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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Der Katalog der Sammlung Richard Fisher's in Hill Top
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Springer, A.: Die Leipziger Kunstakademie
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Die Leipziger Kunstakademie.

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Blatt eines bisher nirgends angeführten Monogram-
misten U, der Jacopo de' Barbari nahe stand, kennen.

Von dem in den letzten Jahren viel besprochenen
Meister 'sV bringt der Katalog einen noch nicht be-
schriebenen Stich: „Die Verkündignng", welcher ent-
schieden anf flandrische Einflüssc hinweist. Auch eine
Handzeichnung nach dem jüngeren Holbein, gleichfalls
die Verkündigung darstellend und als Entwurf zu
einem Glasgemälde gedacht, wird uns geboten. Der
Text des Kataloges sichert den Verfasser vor der Ge-
sahr, daß man die bildlichen Beigaben etwa in erster
Linie schätzen werde. Aus jeder Zeile spricht das lange
mit Liebe gepflegte Studium und das besonnene Ur-
theil Fisher's. So weit es möglich war, giebt er bei
den einzelnen Blättern die Sammlnng, aus welcher
sie stammen, an; der Beschreibung der Blätter stellt
er stets eine kurze Schilderung des Meisters voran, die
reich ist an treffcnden Bemerknngen und von den um-
fassenden literarischen Kenntnissen des Verfassers Kunde
ablegt. Um so mchr muß es auffallen, daß Fisher,
dem sonst kaum eine wichtige Erscheinnng in der Fach-
literatur entgangcn ist, noch an Lübeck als dem Ge-
burtsorte Adrian Ostade's sesthält. Der Katalog, wie
die Sammlung selbst, zerfällt in sechs Abtheilungen:
die italienische, deutsche, spanische, französische, nieder-
ländische und englische Schnle. Der Schwerpunkt liegt
in der älteren italienischen Schule, welche auch durch
cine stattliche Reihe von Holzschnittwerken und Jn-
cunabeln vertreten ist. Ein geringeres Interesse scheint
der Sammler der französischen Schule unter Louis XIV.
entgegen zu bringen. Daß in der englischen Abthei-
lung sich vicle schöne Blätter vorfinden, ist selbstver-
ständlich. Aelteren Kunstsreunden, welche das Treiben
der Präraffaeliten erlebten, wird das Facsimile der
Karrikatur anf dieselben am Schlusse des Kataloges
eine heitere Erinnernng bicten. Jhre Mittheilung
drückt die künstlerischen Grundsätze des Berfassers deut-
lich aus. X. 8.

Die Leipziger Aunstakademie.

Die Ausstellung der Schülerarbeiten der hiesigen
Akademie, welche jüngst in den Räumen des städtischen
Musenms stattfand, giebt mir Anlaß, nach längerer
Zeit wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die Anstalt
selbst zu lenken, welche sichtlich in erfreulichem Auf-
schwunge begriffen ist. Die Ausstellung übte den Ein-
druck, nicht nur, daß bei dem Unterrichte nach einem
festgegliederten Spsteme durchaus folgerichtig verfahren
wird.und die Lehrer mit größtem Eiser und erfolgreich
ihr Amt walten, sondern daß auch bei der neuen, durch
Nicper durchgesührten Organisation der rechte Weg
eingeschlagen wurde. Lange genug ist, seitdeni in

Dentschland der Rnf nach einer Refvrm der Kunst-
gewerbe laut ertönte, experimentirt worden. Ztvei
Uebelstände, aus der Zeit der Verwildernng unseres
Kunsthandwerkes auf die Gegenwart vererbt, haben
selbst dem besten Willen sich vielfach hemmend in den
Weg gestellt. Nur langsam brach sich die Erkenntniß
Bahn, daß Künstler nnd Knnsthandwerker die gleiche
Erziehung genießen mllssen. Man hielt viclmehr
Künstler und Kunsthandwerker streng auseinander und
glaubte schlechte Künstler gut genug, die Kunsthand-
Werkcr anzuleiten. Bei dem Unterricht der Letztercn
legte man aber das Gewicht ausschließlich anf das abstrakte
Zeichnen, ohne eine Ahnung, daß nicht frühe genng auf
die Natur des Materiales, welches der Kunsthandwerker
bearbeitet, Rücksicht genvmmen werden kann. Es ge-
hörte Muth dazu, mit alten Vorurtheilen zu brechen
und zunächst Kllnstler und Kunsthnndwcrker in Bezug
auf ihre Erziehung aus dieselbe Stufe zu stellen. Die
Leipziger Akademie ist nicht „halb Akademie, halb Knnst-
gewerbeschule", wie Eitelberger, nnsere beste Autorität
in Fragen des kunstgewerblichen Unterrichtes, tadelnd
einzelne Anstalten schildert. Zwischen Künstlern nnd
Kunsthandwerkern wird nicht der geringste llnterschicd
gemacht; die einen werden verpflichtet, sich die tech-
nische Seite der verschiedenen Künste vollkommen an-
zueignen, die anderen eindringlich zur Thätigkeit auch
ihrer Phantasie angehalten.

Durchaus musterhaft wird in der Eleinentarklasse
für Ornamentik der Unterricht getrieben. Auf der
einen Seite werden die Schüler gezwnngen, jedes Or-
nament auf sein natürliches Vorbild, das geometrische
Grundschema zurückzuführen, anf der anderen wirksam
angeleitet, das einzelne Motiv durch mannigfache Farben-
kombinationen zu ändern. So wird der Respekt vor
gesetzmäßiger Bildung und die Frende an selbständigem
Gestalten frühzeitig angeregt. Jn den höheren Klassen
tritt alsbäld die Trennung in Fachschulen in Kraft,
sv daß der Zögling nach Vollendung seiner Erziehnng
die Spezialtechnik, so weit dieses dnrch Schnlnnterricht
überhaupt moglich ist, gründlich beherrscht. Rühmens-
werth erscheint auch die Wahl der Lehrmittel. Die
abscheulichen sogenannten akademischen Vorlagen der
schlechten alten Zeit, ohne Fleisch und Blut, sind gänz-
lich verbannt. Nach der Natnr und nach den besten
Mustern der alten Kunst wird ausschließlich stndirt,
auf das Kopiren der letzteren mit Recht ein großer
Nachdrnck gelegt. Wie wenig die Selbständigkeit der
Schüler Larunter leide, hat die Ausstcllung bewiesen,
wie sie auch zeigte, daß keineswegs irgend einer anti-
guarischen Richtung einseitig gehuldigt wird. Die
Kostümstudien nach der Natur gehörten zu den besten
Proben der Schülerarbcitcn. Und so bleibt nur zn
wllnschen, daß dieAkademie unbeirrt den eingeschlageneu
 
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