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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Der Pariser Salon, [2,3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0306

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609

Kunstliteratur.

6l0

Vendeer Aufstande; im vorigen Jahre lvählte er den
„Tod des Generals Elbse" zum Vorwurfe, diesmal
Henri de la Rochejacquelin iin Augenblicke, wo er
seinem Hänflein zusammengerafftcr Royalisten voran-
schreitet nnd ihm das geflügelte Wort: „Wenn ich siege,
folgt mir, wenn ich fliehe, tödtet mich, wenn ich fake,
rächt mich!" zur Losung gab. Alt und jung, jubeln
sie ihm offenen Mundes, mit erhobenen Händen, voll
religiöser nnd politischer Begcisterung zu, und der
schlanke bleiche Edelmnnn führt sie, ein Märtyrer für
seine Sache, zum Siege und zur Vernichtnng. Licht
nnd Schatten find wohlvertheilt, und die undisciplinirte
Schaar ist mit raschen kühncn Pinselstrichen auf die
Leinwand gefesselt; ob das Gemälde vor der Jury Gnade
finden wird, bleibt eine andere Frage, da es immerhin
gewagt ist, unter der Rnpublik das Königthnm zu
verherrliche». Die „Vertheidigung von Chätcaudun
18. Oktvber 1878" hat Philippoteaux zu cinem
gigantischen Effektstücke verwendct; die FranctireurS
von Paris, Nantcs und Cannes, dazu eine llcbermacht
von Feinden, brcnnende Häuser, Kanonendonner nnd
der Gesang der Marseillaise, das Alles recht benutzt
und das Schlachtenbild für die große Menge war
fertig. Beaumetz läßt uns einem Treppenkampfe bci
der „Einnahme eineS Schlosses 1870" beiwohnen.

Mehr Genrebild ist Berne-Bellecour's „Auf
dem Terrain", ein Zweikamps in den Laufgräben eincs
mittelalterlichen Schlosses; der eine Kürassier streist
gerade den Hemdärmel auf, sein Gegner harrt, bereits
bis zum Gürtcl entblvßt, auf den Pallasch gestützt;
aber die Rnuflust scheint nicht eben groß und der Zorn
Angesichts der blanken Waffen nnd des chirurgischen
Besteckes schon merklich verraucht zn sein. Der wohl-
gelungene landschaftliche Hintergrnnd erhöht wesentlich
den Kunstwerth des Ganzcu. Couturier's „Schulc
der Trommler" zeigt gleich Aublet'S „Waschbassiu der
Reservistcn in der Kaserne zu Cherbvurg" frischen
Humor. Die verwöhnten jungen Leute machen dort
wohl odcr übel gcmeinsamc Morgcntoilette, der Eine
hat Gesicht und Arme noch voll Seifenschaum, dev
Zweite schwingt schon lachend das grobe Handtuch,
hier wird übermüthig gescherzt, dort wird gestöhnt und
verstohlen geslucht.

Für Sergent's politisches Triptychon müßten
die Socialdemokraten nnd die Communards ihm Kränze
flechten nnd ihn alS den Jhrigen begrüßen. „Der
Ursprung der Macht: die Kraft", „Das LnüruAs uni-
vsrssl" und „Von Gottes Gnaden" lauten die Ueber-
schriften seines Klceblattes, und der Maler ist des
Politikers würdig. — Die Allegorie hat dcm Frcmden
wundersame Uebcrraschungen vorbchalten. Der El-
sässer Ehrmann läßt „Päris in dcr Gestalt der Ne-
pnblik dic Nationen zum friedlichen Kampfe der Künste

und der Gewerbe berufen"; obgleich er cin Schüler
Gleyre's ist, erinnert scine Republik durchaus an die
statuenartige kalte Darstellung David's, aber die Be-
stimmung zum Dekvrationsbilde erklärt und entschul-
digt Manches. Lesrel's „Frankreich findet bei Bu-
zenval den Leichnam Henri Regnault's wieder" bleibt
dagegen, mit vder ohne Erlänterung, die traurigste
Geschmacksverirrung, um sv bedauernswerther, da seine
zweite kleine Arbeit „Maria von Medicis empfängt
die Geschenke Heinrich's IV." Talent nnd fleißiges
Streben zeigt. Jm braunen, einer Mönchskutte nicht
unähnlichen Rocke der Franctireurs liegt der Meister
der „Salvme" entseelt neben einem geknickten Lvrbeer-
bäumchen am Boden, und Frankreich schwingt hohl-
äugig und verweint einen Trauerflor über seinem
blutigcn Hauptc.

Unser nächster Bericht soll die ebenso gnt wie
zahlreich vertretenc Landschast und das Genrebild, so-
wie eine allgemeine Rundschan unter den fremden
Gästen des Salons umfassen, der vierte und letzte der
Bildhauerci gew'idmet sein. Hermann Billung.

Aunstliteratur.

Kuilstdcilkumlc imd Alterthiiincr im Hannovcr'schcn,

dargestellt von H. Wilh. N. Mithoff. Sechster
Band: Fürsteiithum Osnabrück, Niedergrafschaft
Lingcn, Grafschaft Bentheim und Herzogthum
Arcnberg-Meppen. Mit Abb. auf 8 Tafetn u. in
Holzschnitten. Hannover, Helwing'sche Verlags-
buchhandlung. 1879- 4.

Früher, als wir es erwarten konnten, ist dem
sünften Bande des trefflichen Werkes, den wir in
Nr. 45 des v. I. dieser Blätter anzeigten, der sechste
gefolgt, der, Ivie wir damals es voraussahen, das ehe-
malige Königreich Hannover zwar noch nicht absolvirt,
aber dvch wenigstens nach Westen so weit bringt, Laß
nur noch der nordwestliche Theil, das Fürstenthum
Ostfriesland, für den siebenten Band übrig bleibt. Der
vorliegende sechste enthält nämlich das Fürstenthum
Osnabrück, die Niedergrafschaft Lingen, die Grafschaft
Bentheim und das Herzogthnm Arenberg - Meppen,
also im Vergleich mit dem noch rückständigen Ostfries-
land einen zwar ziemlich ausgedehnten, abcr verhältniß-
mäßig nicht stark bevölkerten Theil des ehemaligen
Königreichs, der sich von der Hunte über die Ems
bis zur holländischen Grenze nnd vou den Bergzügen
des Osning bis zu den vldenburgischen und ostfriesischen
Niederungen erstreckt und ncbcn einem anmuthigen
Berg- und Hiigellande auch ausgedehnte vde Haide-,
Sand- nnd Moorflächen bietet. Daß dieser ganze
Theil des Hannoverschen cben nicht reich ist an her-
vorragenden Baudeukmalen und sonstigen Knnstwerken,
 
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