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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Der Pariser Salon, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0278

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s^. ^ahrgcmg.
Beiträge

sind an j?rof. Dr. L. von
Lützow (wien, Chere-

s2. Iuni

Nr. 35.
Inserate

Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runsthandlung
angenomnien.

1879.

Veiblatt ^ur Zeitschrift für bildende Kunst.


in Bayern. — Neuentdockte etruskische Grüberstadt; Aus Mlympia. — Architekt s)rof. Thiersch. — Bcrbiuduna für hiftorische Runlt -
Runftverein für Nheiuland und Nteftfalen. — gnternationale Runstausftellung in München. virchow über Bchliemann; Die gucy für
die Münchcner kokai-RunstaussteUung: Der Bau der Runsthalle in Dllsseldorf,' Gin neues Rörner-Dcnkmal; Eötvös-Denkmal in ftesl. —

Der j)ariser 5alon.

I.

Wobl seltcn ist der Nachtheil der Ueberproduktion
schärfer als bei dem diesjährigen Pariser Salon zn
Tage getreten. Beinahe tausend Nummern — nicht
Kunstwerke — mehr als sonst hat die allzu nachsich-
tige Jury zugelasscn, und eine Ueberfiille unbedeutender
Anfänger- und Stümperarbeiten macht sich dort neben
den Meisterwerken der modcrnen französischen Schule
breit, ermüdet das Auge, erschwert das Studium und
schmälert der Elite den wohlverdienten Erfolg. Von
allen Seiten wird die dringende Nothwendigkeit einer
Reform betont, durch welche man zugleich die tüch-
tigen Maler wieder zur Ansstellung im Salon zu
veranlasien hofft. Mit jedem Jahre mehren sich die
Lücken im Kreise; diesmal zählen auch Gerome, Gnstav
Boulanger, Hamman, Lambert, Louis und Moritz
Leloir, Mussini, Pasini, Protais, Tony Robert-Fleury,
Vetter und Vibert zu den Abwesenden. Drei, manch-
mal vier Reihen übereinander bedecken Gemälde jeder
Art die Wändc, und trotzdem hat man noch einige
neue Räume verwenden müssen. Bei den Bildhauer-
arbeiten, den Zeichnungen und den Aguarellen war der
Zudrang, geringer und trotzdem weist dcr Katalog die
Gesammtsunnne von 5895 Nnmmern auf!

Unter den Gemälden wendet sich das Jnteresse
zunächst dem Porträt nnd den vom Staate schon vor
der Eröfsnung deS Salons erworbenen Arbciten zn,
deren Aufschrist ,,nogni8 pnr l'stnt" die Kritik mit
Recht herausfordert, denn die Parteiinteressen haben
mit im Rathe gesesien. Das Porträt ist einer der

Glanzpnnktc der modernen französischen Schule, ein
Gebiet, wvrauf ihr die Trinmphe nicht fehlen können,
so lange sie Meister wie Bvnnat, Carolus-Duran,
Cabanel, Cot nnd Bastien-Lepagc, lauter regelmäßige
Gäste des Salons, besitzt, auf dem Gebietc der Land-
schaft macht sich dagcgen die Abwesenheit der großen
Lyrikcr mit Pinsel und Palette, Rousiean, Millet,
Corot und Diaz traurig fühlbar, obgleich Segs, Ber-
nier, Busion und Lansyer, sowie der jüngere Nach-
wnchs, Bastien-Lepage an der Spitze, das alte Prestige
nach besten Kräften und mit gutem Geschick aufrecht
zn erhalten bestrebt sind. Die nkademischen Traditionen
her Villa Medicis auf dem mythologischen Gebiete ver-
treten Bouguereau und Jules Lefebvre, Henner und
Puvis de Chavannes, Jedcr in seiner Weise, auf dem
diesjährigen Salon; das historische Genre kultivirten
Jean Paul Laurens, der Freund der Greuelscenen,
Melingue und Flameng, und die fromme Legende hat
einen Dolmetscher in Duez gewonnen. Unter den
fremden Ausstellern zählen in erster Linie die Belgier,
denen sich vereinzclte Dentsche, Engländer und Jtaliener
anschließen.

Bonnat's Porträt Victor Hugo's war schon seit
Monaten Tagesgespräch in Kunstkreisen nnd ist hier
zu eincm der Brennpnnkte der Aufmerksamkeit ge-
worden. Jm einfachen dunkeln Ueberrocke, dic Weste
hoch zugeknöpst, so daß nur der umgeschlagene Kragen
und ein Eckchen Weiß sichtbar bleiben, sitzt der greise
Dichter in nngczwungener Haltung, die Rechte in die
Weste gcschoben, das gedankenschwere Haupt in die
linke Hand gestützt, im Sesiel und blickt weitoffenen
Auges in's Unendliche, unbekümmert nm die Wogen
 
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