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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Lübke, W.: Die Kunstschulbaufrage in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0338

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Iahrgang.

Beiträge

sind an Lrof. Dr. L. von
Lützow (wien, Chere-
sianumgaffe 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

2s. August

Nr.

Inserate

cl 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene jDetit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen.

s87Y.

Beiblatt ^ur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runft" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen jDostanstalten.

Inhalt: Die Aunstschulbaufrage in Ltuttgart. — Die erste Aariser Aquarell-Ausstellung. — Dänisches Aünstlerlexikon; Textbuch zu Seemann's
kunsthistorischen Bilderbogen; Burckhardt's Licerone; B. Dohme, Aunst und Aünstler des Mittelalters und der Neuzeit; Bufalini's
vlan von Rom. — Ian Swerts ch. — preisvertheilung an der wiener Akademie. — jDersonalnachrichten. — Aus Tirol; Aunstindustrielle
Ausstellung zu Aopenhagen; Lokal-Ausstellung in Lübeck. — Archäologische Gesellschaft in Berlin. — Zeitschriften. — Inserate.

No. 42 dcr Kunstchronik crschcint am 4. Scptcmbcr.

Die Aunstschulbaufrage in Stuttgart*).

Vor drei Jahren bewilligten die Württenibergischen
Stände eine Sunnne von über 850,000 Mark für
den Neubau der Kunstschule und die Erweiterung des
Museumgebäudes. Die Frage hatte schon viele Jahre
geschwebt, das Bedürfniß war immer dringender, die
bestehenden Uebelstände waren immer schreiender ge-
worden. Das Gebäude, welches vor einem Menschen-
alter für die Schuls und die Sammlungen aufge-
führt worden war, erwies sich eigentlich vom ersten
Tage an als ungeeignet für die Zwecke des künst-
lerischen Unterrichts. Es war, streng genommen, kein
Raum in demselben, welcher nach Größe, Eintheilung
und Beleuchtung sich als geeignetes Atelier ausgewiesen
hätte. Jn diesen Räumen schleppte sich die Anstalt
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt kümmerlich fort, und wenn
sie trotzdem eine Reihe von tüchtigen Talenten für
Malerei und Skulptur heranbildete, so sahen sich die-
selben doch gezwungen, sobald als möglich der hei-
mischen Anstalt den Rücken zu kehren nnd ihre weitere
Ausbildung außerhalb zu snchen.

*) Der hisr besprochene traurige Gegsnstand wurde
zwar erst ganz kürzlich von einem andern geehrten Herrn
Mitarbeiter scharf beleuchtet. Wir geben trotzdem gern der
Einsendung Lübke's Raum, weil sie ausführlicher den ganzen
Sachverhalt darlegt und die Jämmerlichkeit der Württem-
bergischen Kunstzustande mit der Beredtsamkeit des gerechten
Zornes vor das Forum der Oeffentlichkeit zieht. Endlich
wird es dsnn doch wohl gelingen, den schwäbischen Parlamsn-
tariern das Blamable ihrer Situation zum Bewußtsein zu
bringen! Anm. d. Red.

Dazu kam, daß auch die Sammlungsräume sich
bald als unzureichend herausstellten. Am abscheulichsten
fand sich das Kupferstichkabinet untergebracht; die reich-
haltige Sammlung ist bis auf den heutigen Tag in
einem engen nnheizbaren Korridor aufgestapelt, wäh-
rend ein kleines, schlecht beleuchtetes, von blendendem
Reflexlicht heimgesuchtes Zimmer dem Besnch des
Publikums sich bietet. Jn diesen unverantwortlich
schlechten Lokalitäten hat der verdienstvolle Jnspektor
der Sammlung, Professor Ludwig Weisser, sich schweres
Siechthum und endlich vor Kurzem den Tod in der
besten Kraft der Jahre zugezogen.

Etwas besser ist die Gemäldegalerie untergebracht;
aber auch hier ist durch die lleberfüllung der Räume eine
angemessene Aufstellung längst schon nicht mehr möglich,
Studium und Genuß der Sammlung also auf's äußerste
erschwert. Noch schlimmer steht es um die plastische
Sammlung. Diese umfaßt nicht bloß eine Auswahl
der besten Meisterwerke des klassischen Alterthums, son-
dern namentlich auch eine reichhaltige Uebersicht der
Werke Thorwaldsen's, die in dieser Fülle nur durch
Kopenhagen übertroffen wird, und endlich die Arbeiten
Dannecker's. Letztere sind in einem engen, schlecht be-
leuchteten Winkel auf's unwürdigste eingepsercht, die
ganze Sammlung aber ist überfüllt und magazinartig
aufgespeichert, so daß der Schreiber dieser Zeilen, der
früher die Sammlung einem zahlreichen eifrigen Zu-
hörerkreise zu erklären Pflegte, seit Jahren nicht mehr
im Stande ist, diesen wichtigsten Theil kunstgeschicht-
lichen Anschauungsunterrichts durchzuführen.

Jnzwischen waren auch in der Lehranstalt die
 
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