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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Wolf, August: Wiedereröffnung der Kirche S. Salvatore in Venedig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0011

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Kunstliteratur. — Sammlungen und Ausstellungen.

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den ersten Kennern dem Carpaccio zugeschrieben. Wir
haben jedoch kein zweites Bild von Carpaccio, welches
eine so tiefe Auffassung, mit so hoher Schönheit ver-
eint, aufzuweisen im Stande ist. So dürfte denn
dvch wohl Bellini der Autor bleiben!

Bekanntlich enthält die Kirche viele Skulpturen,
daruuter Arbeiten von A. Vittoria, Girolamo Cam-
Pagna und Sausoviuo. Letzterer hat hier seiue schönste
Figur gemeißelt, die bekannte Gestalt der „Hoffnuug"
am Grabmal des Dogen Francesco Veniero (1° 1556).
Von größter Pracht ist dann das großartige Monument !
der beiden Dogen Lorenzo und Girolamo Priuli, deren ^
vergoldete Bildnißstatucn, beide aus prächtigen Sarko- !
phagen im Todesschlafe ausgestreckt, zwischcn reich
dekorirten Säulen ruhen. Das ganze reiche Monu- !
ment, mit den Statuen der Namenspatrone der beiden
Dvgen geschmückt, rührt von G. dal Moro her.

Eine Beschreibung der Kirche zu geben, ist uicht
die Absicht dieser Zeilen. Jch mache nur mit Freuden
den Kunstfreunden die Mittheilung, daß die so lange
verschlossenen Pforten dieses Heiligthums, eines der
Prächtigsten Denkmale von Venedigs einstiger Größe,
welches überdies die Gebeine der Caterina Cornaro,
der gefcierten Königin von Cypern, umschließt, sich
wicder gastlich geöffnet haben uud ihn von Neuem
einladeu, zu bewundcrn, was der Kunstflciß einer
großen Zeit hier geschaffen.

Venedig, im September >879. August Wolf.

Aunstliteratur.

Hlins Müllcr, Betrachtungen über das Studium der
Kunstwisseuschaft. Köln, Lengenfeld'schc Buchhand-
lung (C. Neißner L Ganz). 1878. 8. 32 S.

Ohne uns mit allen Ausführungen und der Begrün-
dungsart dieses lebendig uud überzeugungsvoll geschriebenen
Aufsatzes überall einverstanden erklären zu können, wolleu
wir doch auf ihn hiuweisen, weil er eineu sehr wichtigen
Punkt über allerlei nebensächlichen Ausführuugen vielleicht
nicht deutlich genug als Hauptsache betout. Cr tritt sür die
Vermehrung der Lehrstühle für die Kunstwissenschaft, besonders
auch st,r die mittelalterliche, auf unseren Hochschulcn sowie
für vorbereitenden kunstgeschichtlichen Unterricht auf den Gpm-
nasial- und Realschulanstalten um seiner allgemeinbildenden
Kraft willen ein. Wir würden diesen letzteren Punkt für
den prattischerweise zunächst einzuschlagenden halteni ist so
erst das Jnteresse geweckt, so ergiebt sich das Bedürfniß, auf
ber Hochschule eine eingehendere Behandlung des Gegen-
standes zu stnden von selbst, und aus dem thatsächlich iior-
handenen Bedürfniß folgt auch die Nothwendigkeit seincr
Vefriedigung. Einstweilen habcu aber auf den Universitäten
nur sehr Wenige das Bedürfniß, neben ihren Fachstudien
kunstwisscnschaftliche Vorträge um ihrer allgemein bildenden
Kraft willen zu hören, weil die nothwendige Vorbedingung,
die Anregung während der Zeit, iu welcher gerade die
Schaffung eiues dio allseitige Bildung begründenden Kennt-
mßvorrathes die Hauptaufgabe des Lernens ist, fehlt. Wir
stnumen dem Verfasser zu, wenu er auf die Bedeutung des
Zeichenunterrichts hinweist, können aber auch hier nur auf
eine Besserung hoffen, wenn an der Wurzel angefangen
wird: so lange dcr Zeicheulehrer nur elcmentare Bildung
besitzt, wird keine Vorschrift vermögen, seinem Unterricht
einen allgemeiner bildenden Charaktcr zu gcben und auf den

Werth der kunstwissenschaftlichen Betrachtung für die humane
Bildung hinzuweisen. Für die Jugend ist es die Befähigung
des Lehrers, welche ihr den Blick für die Bedeutung des
Gegenstandes eröffnet. V. V.

