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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Aus Tirol
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Verschiedenes / Inserate
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661

Kunstliteratur,

662

Wien benutzt, die gleichmäßige Härte (3,5) dieses körnig
salinischen Gesteins begründct eine hohe Politurfähig-
keit, und er dürfte sür architektvnischc Zwecke dem
Marmor aus preußisch Schlesien cine bedenkliche Kon-
knrrenz machen, An Feinheit des Kornes gleicht dem
Carrara-Marmor der in der Gegend von Gossensaß
im Pflerschthale gesundene. Er enthält vielleicht etwas
mehr Magnesia und ist deswegen etwas härter.

Versuche zur Gewinnung bunten Marmors wurden
zu Lavarone gemacht; besonders schön ist eine graue
Barietät mit goldgelben Adern. Auch rein gelb, dann
gelb und roth geflammt, so wie grau mit weißen
Strichen kommt er vor. Er gehört in die Jurafor-
mation.

Wer Toskana besucht hat, kennt die Dome mit
den abwechselnden Lagen von weißem und schwarz-
grünem Gestein. Letzteres ist Serpentin, wie er z. B.
in der Nähe von Prato bricht. Nun wurde im
Pflerschthale bei Sterzing ein prachtvoller, zäher Ser-
pentinschiefer entdeckt, der sich ganz vorzüglich zur Be-
arbeitung eignet. Er ist dunkelgrün und läßt einge-
streute Flinserln von Glimmer durchschimmern. Schon
zur Steinzeit wurde er für Beile verwendet. Er
giebt auch große Platten; ein Tisch, der beim letzten
Aufenthalt des Kaisers zu Sterzing in dessen Zimmer
ausgestellt war, erregte durch seine Schönheit Be-
wunderung.

Ebenso wie diese Schiefer können auch die Por-
phyre der polychromen Architektur dienen. Dazu
eignen sie stch vorzüglich wcgen ihrer Wetterbeständigkeit
und Druckfestigkeit. Für das neue Manindenkmal in
Venedig wurde Tiroler Porphyr verwendet. Die Brüche
bei Waidbruck und Auer liefern braunrothe Steine, auf
der Höhe gegen Kastellrut findet man einen schwarzen
Pechsteinporphyr (Vitroxll^r). Eingestreut sind bläulich
schillernde Krystalle von Adular. Dieses schöne Ma-
terial kommt beim Beethoven-Monument in Wien
zur Verwendung.

Die moderne Architektur sucht ächte Gesteine zum
Schmuck; im Jnteresse der Kunst und des Gewerbes
müssen wir Herrn Riehl den besten Erfolg wünschen.

Aunstliteratur.

Landschiiftlichc Vorlagcn sür Schul- und Privatuntcrricht.

20 Blatt in Folio nach eigenen Naturstudien
anfStein gezeichnet von Valentin Ruths. Ham-
burg, Verlag von L. Friedrichsen L Co.

Bei dem Mangel wirklich gediegener Vorlagen
für den Unterricht im Landschaftszeichnen für reifere
Schüler müssen wir es mit Freuden begrüßen, wenn
ein Künstler wie Ruths zu Nutz nnd Frommen der
Lernenden seine Skizzenbücher öffnet, um die vorhan-

denen Lücken ausfüllen zu helfen, und sich dabei der
Arbeit unterzieht, die Zeichnungen selbst auf Stein
auszuführen, so daß hier des Meisters Ureigenstes dem
Schüler entgegentritt, ohne erst unter der Hand eines
Reproducenten gelitten und seine Originalität ver-
loren zu haben.

Die Tafeln bieten einen großen Reichthum an
Material, sowohl in Einzelheiten als in fertigen Land-
schaften, und besonders ist hervorzuheben, daß nichts
skizzenhaft hingeworfen, sondern dem Zwecke gemäß
alles tüchtig gezeichnet und durchgeführt wurde, so daß
der Schüler im Stande ist, der Handschrift des
Meisters zu folgen, ohne durch geniale Skizzen sich
vor Aufgaben gestellt zu sehen, deren Lösung ihm un-
möglich ist. Hier muß aber betont werden, daß die
Blätter eben nur sür geübte Hände bestimmt sind.

Von den Detailstudien verdient Tafel 11: „Wasser-
pslanzen" ganz besonderer Erwähnung; es ist hier bei
größter Naturwahrheit eine FUlle und Mannigfaltigkeit
der Formen bei vorzüglicher Gruppirung gegeben, die
dieses Blatt zn einem äußerst werthvollen machen.

Mit Detailmotiven beginnend, wie Holzwerk, Ast-
und Laubwerk verschiedener Baumarten von vortreff-
lichster Charakteristik, bietet das Werk ferner Terrain-
studien und kleinere Landschaften und schließt mit sünf
großen Landschaftsbildern, einem Waldinneren und vier
die Jahreszeiten charakterisirenden Blättern.

So wollen wir denn dem schönen Unternehmen
den besten Erfolg wünschen und es Lehrern wie
Schülern aus's Wärmste empfehlen, besonders da ein
sehr billiger Preis die Beschaffung leicht möglich macht.

Wie wir hören, beabsichtigt die Verlagshandlung
die größeren Landschaften des Werkes später separat
herauszugeben, aber auch schon jetzt ist jedes Blatt
der Sammlung einzeln käuflich. Th. Kutschinann.

Murillo. Leben und Werke. Herausaegeben von Th.

Stromer. Eingeführt durch l>r. Max Jordan. Berlin,

E. Wasmuth. 1879. VIII u. 12t S. 8.

Die kleine Schrift bistet eine gedrängte Wiedergabe der
bekannten Arbeit von Tubino mit einigen wenigen Ergän-
zungen, sowohl des Textes als auch des beigefügten Katalogs
von Murillo's Werken. Wenn dieser Bearbsitung eine grünv-
liche und sachgemäße Revision der Tubino'schen Schrift zu
Grunde läge, möchten ivir sie auch nach der dankensiverthen
Biographie Lücke's (in Dohme's Sammelwerk) willkommen
heißen. Aber so, wie sie ist, können wir dies nicht. Vor
Allem darf man doch von einer solchen Bearbeitung ver-
langen, daß darin der lokale Thatbestand der Werke des
Meisters, wenigstens für die der deutschen Forschung zunächst-
liegenden Galerien, festgestellt erscheine und daß nicht alte
irrthümliche Angaben, die man dem fremden Autor ver-
zeihen mag, sich auch durch unsere Kunstliteratur ewig fort-
schleppen. Nach Hrn. Stromer ist die Esterhazy -Galerie
immer noch in Wien, unrichtiger Notizen über die darin
befindlichen Bilder ganz zu geschweigen. Das Belvedere
soll, außer dem bekannten, kürzlich von W. Unger radirten
kleinen Johannes auch noch eine „Jungfrau mit dem Kinde,
gest. von Knolle" besitzen, über deren Vorhandensein sich
 
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