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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Förster, Bernhard: Die Gigantomachie des Berliner Museums, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0083

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(3. Iahrgang.
Beiträge

find an j)rof. Dr. L. von
§ützow (wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

s8. December

Nr. (0.

Inserate

?l 25 j?f. für die drei

s87Y.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

^rscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von ^iuli bis ^epteniber alle IH Tage, für die Abonnenten der ,,Zeitschrift für
bildende Runst" gratis ; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowobl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j^ostanstalten.

^"halt: Die Gigantomachie des Berliner wuseums. (^chluß.) — Bom Tbristmarkt. III. (Lchluß.) — jDbotograplsien aus der Ambraser Samm-
lung. — Larl hübner -si. — Ausstellung der Rölner Dombau-Lotterie; Die Aönigliche Staats-Galerie in Ltuttgart. — Bernhard v. Neher;
Aunsthütte in Lhemnitz. — Auktions-Aataloge. — Inserate.

Die Gigantomachie des Berliner Museums.

(Schluß.)

Dieselbe künstlerische Weisheit tritt uns in der
Änordnung der einzelnen Kampsscenen cntgegen. Es ist
^i dem großen Glück, das wir in der Erwerbung
dieses Werkes im Ganzen schon haben, noch als cin
^pezialglück zn bezeichncn, daß die beidcn Kämpser-
lll'uppen, pie „ach Sage und Poesie als die hervor-
sugendsten gedacht werden müssen: Zcus und Athene
hstt vollständig erhalten sind und einen klaren Blick
'u die Kompositionsweise des Werkes ermöglichen.

Wahrscheinlich in der Mitte des ganzen Frieses
steht die imponirende Gestalt des Göttervaters, der in
^rrlichster Bildnng seines bis zu den Hüsten nackten
störpers, trotz dcs fehlenden Hauptes, sofort zn er-
^n»en ist, Z»r Rechten vvn oben fliegt ein Adler
ssrbei, der ihm die Blitze, die wirksamste Waffe gegcn
bsr gefährlichcn Feinde bringt; vermuthlich ist links
^su anderer Adler zu ergänzen, von, dem mehrfache
^uchstücke vorhandcn sind. Mit dieser Waffe hat er
rben einem am Boden liegenden Feinde die Schenkel
urchbohrt und tvendet sich nun in mächtigsker Be-
^rgung »ach der andern Seite, um über einen eben-
ts schnn Boden gestrcckten Feind hinweg, eines
^r schlangenfüßigcn Nngethüme, das eben herbeieilt, zu
^'nichten. Es ist nicht mit Worten zu sagen, mit
tuelcher grandioscn Sicherhcit hier die Anfeinandcrfolge
si' einzelnen Mvmcnte, die Unwiderstehlichkeit des
^uipsenden Gottes wiedergegeben sind.

Ein Nebenccntrum der Handlnng, eine Art Rnhe-
s"ukt, zugleich ein Mittel znr leichteren Orientirung,

bildctc serner vermuthlich die Gruppe der Pallas-
Athene. Auch ihr Kopf ist zertrümmert, doch hat sich
zu dem erhaltenen Ansatz ein Brnchstück gefunden, das,
ohne uns über den Typns auszuklären, die Bewegung
des Gesichts außer Zwcifel stellt. Aufrecht stehend,
in heftiger Bewegung, mit der Aegis bewaffnct, hat
sie einen jener Flügeldämonen zu Boden geschleudert,
der außerdem noch von ihrer Schlange angegrifsen
wird. Von der andcrn Seite k'ommt Nike herbeige-
schwebt, um die Siegerin zu krönen. Der Raum nnn,
der zwischen den beiden sich mit dem Oberkörper vor-
ncigenden Göttinnen bleibt, ist durch den Oberkörpcr
der aus dem Boden aufsteigenden Erdgöttin (der Namc
OL ist zum lleberfluß beigeschrieben) ausgefüllt, die
durch das Füllhvrn charakterisirt wird. Will sie, die
Mutter der unterlicgenden erdgeborenen Götterfeinde,
ihren Söhnen Hülfe leistcn, will sie nnr deren Stnrz
beklagen, odcr doch, ihres göttlichen Standes sich be-
wnßt, dcn Himmlischen beistehen? Der Künstler läßt
uns die Wahl.

An eincr andern Stelle faßt cine mit Chiton nnd
Himation beklcidete Göttin einen Schlangenfüßler beim
Schopf und schlendert ihn zu Boden, während zu ihren
Füßen ein zottiger Hund sich im Kampf mit den
Schlangenzähnen des Gegners befindet. Hier ist die
analoge Sitnation, wie sie auf dem schönen Relief im
Cortile des Belvedere des Vatikans dargestellt ist, be-
achtenswerth nnd läßt in der fraglichen Göttin unseres
Werkes eine Artemis vermuthen, die in dcm Vatika-
niscken Werk zwcifcllos ist. Darauf dentet anch das
Köcherband hin, ferner die Nachbarschaft mit einer
schr beguein nls Selene dentbaren fackelschwingenden
 
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