Samuel Brassai, Von dem Vergnügen, welches durch
Anschauen und Anhören schöner Gegenstände in uns
erregt wird. Aus dem Magyarischen übersetzt von Hugo
von Meltzl. Sonderabdruck aus der „Brassai-Meltzl'
schen Zeitschrift für vergleichende Literatur". Klausen-
burg, Johann Stein. 1877. 8. l>6 S.

Die hier wiederabgedruckten, bereits 1832 in einer un-
garischen Zeitschrift erschienenen zwei Aufsätze bieten einige
gute und anregende Gedanken, welche wirksam hätten hervor-
treten können, wenn sie losgelöst von dem Feuilletonstil uud
dem durch diesen veranlaßten Beiwerk sich gezeigt hätten
und wissenschaftlich durchgearbeitet worden wären. Damit
hätte das auf ungarische Leser Berechnete, für deutsche
Leser ost allzu Primitive, fallen müssen. Die Uebersetzuug
trägt nicht dazu bei, das Lesen zu einem erfreulichen
zu machen, da der Uebersetzer der deutschen Sprache nicht
ganz mächtig ist. Ob ihm oder dem Verfasser das „Anhören
schöner Gegenstände" anzurechnen sei, wissen wir nicht zu
entscheiden — in Deutschland pflegt man „Gegenstände" zu
sehen. V. V.

8. 8. Der Katalog dcr Gypsabgüssc dcs Bcrliner
Museums von C. Bötticher war abgesehen von seiuen son-
stigen (von Einigen freilich übertriebenen) Schattenseiten schon
längst insofern veraltet, als cine sehr beträchtliche Auzahl
neuer Erwerbungen nachträglich in ihm keine Aufnahme
fanden. Der neue Katalog ist freilich zunächst auch bloß
in ganz abgekürzter Form erschienen, indessen sind wir doch
nunmehr bei jedem Werke im Stande, Fundort, Aufbe-
wahrungsort, Material rc. des Originals uebst den ge-
drungensten Andeutuugen über die kunsthistorische Bedeutung
desselben, sofern dies nöthig und dienlich schien, kennen zii
lernen. Der Namc des Herausgebers, Conze, leistet voll-
kommenste Bürgschaft dafür, daß wir uns allerorts auf dem
Boden gesunder Methode und scharfer wissenschaftlicher Kritik
befinden. Jnsofern ist das unansehnliche Heft ein äußerst
willkommener Führer, der freilich den Wunsch nach der
größeren Ausgabe nur noch steigert. Das Verlangen nach
einem neuen Kataloge der antikeu Originale (der alte Ger-
hard'sche ist mehr als veraltet) wird noch geraume Zeit
ein unerfülltes bleiben. Direktor Conze ist zur Zeit auf
einer größeren Neise iu den Orient begriffen, dafür ist in
der Person des kürzlich aus Athen heimgekehrten vr. Körte
dem Museum eine werthvolle Kraft gewounen, wie wir
hoffen dürsen, dauernd. — Die Sammlung der Gypse im
Bcrliner Museum ist die vollständigste des Ptontinents und
bietet AUen, die hier Kunstgeschichte lehren oder studiren,
ein willkommenes Hülfsmittel, das den Mangel an eiuer
großen Anzahl hervorragendcr Originale weuiger fühlbar
macht.

5ammlungen und Ausstellungcn. -

-4.. Il Ncuc Erwcrbungen dcs Bcrliner Kiipfcrstich-
kabincts. Direktor Lippmann hat kürzlich iu Paris zwei
Kupferstiche erworben, die wohl als Uniea zu bezeichnen sind
und von denen der eine überdies ein auffallendes Licht
auf die noch immer im Dunkeln versteckteu Aufänge der
Grabstichelkunst wirst. Der letztere, ein Blatt von unge-
wöhnlichem Umfange, zeigt das Brustbild einer jungen Frnu
ganz im Profil nach links gewandt, ctwa in halber Lebens-
größe. Ihren Kopf bedeckt eine rcich ornamentirte Brokat-
haube, von der ein breites Band, uur theiliveise sichtbar,
auf die rechte Schulter horabfällt, und ebenso reich ist auch
der obere Saum des den Sals und eiueu Theil der Brust
freilassenden Gewandes gestickt. Während in der subtilen
Ausführung der Ornamente, wclche die Hand eines Gold-
schmiedes verräth, wenu auch mit unbeholfenem Grabstichel
eine vollo malerische Wirkung erstrebt worden ist, hat der
Künstler bei dcr Ausführuug des uur mit einer kräftigen
Linie umrissenen Gesichtes auf die Mitwirkuug des Grab-
 
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