Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Die Wiener Feiertage
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0246

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Iahrgang.

Beiträge

so. Mai

Nr. 3s.
Inserate

ü 25 j)f. für die drei

zeile werden vorr jeder
Buch- u.Kunsthandlung
angenommen.

1879.

BeiblaLt zur Zeitschrift für bildende Kunft.


— Versteigerung der w. Müller'schen Gemäldes'ammlung; Londaner Runstauktionen? — Neuigkeiten des Buch- und Runsthandels.', —
Zeitschriften. — Inserate.

Die Wiener Feiertage.

Wien, Ende April 1879.

Die Hnldigungsfeier, welche die Völker Oester-
reichs ihrem Herrscherpaar zum Feste der silbernen Hoch-
zeit widmeten, hat sich zu einem Triumphe für die
Kunst gestaltet, wie man seinesgleichen bisher in den
Annalen der modernen Zeit nicht zu derzeichnen hatte.
Wir haben Vvn vornherein zu Denjenigen gehllrt,
welche von dieser Feier, deren künstlerischer Theil bei
ernsten Beurtheilern auf mannigfache Zweifel und
Bedenken stieß, die außerordentlichsten Erwartungen
hegten; denn wir kannten die Kräfte, die da thätig
waren, wir vermochten die reichen Mittel abzuschätzen,
über welche die Veranstalter des FesteS verfügten, und
den Lesern daher schon vor dem Beginn der Feier ein
ungefähres Bild dessen zu entrollen, was zu gewärtigen
war. Aber wie weit sind unsere Vorhersagungen über-
troffen worden! Namentlich in dem Punkte, auf den
von uns das Hauptgewicht zn legen war, in dem
Maaße der wirklichen Volksthümlichkeit der glänzen-
den künstlerischen Festfeier. Endlich — so können wir
jetzt mit voller Zuversicht behaupten — ist die Kunst
wieder auf dem Wege, das zu werden, was sie in den
Zeiten unsrer Väter war: der Stolz und die Freube
des ganzen Vvlkes, das edle Gemeingut von Hoch und
sttiedrig, von Reich und Arm!

Der sichere Grund für diese erhebende Erscheinung,
ohne dessen Vorhandensein das ganze Fest überhanpt
nicht zu denken gewesen wäre, ist die Einmüthigkeit
von Fllrst und Volk, wie sie mächtiger und aufrichtiger,
als in diesen Tagen, wohl auch nicht leicht in moder-

ner Zeit irgendwo sich kündgegeben hat. Alle Völker
und Stämme des weiten Reiches Vvm Erzgebirge bis
zu den Thälern der Save und Bosna, vom Bodensee
biS in's siebenbürgische Sachsenland, alle Stände und
Schichten der Bevölkerung, Gemeinden und Behörden,
Vereine und Körperschaften jeder Art schaarten sich fest
und treu nm ihren Herrscher, und der Ton, in welchem
der Fürst seinen Völkern Dank sagte, war in seiner
Schlichtheit und Herzlichkeit der unmittelbare Wieder-
hall der aufrichtigen Manifestationen der Liebe und
Verehrung, welche Millionen Herzen dem Kaiser ent-
gegenbrachten. Dieser einmüthige Geist ist die Frucht
der freiheitlichen Entwickelung Oesterreichs; die edle
Gestalt aber, welche derselbe in diesen festlichen Tagen
angenommen hat, die Weihe, die er empfing, ist ein
Geschenk der in energischem Aufstreben begriffenen
österreichischen Kunst. Daß Freiheit und Kunst sich
unter dem Scepter Franz Joseph's I. zu bisher in diesen
Landen kaum geahnter Blüthe entfaltet haben, das ge-
reicht seiner Regierung zu nnvergänglichem Ruhm.

Wie unsern Lesern aus einem früheren Aufsatze
bekannt, bildete den ersten künstlerischen Hauptmoment
der Feier die Uebergabe und Einweihung derVotiv-
kirche. Nachdem der Architekt den vollendeten Bau
am 23. dem versammelten Bau-Komitö feierlich über-
geben hatte, erfolgte am 24. April im Beisein der
Majestäten die Weihe des Gotteshauses. Zu der kirch-
lichen Feier hatten sich etwa fechzig Prälaten aus allen
Theilen des Reiches eingefunden und wirkten mit ihren
goldstrotzenden Gcwändern neben den glänzenden Uni-
sormen und Nationaltrachten des Hofes und des Adels
zu dem farbenprächtigen Bilde zusammen, welches das
 
Annotationen