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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Das Lessing-Denkmal in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0294

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find an Lrof. Dr. L.

,4. Iahrgang

Niv 37.

Inserate

zeile merden von jeder
Buch- u.2<unsthandlung
angenommen.

s87Y.

st.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle iq. Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.

Inhalt: Das Lessing-Denkmal in yamburg. — Der Alterthums-Verein in wien. — Der pariser Salon. II. (Forts.) — R. Litelberger von
Gdelberg, Gesammelte kunsthistorische Schriften. — Makart's Linzug Rarl's V. in Antwerpen, Radiruna von Ad. Lalauze,-
G. Lilers' Strandbilder von der Ostsee. — A. v. Bonstetten 'j'. -- Die Denkmäler von Vlympia; Die sog. Burgundischen Tapeten.
— Aeitschriften. — Inserate.

vom z. Iuli bis Lnde Septembor wird die Uunst-
chronik nur alle zz Tage ausgegcben, also am lv. und
2-. Iuli, am ?. und 2l.August, am z. und zs. Scptember.

Das Lessirig-Denkmal in kjamburg.

Unter dem Titel: „Das projektirte Lessing-Denk-
mal auf dem Hamburger Gänsemarkt — soll es ein
gcnrehaftes Sitzbild des Hamburger Dramaturgen oder
ein monumentales Standbild deS deutschen Geistes-
helden sein? Eine kunstkritische Zeitstudie über Pro-
fessor Schapcr's Denkmals-Entwurf. Von Karl Hirsche"
hat soeben in Hamburg bei Hoffmann und Campe
eine Schrist die Presse verlassen, welche über den gegen-
wärtigen Stand der Dcnkmals-Angelegenheit in Ham-
burg ganz unerwartete wichtige Mittheilungen cnthält,
aber gleichwohl noch weit mehr des Jnteressanten ahnen
läßt, als sie uns cnthüllt. Durch diese Schrift er-
sahren wir, was außer der Hamburgischen Bevölkerung
bisher wohl nur einzelnen, inehr oder weniger be-
thciligten Auswärtigen bckannt gewesen sein wird, daß
nämlich in der Hamburgischen Tagespresse ein heftiger
Streit entbrannt ist, welcher sich hauptsächlich um die
Fragc dreht, ob Lessing in ganzer Figur stehend od'er
sitzend dargestellt werden müsse. Es erhellt aus
dieser Frage, daß die schwebenden Difserenzen nicht
blos ein Hamburgisches Jnteresie haben, sondern daß
sie den innersten Gedanken des Denkmals, die Charak-
teristik der darzustellenden Persönlichkeit, folglich die
Kunst selbst unmittelbar berühren. So hochwichtige
und tiefgehende Fragen lassen sich wohl schwerlich er-
schöpsend und mit Ersolg durch gelegentliche kürze Auf-

sätze in der Tagespresse behandeln, und es ist mit
Dank anzuerkennen, daß der Herr Verf. sich bewogen
gefunden hat, jenen beschränkten Boden zu verlassen,
auf welchem es ohnehin schon zu unerquicklichen Er-
örterungen gekommen zu. sein scheint.

Aber noch eine andere Betrachtung knüpft sich
hier an. Wo es sich darum handelt, Fragen zu be-
antworten, welche das Wesentliche der Kunst selbst,
ihre Bedeutung, nicht etwa bloße Aeußerlichkeiten be-
treffen, da kann es gar nicht schaden, wenn die Sache
eincm größeren Forum unterbreitet wird, als die ein-
zelne Stadt zu bieten vermag. Hamburg ist nicht
Athen, und es könnte wohl sein, daß das übrige
Deutschland, frei von allen beengenden Rücksichten,
ganz anders urtheilte, als die alte Hanse- und Han-
delsstadt. Auch will es uns bedünken, daß ganz Deutsch-
land wohl ein Recht hat, in Sachen eines Lessing-
Denkmals gehört zu werden, nöthigenfalls sein Votuni
in die Wagschale zu legen. Lessing ist keine Persön-
lichkeit, mit deren Andenken ein Denkmals-Komits
schalten und walten könnte, wie es ihm beliebt. Weder
das Komitö, nvch die etwaigen Kontribuenten, noch
die ganze Stadt Hamburg haben irgend ein Recht an
Lessing, welches nicht ganz Deutschland hätte, und in
dessen Ausübung sie nicht dem ganzen Deutschland
verantwortlich wären, — vernntwortlich im höchsten
Sinne, im Sinne der Moral. Es ist dem Münchener,
dem Wiener, dem Dresdener, dem Berliner, — kurz
jedeni Deutschen ganz und gar nicht gleichgültig, was
für ein Lessing-Bild hier oder dort aufgestellt wird.
Eine Verzerrung des großen Mannes kann der Deutsche
nicht ertragen, denn jener ist ihm an's Herz gewachsen,
 
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