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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0021

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29

Nekrolog,

30

Stalbent u, A, Von geschätztcn Meistern bieten besonders
reiche Auswahl: die deutschen Kleinmeister, Chodowiecki,
Cort, Dietrich, die Jkonographie von van Dyck, Hollar,
Mellan, Ostade, G, F. Schmidt, Waterloo und Wille. Da
die Preise nicht hoch gegriffen sind, so treffen alle Umstände
zusammen, die Aufmerksamkeit der Sammler aus den Jnhalt
dieses stataloges zu lenken. — Ein anderer Katalog. den
Hr. Muller in Amfterdam unter dem Titel: „Lnllstin
as xortraitk äo inoäioins, naturalistss st nral Iieinatioisns"
herausgab, enthält die Sammlung des Or. van der
Willigen in Harlem, der den Kunstfreunden bekannt ist.
Da hier in 17U7 Nrn. nur Bildnisfe holländischer und vlä-
mischer Doktoren verzeichnet ftehen, so dürfte die Sammlung
in dieser Spezialität ziemlich vollständig sein. Bekanntlich
decken sich in Holland die Namen berühmter Persönlichkeiten
mit den Namen der besten Künstlcr und so bietet auch dieser
Kntnlog dem Sammler viel Erwerbenswerthes.

Nekrologe.

Jcan Baplistc Alcxandcr Hcsfc, franzvsischcr Histv-
ricn- und Lcgcndcmnaler, ist am 7. August d. I. seinem
186g verstorbenen Oheim Nikolaus August Hesse nach-
gesolgt. Jünger als Leopold Robert, Schnetz, Horace
Bernet, Gsricault, Heim und Jngres, gehörte er jener
zweilen, vvn David's Schule ausgehcnden Generation
hervorragender Künstlcr an, welche Gleyre, Hippolyte
Flandrin, Dclaroche, Dclacroix, Decamps und den
Bildhaucr Barye umfaßt. All diese Genoffcn sind
shm vvrangegangen, und mil Alexandcr Hesse, wie er
ffch kurz zu nennen Pflegte, sank einer der Letzten von
der alten Garde aus dem ersten Decennium unseres
^ahrhunderts in die Gruft. Während der beiden
letzten Jahrzehnte halte er sich überwiegend mit Er-
svlg dcm religivsen Wand- und Deckengcmälde zur
Ausschmückung vvn Kirchen uud Kapellcn zugewendet,
aber die nmsangreichen Darstellungen im historischen
ö-Auseum zu Vcrsailles und das große Bild in der
^alerie des Luxembvurg-Palastes rcihen ihn den tüch-
Ogcn Histvriemnalern an. Die Korrektheit der Zeich-
uuug, die Neinheit der Linien und die edle Haltung
dcr Gestalten, welche die Schulc David's biS in ihre
Auslüufer kennzeichuet, warcn Hesse in hohcm Grade
^sgen, aber er besaß danebcn etwas von der Wärme
Delacrvix' und dem ernstcn religivsen Sinne Hippolyte
Flandrin's.

Alexander Hesse ward am 6. Scptember 1806
ost Paris gebvren und sand seine künstlerische Aus-
djldung zunächst bei seinem Vater Henri Josef Heffe,
vineiu gesuchten Miniaturen- und Porträtmalcr aus dcr
^Poche des ersten Empire und dann im Atclier des
damals allgcwaltigen Barvn Gros. Schon mit 15
^ahren erthcilte er Marietta Garcia, der späteren
derühmten Sängerin Blalibran, Zcichcnunlcrricht und
erwarb sich durch sein licbenswllrdiges Wesen die
Protcktion des als Kunstfreund bekannten Herzogs
von Feltre. Als Hesse 1830 eine Studienreisc nach
^talien machte, sandte er dem Herzvge die Mehrzahl
ffiner Gemäldc und Zeichnungen, welche dieser wohl-
wollend ankaufte; sic bcfindcn sich jetzt mit dessen
lwnzem künstlerischcn Nachlasse im Musemn zu Nantes.
^chvn nach wenigen Mvnaten kehrte dcr junge Äünstler
uach P^ris zurück, aber die Äönigin der Adria hatte
ruien tiefeu Eindruck auf ihn gemacht, und er lrug
dru Plan zu seiner ersten bedeutenden Schvpsung im
Hvrzeu. „Dic Begräbnißfeier Tizian's" bildcte eins
°rr Prunkstücke des Salvns v. 2.1833, sie ward uiit einer

