Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Brun, Carl: Der schweizerische Salon von 1879
DOI Artikel:
Billung, Hermann: Der Pariser Salon, [2,3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0305

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
607

Der Pariser Salon,

608

die diesein Künstler eigene Treue des StudiumS, die j
Bilder von Holzhalb viel Fleiß und technische Sicher-
heit, Sehr zu tadeln ist Spielmann, der mit seiner
„Erinnerung an den Biertvaldstädtersee" eine land-
schaftliche Karikatur ausgestellt hat, Weny der Land-
schafter sich nicht an die Natur halten witl, so soll
er meinetwegen eine Landschaft kvmponiren, aber nur
nicht aus deni Kopfe ganz bestiinmte Formen wieder-
gebcn wollen, Er nberschreitct die Grenze seiner Kunst,
wenn er, wie der Musiker, nber ein gegebenes Thema
phantasiren zu dürfen glaubt, — Arthur Calaine
scheint am adriatischen Meer besser zu Hanse zn sein
als in Cvppet, ini Garten der Frau von Stasl, Letz-
tercs Bild ist zu bunt und nnruhig im Lichteffekt, —
Hübsch ist die Landschaft vvn Ludwig Corregio: ein
Buchenwald am Starnbergersee niit Staffage, — Wir
würden nicht enden, wollten wir alles eingehend be-
sprecheu, es sei deshalb auf die tüchtigen Leistungen
von Castan, Dünant, Geißer, Arnz und Ro-
binet, von Stäbli, den beiden Steffan, Veillon,
Rüdisllhli und dei» uncrmndlichen Zelger wenig-
stens hingewiesen, Sandreuter geräth immer nichr
auf Abwege, nnd Zardetti und Frl, Schäppi be-
finden sich nicht gerade anf gnteni Wege; letztere ge-
hvrt offcnbar derselben Richtung au wie Frl. Breslan,
Auch einige hübsche Aqnarelle waren ausgestellt, Der
Altnieister Salomvn Cvrrodi versetzte nns nach Be-
nedig, an den Eingang des 6nnnl Aimncls, Jnles
Hsbert führte uns nach Jerusaleni nnd auf die Jnscl
Rhodos, Zinnnerniann in die Wälder nnd Thäler
der Schweiz,

Eigentliche Thierstücke fehlten ganz, Girardet,
Lugardon und Mali gaben mehr Landschaften mit
Kühen als Staffage darauf. — Stillleben und Bliiinen
waren zwar viele da, abcr Hervorragendes leisteten
auf diescm Gebiete iinr Heimerdinger nnd Frl,
Schäppi,

Unter den Skulptnren mag eine Gypsgruppe vvn
Dorrer iu Baden erwähnt werden: „Tell mit dem
Knaben", und die sprechend ähnliche Büste des ver-
stvrbenen Bundespräsidenten Scherrer, von Jnllien in
Winterthnr,

Mehr als je hat sich nns diesmal die Ueber-
zengung aufgedrüngt, daß eS hvhe Zeit ist, strenger
mit der Anfnahme der Bilder zu sein, Die gleiche
Erfahrnng, welche nian in den letzten Jahren, selbst
auf großen Plätzen wie Pariö, geniacht hat, machen
wir auch bei uns: das Nivean dcr Kunstleistungen ist
im Sinken begriffen, Die Unternehmer einer Aus-
stellung sollen sich die Anfgabe stellen, durch Auswahl
des Besten das Auge des Laien zu bilden und den
Geschmack des Volkes zn heben, nicht aber dahin trachten,
möglichst viele Gemälde auf den Markt zn bringen.

Wenn Kilnstausstcllungen sich nicht ein hvheres Ziel
setzen, haben sie keine Berechtigung.

Zürich, den 8, Junr 1879, Carl Brun,

Der jllariser Lalon,

II.

(Schluß.)

Die Palme unter den Schlachtenbildern gebührt
Detaille's „Champigny im December 1870", einer
in jeder Beziehung tüchtigen Arbeit, welche überdies
für uns Dentschc nvch den Vorzug besitzt, kein Zerr-
bild der Geschichte vder eine reine „Huldigung an
Frankreich" zu sein, wie der Belgier Castellani sein
Kolossalbild die „Vertheidigung Le Bonrgets dnrch die
Marine 21. December 1870" hätte betiteln kvnnen,
Detaille, einer der tüchtigsten jüngeren Schlachtenmaler,
welcher auch zu der ersten Ausstellnng der „Looists
ck'Lgiinrsllistss tranynis" in der Itns Us.ktitt6 nenn
der besten, meistens im Privatbesitze besindlichen Agua-
relle eingesandt hatte, ist in Deutschland wenig be-
kannt, Iveil die Statnten der jüngsten Pariser Ans-
stellnng jedes militärische Gemälde vom Champs de
Mars ausschlossen, nnd, nur ein Bruchtheil Auser-
lesencr dic danialige Spezialausstellung der französischen
Schlachtenmaleraufsuchtc, ObglcichSchülerMeissvnier'S,
zieht Detaille größere Figuren Vvr; sein „Champigny"
führt in den Schloßhof, wo die Bomben ausblitzen,
die Pioniere Schießscharten für die Geschütze nnd die
Gewehrläufe in die Maner brechen, und die Genvssen
zur Verschanzung herbeischleppeu, was Haus und Hof,
Speicher und Keller vermögen. Die Einen bringen
Leitern und heben die Fensterläden aus, rvllen mäch-
tige Stückfässer herbei und werfen Matratzen nnd
Betten Vvm Balkvn hernnter, die Anderen reißen den
Boden anf, bauen Barrikaden und verstärken Thür
nnd Thore; der alte Gärtner im Lreitrandigen Hute
geht verzweifetnd dazwischen hin nnd her und sncht
vergeblich bci einem Offiziere Schutz sür seine zer-
trümmerten Glasglocken nnd Mistbeetscheiben, Die
Vcrwundeten verbeißen ihren Schmerz, die Gesnnden
vergessen ihre Erschöpfnng, ein Gedanke beseelt
Alle: der Feind naht, und Champigny soll nicht
fallen, Es ist ein ernstes tiefempfundenes Bild aus
grvßer Zeit, vor dem jede Nativnalität verstummt,
Als Meister im leichten Humor zeigte Detaille sich
in einer Fächerausschmückung der 2lguarellauüstellung,
einer Gesellschaft Vvn Pendulendieben in der Uniform
aller dentschen Staatcn, deren Hast er so überaus
kvmisch darstellte, daß man die Pointe Bosheit leicht
verzeiht. Sein „Bonaparte in Aegypten" vvm letzten
Salon stand nicht auf der Höhe seines „Champigny",
Le Blant schöpft seine Snjets mit Vorliebe aus dem
 
Annotationen