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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Arthur Fitger's neueste Wandgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0286

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Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


Inlfalt: Arthur Litger's neueste wandgemälde. — Der pariser ^alon. II. — v. Dumreicher, Ueber den französischen National-Wohlstand
als Werk der Lrziehung; s)rof. ^pringer's Festrede. -- Ueber die Alterthümer-Ausstellung in Münster. — Inferate.

lf:. Iahrgang.

Beiträge

sind an j)rof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-
sianumgaste 25) oder an

O Iu»i


Inserate

ä 25 ssf. für die drei
Mal gesxaltene jl>etit-

Buch- u.Runsthandlung
angenommen.

vom t- Iuli bis Lndc Scptember wird die Unnsi-
chronik nur alle i-z Tago ausgegeben, also am ic>. und
2^. Iuli, am ?. uud 2^.August, am -z. und ^8. September.

Arthur Fitger's neueste Wandgemälde.

Bremeu, im April 1879.

Noch ist kein Jahr vergangen, seitdem Lie Chro-
nik ihren Lesern über Arthur Fitgcr's eben vollendete
Wandbilder in unserm altberühmten Rathskeller Be-
richt erstattete, und schon wieder hat sie von einem
bedentsamen Bilderschmnck zu erzählen, mit dem unser
reichbcgabter Mitbürger in seinem rastlosen Schaffens-
drange von Neuem zwei Räumen unserer Stadt die
Weihe höherer Schönheit verliehen hat, nämlich dem
grosien Festsaal im neuen Seefahrtshause und einem
kleineren im jüngst vollendeten Reichspostgebäude.

Letzteres, ausgeführt nach dem Plane Schwatlo's
zu Berlin, ist ein hochstrebender, zinnen- unb gie-
belreicher Bau im Stil norddeutscher Renaissance, so
daß seine Formenbildung sich den nieisten älteren Bau-
denkmalen unserer Profanarchitektur auf's harmonischste
anschließt.

Sein Material ist theils ein feiner Backstein von
warm gelblichem Ton, theils heller Sandstein, aus dem
natürlich alle Zinnen, Bekrönungen, Gliederungen und
Einfassungen bcstehen, und seine Lage am kleinen Platze,
der sog. Domshaide, den auch das imponirende Ge-
bäude des Künstlervereins und die Erzstatue Gustav
Adolfs schmücken, ist die Vvrtheilhafteste, die es im
Jnnern der Stadt dafür geben konnte.

Jm Hanptgeschoß befindet sich der erwähnte kleine
Saal, und seine Dekoration besteht nameutlich iu sünf

Wandfeldern von gelblichem Ton, von denen jedes ein
Centauren- oder Tritonenbild enthält. Die Jdee,
diese Verbindung von Mensch und Roß oder Mensch
und Fisch als Shmbol für Land- und Seepost anzn-
nehnien, svll, wie verlautet, von keinem Andern als
vom genialen Reichspostmeister Stephan selber stammen.
Fitger indeß erweiterte dieselbe nvch, indem er jedem
dieser Phantasiewesen in meisterhaster Komposition
gewissermaßen alS Pshche noch eine zweite weibliche
Gestalt beigab, die bald mit hochgeschwungener Geißel
zv rasendem Lause antreibt, bald freundlich schmeichelnd
sich anschmiegt, bald wieder vorandentet, als ob sie
neue Bahnen anweise, und bald wieder ruhig sich
forttragen läßt, wie im sichern Bewußtsein der großen
geistigen uud weltlichen Macht dieses erdumspannenden
Jnstituts. Genug, die Jdee kanu schwerlich glücklicher
und aumuthiger dargestellt werden. Wer hätte sich
nicht schon an den wundervoll kompvnirten Gruppen
der Centanren mit Bacchantinnen oder den Seege-
schöpfen mit Nereiden erfreut, die einst aus den ver-
schütteten Städten Herculaneum nnb Stabiä an's Licht
gezogen wurden. Zunächst an diese wird man bei
Len Fitger'schen Gruppen erinuert, nnd Loch muß man
zugebeu, daß von einem weiteren Nachbilden derselben
auch nicht dic Spnr zu merken ist, sondern jede als voll-
kvmmen eigenthümlich und. selbständig erscheint. Da-
gegen mögen andererseits jene antiken Vorbilder unseren
Künstler veranlaßt haben, in Ler Pinselsührung sich
ihnen möglichst zu nähern; denn auch sie sind leicht,
geistvvll, ja fast skizzenhaft mit Wachsfarbe hinge-
worfen und bilden in ihrer Weise den anmuthigsten
und reizvollften Wandschmiick, deu man sehen kann.
 
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