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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Förster, Bernhard: Die Gigantomachie des Berliner Museums, [2]
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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0085

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157

Nom Christmarkt

gerichtet, sich dieser sv wichtigen Stilfrage mit anzu-
nehmen Es wärc in der That viel errcicht, wenn sie
stch lösen ließe.

Wenn ich die Besstrechnng des Kunstiverkes hier-
nnt vvrläufig schließe, anf das znrnckzukommen sich
gewiß noch Gelegenheit bietet, sv muß unser letztes
Lob dem Dichtcr gclten, der sich hier mit dem Kiinstler
paarte.

Es ist überans wichtig, tvelchc Stvffc dem Künstler
geboten werden, mit tvelchem Reichthum von An-
schannngen und Violiven die Phantasie des Bkalers
vder Bildners bcfrnchtet wird. Das war ja schon
don Anfang an die ungeheure Ueberlegeuheit der
I-ellenischen Kunstweise, gegeniiber den znnächst technisch
Wcit iiberlegenen, stoetisch so armen Kunstleistungen dcr
Aeghstter und vvrderasiatischcn Völker, daß die Helleneu
über eine nnglcich kräftigere dichterische Gestaltungs-
iraft, übcr eine stärkcre metaphysischc Aulage ge-
iwten. Nur hicrdurch ist ja das Geheimniß dcr gric-
chischcn Kunst crklärlich. Nun giebt es unter den
griechischen Sagen solchc, dcreu Stoffe für uns uur
ein fcrneres Jntcresse habcn. Speziell in der attisibcn
Kunst zeigt sich hie und da cine gciviste Armuth an
»eucn Gedankcn, vder hättcn sonst dic attischen.Künstler,
^e den Jktinos nach Phigalia beglcitctcn, nicht eincn
underii Gcgcnstand sür den Frics an der inneren Eclla
'vählen können, als dic spezifisch attischen Landessagen
Vvn dcn Kämpsen mit Amazoncn und Kentauren?

ist nicht das einzigc Bcispicl in der Kunstgescknchte,
^aß die Darstcllnng in dcr Wahl ihrer Stofse in eine
gewissc stNonotvnie verfiel nnd gerade an den poesie-
rrichsteu, inhaltvollstcn Mvthen lange Zeit unachtsam
borüberging. Dics tväre also auch hicr der Fall, tvenn
weine Bermuthung richtig ist, daß vor den Pergame-
uern die Gigantomachie noch nicht zum Gegenstaude
grvszerer zusainmenhängcnder Darstcllungen gcmacht
worden ist. Es ist dies um so aufsallendcr, als die
^urstcllungcn dieseö Kampscs anf dcm Schilde der Par-
ihcnos und aus dcm Peplos der Göttin, wie letztcre
^uf der bekaunten Dresdcner Statue uoch zu crkenuen
i'ud, dcn Phidias-Schülern dieses Thema so nahe ge-
A-ckt hatte.

Nun giebt es in der That ncbeu der Prometheus-
^uge keiue tiessinnigerc, poctischerc Erzählung, ats
leiieii Kampf der Lichtgötter mit den Dämoncn
^or Erde, dcr Finstcrniß, dcr rohen Naturgewalt.
Hvraz und Pindar haben ihn in prachtvoller Weise.
iwsiingen. Wir allc kennen diesen Kanips; und dic
Anschauung ist dnrchaus nicht Privatbcsitz dcr Heltencn,
!oiidern Geineincigenthuin der arischen Völ-
icrfaiiiilic. Drci Nationen besonders habcu tiesen
^ualismus in ciner sür sie sehr bezeichnenden Wcise
^utwickelt. Bei dcn Eranicrn besteht cin anhaltcndes

158

unausgesetztes Ringen zwischen den Anhängeru dcs
Auramazda und den sich wehrenden Schaarcn des
Angromainjus; die endliche Entscheidung ist unsicher,
jeder Einzelue kann zum Siege des Gnten beitragen.
Unsere germanischen Vorfahren setzten den Kampf
des Wotan gegen die Götter der Unterlvelt, der Nacht,
des Hasses, an den jüngsten Tag; bis dahin hat All-
vater zuzuseheu, daß die Schaar dcr Einherier mög-
lichst groß wird. Bei den Hellenen ist der Kampf
bereits im Anfang entschieden; die Olympier sind
Sieger.

Hierin licgt der Grund, daß wir durch das kost-
bare pergamenische Kunstwerk auch stofflich und poc-
tisch in noch ganz anderer Weise intcressirt werdcn,
wie etwa dnrch die Kcntaurvmachie und Amazvno-
machie in Phigalia, ein Werk, das stilistisch allerdings
auf unsern Fries hindcutet. Bernhard Förster.

Vom Lhristmarkt.

III.

(Schlutz.)

Neben Ed. Hallberger sind auch die übrigcn Stutt-
gartcr Verlagsfirmeu, die vorzugsweisc den Holzschnitt
in ihre Dienste genommcu habcn, nicht unthätig ge-
bliebcn. I. Engelhvrn ist in dcr glücklichen Lage, von
dem ethnographischeu Prachtwcrke Jtalien, in Schil-
derungen von K. Stieler, Ed. Paulus, Wold
Kaden, bereits eine zwcite Auflage Vvrlegeu zu können,
die mit einer trefflichen Wege- und Terrainkarte der
Halbiusel verseheu ivorden ist. Die Kröner'sche Ver-
lagsbuchhandlung arbcitet rüstig iveiter an ihrem unter
dem Gesammttitel „Unscr Vaterland" scit etlichen Jahren
im Gange befindlichcn bilderrcicheu Unternehmcn. Der
in diesem Iahre vollendcte dritteBand betrifft Steier-
mark und Kärnteu. Deu Text besorgten P. K.
Rosegger, Fritz Pichler und A. v. Nauchenfels. Die
Jllustration lag hauptsächlich in den belvährten Händen
vou Richard Püttncr, I. Kirchner, Frauz v. Pau-
singer, Mathias Schmid, Josef und Ludwig
Willroider. Deu größtcn Theil der landschaftlichen
Scenerien mit Einschluß der Architekturstücke verdankt
kas schöne Wcrk dem handfertigen Geschick, mit welchcm
Püttner die malerischen Motive auf lichteu Höhen,
wie iu dämmerigeu Thalgründen zusammcnznlesen und
je uach Jahres- und Tageszeit zn beleuchten und zu
stimmen weiß. Neben ihm hat Pausinger das größte
Verdienst um den rcichen Bildcrschmuck. Jhm ficl die
Schildcruug der Menschen- und Thicrwelt innerhalb
der Wald- und Weidcgründe zu, und mit brciten, mchr
andeutendcn als detaillircnden Zügen hat er sich seiuer
Aufgabe entledigt.
 
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