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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Der Pariser Salon, [4,2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0386

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769

Kunstlitsratur. — Kunstuntsrricht und Kunstpflegs.

770

So weit war Alles gut, aber noch blieb der viel-
begehrte, diesmal der Malerei gehörige Preis des Sa-
lons, mit welchem eine dreijährige Pension von 4000
Franken verbunden ist, zu vergeben, und die Stimmen be-
gannensich zu zersplittern, biS man sich überFlameng,
den jugendlichen Maler des „Aufrufes der Girondisten"
einte. Schon das Thema, die Vernichtnng der Giron-
disten, ihrer natürlichen Gegner, sagte den Republi-
kanern zu, und die Art der Auffassung entsprach ihren
Ansichten mehr noch. Hoffentlich wird Flameng in
Jtalien nicht nur sein Auge bilden, sondern auch seine
Erfindungsgabe läutern und stärken, um sein Talent
auf andere Bahnen zu lenken.

Die Medaillen erster Klasse trugen in der Ma-
lerci der jugendliche Duez, neben Bastien-Lepage
ein Mitbewerber um den Preis des Salons, für scinen
heiligen Cuthbert, Morot, trotz des Zusatzes bors
oonoonrs, sür feine unschöne „Episode der Schlacht
bei Eaux Sextiennes" und der nicht nur durch bis-
herige Belohnungen, sondern auch durch die schwache
Lcistung dieses Jahres, „Christns als Tröster der Be-
trübten", außerhalb des Kreises der Berechtigten stehende
Maignan dabon.

Jn der Bildhauerei ward Jdrac die Medaille
erster Klasse für seincn „Merkur den Cadnccus er-
findend" zu Theil. Die erste Medaille der Architektnr
crhielt Loviot, die der Radirung der Belgier Steph.
Pannemaker. Hcrmann Billnng.

Aunstliteratur.

Bockenhcimcr, K. G-, »r. .jnr. Dcr Dom zu Mainz.

Mainz, Verlag von I. Diemer. 1879. 71 S.

Mit Abbildungen.

ß. Wenn man erwägt, daß nber dcn Dom zu
Mainz bereits cine ganze Litcratur angewachsen ist, so
dürfte es auf den ersten Blick bcfremden, einem neuen
Versuch über die Baugeschichte des ältesten Denkmals
der mittclrheinischen romanischcn Domtrias zu begegnen.
Und doch, tver die Schrift des I>r. Bockenhcimcr znr
Hand nimmt, lvird überrascht sein von der Fnllc nencr
Gesichtspunktc, Abweisnng biöher geltend gemachtcr
irriger Anschannngcn nnd diplomatischcr Nichtigstcllung
vieles Zweifelhaften. Der Berfasser, ein in der Dtainzer
Lokalgeschichte erfahrener und anerkannter Forscher, lvitl
zwar die Bedeutung seiner Arbcit auf den bcscheidenen
Werth cines Leitfadcns sür weitere Untersuchungen cin-
gcschränkt wissen. Allcin seine Arbeit hat doch ein be-
sonderes Verdienst, denn sie bietet mit sachlicher Gründ-
lichkeit dcn sttachweiö fiir Thatsachcn, ivelche gceignet
sind, die Geschichte des Mainzcr Domes in den wich-
tigsten Punktcn in cin völlig ncues Licht zu stellcn
nnd u. A. zu zeigen, daß dic ältcsten Rcstc dcr in ihrcn