Medaille 1. Klasse ausgezeichnet und von dem Bankier
Delessert erworben; bei der Zerstreuung der reich-
haltigen Sammlung desselben ging das Gemälde nach
Amerika. Hesse hatte den Venezianern die warmen Far-
bentöne abzulauschen verstanden und legte sich selbst so
klare Rcchenschaft über seine Fortschritte ab, daß er
noch wiederholt, 1844, 1845 und 1846 nach Jtalien,
Florenz, Rom und Venedig reiste. 1836 folgte die
in einer Privatgalerie bei Rouen befindliche Arbeit
„Lionardo da Vinci giebt Vögeln die Freiheit", ein
besonders stimmungsvolles Bild, 1837 „Heinrich IV.
auf dem Paradebette im Louvre 1610"; das letzt-
genannte Gemälde ward vom Staate erworben und
schmückt noch jetzt die Verbindungsgalerie zwischen dem
Schlosse Groß-Trianon und Trianon-sous-Bois, der
einstigen Sommerresidenz des großen Dauphins, des
Herzogs von Orleans, des Herzogs von Burgund und
unter Louis Philipp der Prinzen des Hauses Orleans.
Daneben malte er zahlreiche Porträts und historische
wie religiöse, in den Besitzungen des Adels zerstreute
Darstellungen; im SchlosseMaintenon besindet sich „Die
Konferenz zu Ässy", im Schloffe zu Cheyry „Der
Tod des Präsidenten Brisson" von 1841 und „Die
Prozession" von 1850, währendWandgemälde von ihm
die dortige Kirche schmücken. 1842 vollendete er die
für das Museum zu Bersailles bestimmte „Adoptivn
Gottfried's von Bouillon durch dcn griechischen Kaiser
Alexander Comnenus". Das durch Kolorit und
Gruppirung ausgezcichnete Werk ward am 4. 2nni
1842 durch die Verleihung des Nitterkrcuzes der Ehren-
legion bclohnt nnd sand seinen Platz im letzten der
füns, den Kreuzzügen gewidmcten, besvnders glänzend
ausgestatteten Säle, wo Gallait, Signvl und Robert-
Fleury, mit dem Hesse manchen verwandten Zug hat,
seine Nachbarn sind. Riesener, der Freund Delacroix',
erwarb 1844 „Die junge Arteserin", Frau Brissvn
1845 den „Iungen Fischer". „Die katalonischen Fischer"
desselben Jahres crinnern an Leopold Robert's Weise.
Noch aber fehlte Hessc's Name in der Galerie des
Luxembourg, und wieder sollte die vcnczianische Geschichte
ihm zu dieser Ehre verhelfen. Als der Salvn d. 1.1847
neben den „Fraucn aus der Campagna" den „Triumph
Pisani's" brachte, ward dieses Werk dafür angekauft.
1848 schuf Hesse im Auftrage dcr Regierung „Die Bc-
lagerung von Beyrut durch die Krcuzfahrer", sür
das Museum vvu Versailles, und „Die Flucht nach
Aegypten". Beide Arbciten zeigen den Künstler im
Vollbesitze seiner Kraft. Er trug eine Medaille 2.
Klasse davon. 2m Salon 1851 stellte er „Das Al-
mosen" und ein männliches Porträt aus, 1853 die
„Republik" und die „Beidcn Foscari"; 1854 brachte
das für den Palast des Senats bestimmte Gemälde
„Ludwig XIV. unterzeichnet die konstituircnden Ver-
ordnungen für die Marine". Seit dem Beginne der
fünfziger Jahre widmete sich Hcsse mitVorliebe und Gtück
dem Wand- und Deckenschmucke von Kirchcn nnd
Kapellen. 1852 machte er mit der Genovefakapelle
in der Kirche Saint - Severin in Paris den Ansang,
1860 sührte er in dcr Kirche Saint-Sulpice die großen
Fresken „St. Franz vvn Sales predigt in Savvyen"
und „Derselbe übergiebt als Bischof der heiligen Chantal
die Statuten eines neuen Nonnenvrdens" für die
Kapelle des Heiligen im linken Seitenschiffe aus. 1867
erhielt er den Auftrag die Kapelle Saint-Gervais et
 
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