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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Förster, Bernhard: Die Gigantomachie des Berliner Museums, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0071

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15. Iahrgang.
Beiträge

sind an j)rof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-
sianunrgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
^dipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

187Y.

11- December

Beiblatt

zur Zeitschrift

sür

bildende Kunst.

Inscrate

ü 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen.

Trscheint von Septenrber bis Iuli jede woche am Domrerftag, vor Iuli bis ^-epteniber alle Tage, für die Abonnenten der ,,Zeitschrift sür
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der ^ahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und öfterreichischen jDoftänstalten.

2»haM Dic Giganiomachic dcr Bcrlincr IDusrums. — >?oni Li'rismarkt. tForis.i II. III. — prof. lürnbach ch. — Nrbor dic pcraamcnischcn
,snndc im Lerüvcr Muscum. — D^s siiiifziajädrigc^ubiiiuni dcr bclgischcn Ilnalchängigkcii.'— vcrsicigcrung von Skizzcnbnchcrn und

!

Die Gigantoniachie des Berliner Bluseums.

Schon seit Wochen durchlausen Geriichte die Wet
dvn unermeßlichcu Kuustschätzcu, die in den Besitz ds
Berliner Museums übergegangen seien. Wenn es sni
k'is jetzt im Jntcresse dcr Sache noch verboten hat, dcr>
i8eheimniß aus der kleineren Anzahl dcr schon gcraunr
Zeit unterrichtetcn Fachgeuossen in die serner stehendei
Kreise zu übertragen, so liegt nun tein Grund zuu
Schweigen mehr vor, nachdem die Kunde davon längst ii
^ie Spalten einheimischer und fremder Blätter zu trans-
biriren begonnen hat. So mag dcnn dic hochersreulichc
^hatsache ausgesprvchen iverden, daß das an gutcu
witiken Originalen bisher so armc Berliner Btnscum
init Einem Schlage auch in diescr Hinstcht zu ciner
^üunnlung ersten stiauges erhobcn Ivordcn ist.

Bereits seit mchreren Jahrcn bcwuuderte maii
"n alteu Muscum drci kleine gut erhaltene Frag-
»icnte eines Hvchreliefs aus bläulichem, grobkvrnigem
^arnior, die dnrch die Gütc des Herru Jngenicurs
Huniann in Smyrna in den Besitz der preußischen
diegierung gelangt waren. Es waren Theile ans einer
Känipfergruppe; wild aussehende Köpfc, muskulös ge-
iuldete Körper, Theile von Schlangcnlcibern waren
erkennbar. Die vorzügliche Arbeit dieser Trümmer,
^er ausfallende Gegenstand crregte die Aufmerksamkeit
^er Alterthumsforscher und crweckte das Verlangen
»ach tzon übrigen Theileu dicses Kunstwerkes. Die
^achforschmMn habcu ein übcrraschcnd günstiges Rc-
sultat ergeben. Auf der alteu Akropolis von Pergamos
^ud eine große Anzahl vou Relicsplatten, die zum
^hril in eizn- Maner verbaut Ivareu, ausgesundeii

worden. Dank der Theilnahme des schon genanntcn
Herrn Humann nnd dem Eifer des Direktors Conze
ist es gelnngen, nach Erwirkung des nöthigen Fermans
dicse kostbareu Reste auf schnellsegelnden Llvydschiffcn
über Triest nach Berlin zn schaffen, wo sie bereits
gcborgcn u»d nothdürftig gcordnet sind. Weitere Nach-
forschungen in der alteu Residenz des Attalidenreiches
werdcn noch jctzt von Herrn Direktor Conze angcstellt,
uud uach deu crstaunlichcn Resultaten darf man kühn
genug sein, auch noch a»s weitere Funde zu hoffen.
Allcn aber, die dnbei mitgewirkt habeu, insonderheit
den schon genaunten Mänuern gebührt der ivärmste
Dank, nicht bloß dcr Kunst- und Alterthnmßsorscher,
sondern aller für die Kraft ächter Schönheit empfäng-
licher Menschen.

Die fraglichen Bruchstücke sind Theile eines circa
2,30 M. hohen Fricses von noch nicht zu bestimmen-
der Länge, auf welcheni der Kampf der Götter gegen
die austürmende Schaar der Giganten dargestellt war.
Tie Fignren sind im schönsten Hochrelief gearbeitet,
springen zum Theil sogar fast ganz gerundet aus dem
Reliefgrund heraus, so zwar, daß an mehreren Stellen
ein weiterer Reliefhintergrnud noch erkennbar ist und
dahinter stehende Figuren als ganz leiscs Flachrelief
angedeutet sind. Der Zusanimeiihaiig des Ganzen ist
nicht erkennbar, läßt sich vielteicht überhaupt nicht mit
Sicherbeit feststellcn, da vermuthlich eiue Anzahl Plattcn
sehlcn (wie denn auch dic erhaltenen dentliche Spuren
absichtlichcr Zcrstörung tragcu, da z. B. die uieisten
Götterköpfe abgcschlagen sind), in den cinzelnen Grup-
pen aber tritt das Genie und das Könneii des iinbc-
kannten Meisters auf's Herrlichste zn Tage. Der nr-
 
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