oberen Theilen jiingst restanrirten Ostpartie, nicht, wie
bisher angenommen ivurde, der Willigiszeit (975 — 1011)
angehören, sondern in die karolingische Epoche zurück-
zudatiren sind. Dieser Nachweis wird mit Erfolg ge-
führt für die östlichen Portale nnd die daranstoßcnden
Vorhallen oder Atrien, die ursprünglich der bis auf
den letzten Stein für verschwunden gehaltenen frän-
kischen Martinskirche angehörten und bei der Anlage
des Willigisdomes in daö nene Werk mit aufgenommen
worden sind. Und wie das älteste Baustadinm, so geht
der Verfasser auch die übrigen EntivickclungSstadien mit
einer kritischen Schärfe durch, wie sie meist nur dem
Juristen eigen ist, so daß uns seine Schrift, nicht vhnc
wuchtige Zurechtweisungen gegen berufene nnd unbc-
rnfene Dommonographien jüngsten Datums, ein anschau-
liches nnd gründlich ausgearbeitetes Bild bietet von der
Entstehung des Domes bis zur neucsten Zeit und im
Hinblick anf die noch im Zuge befindlichen Erneuerungen.
Diplomatische und artistische Beilagen erhöhen den
Werth der gediegenen Schrift.

Hugo Suderström, UeLsr den Begriff Kunst. Eine Ab-

handlung für dis Volksanschanung. Zweite Auflage.

Grünberg, Fr. Weiß Nachfolger. 1878. 62 S.

Das Büchlein bringt dis bekannten Dssinitionen, die
dadurch nicht neu werdsn, datz sis in anderer Fafsung
auftreten. Es würds das auch nichts schaden, da es für
die „Volksanschauung" geschrieben ist. Von dem „Volk"
hat der Verfasser eine schr hohe Vorstellung. Nicht nur hat
es den „verlegten Schlüssel" zu dsm Tempsl der Kunst,
dessen Priesterzahl einsr „verhängnitzvollsn Verkleinerung
ausgssetzt" ist, „im Herzen", während man ihn „entweder
in den Sternen oder auf der Stratze" sucht, sondern es ist
auch sähig solgende Erklärungen zu verstehen: „Die Schön-
heit ist'die Harmonie der Natur in der Jdee. Wächst
die Jdee über das Bild hinaus, erhebt sie sich über die
Erschsinung selbst, so bezeichnet man dieS als die Wirkung
des Erhabenen. Das Erhabsne wird so lange in den
Grenzen der Schönheit bleiben, als es das Bild nicht er-
drückt, sondsrn ihm in dem Aether der triumphirenden Jdee
soviel Elasticität bewahrt, daß kein Zweifel an die Rückkehr
der nufgelösten Harmonie mehr möglich ist." Wir möchten
doch dem Verfasser rathen, bei der folgenden Auslage, falls
sie wieder für die „Volksanschauung" berechnet ist, hier und
bei üen andersn prophetischsn Offenbarungen nur ein ganz
kleines Beispiel hinzuzusügen, an dsm er uns entwickelt, wann
die Jdee das Bild erdrückt und wann es noch soviel Elasti-
cität bewahrt, datz die nufgelösten Harmonien noch zurück-
kehrsn können. Und die folgende Auflage wird ja nicht
fehlen, da, wis unS der Verfasser in der Vorrede erzählt,
„fast dis gesammts kompetente Presse dieser Aesthstik „in
nuvs" die Auszeichnunq ihrer Anerkennunq hat nnqedeihen
lasfen." ' V. V.

Aunstuntcrncht und Aunstpflege.

?. Die Akademic dcr bildcnden Künste in Kasscl hat
in diesem Jahre, nachdem der Historienmaler L. Kolitz an
ihre Spitze gestellt worden war, noch weitere Ergänzungen
ihres Lehrerpersonals durch Berufung des Genremalers
Scheurenberg und des Architsktur- und Porträtmalers
Schneider erfähren, fernerhin aber ist es gelungen, sich mit
hervorragendenVorständen dortigerJnstitute der Lithographie,
Goldschmisdekunst, Dekarationsmalerei rc. derartig in Be-
ziehung zu setzen, dnß man hoffen kann, eigentlichen Hand-
werksklassen neben den Atelierklassen in der Akademie einen
hinreichsnden Besuch zuzusühren; in diesen werden die aus
 
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