarzen Seiden-
kleide sitzt, das ist doch etwas stillos. Andere Damen
mögen ihre beste Toilette hervorsuchen, wenn sie sich
malen lassen wollen, aber einc Malerin hätte davon
wohl absehen können.

Jul. Weiser benennt ein etwas consuses Genre-
bild „Loolesia. irülltniis". Der Titel ruft falsche Er-
wartungen und Voraussetzungen hervor. Jn dem
prunkvollen Saale eines Schlosses, das von einer feind-
lichen Schaar berannt wird, ist nebst dem Kriegsvolk,
einigen Damen und Geistlichen auch allerlei Gesindel
versammelt. Den Kriegern leistet die Geistlichkeit Bei-
stand; ein Mönchlein ladet ziemlich ungeschickt ein
Gewehr/ um sich nützlich zu machen, ein Anderer trägt
Waffen herbei. Selbst kämpfen hier die hochwürdigen
Herren nicht, sie sind nur Zuträger, und auch als
solche, wie es scheint, überflüssig. Der Begriff der
 
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