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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Rosenberg, Adolf: Das Denkmal der Königin Luise in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0195

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§5. Iahrgang.

Nr. 2^.

Beiträge

smd an prof.Dr. L. von
^ützow (Wien, There-
sianumgasse 25) oder an
^ie verlagshandlung in
^eipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

25. Acärz

Inserate

ü 25 j)f. für die drei

zeile werden von jeder
Buch- u.Runschandlung
angenommen.

s880.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

bildende Runst" gratis^ für fich allein bezogen kostet^der Iabrgang 9 Mark sowohl im Buchbandel als auch bei den deuchchen

und öfterreichischen postanftalten.

^^sialt: Das Denkmal der Aönigin Luise in Berlin. — Bichard Lrbr. von Friesen, vom künstlerischen Schaffen in der bildenden Runst;

lVI. lienrz' /ouin, Zculpture en bwrope 1878; A. Linnemann, ^(unfttöpferei und Dfenfabrik von Hausleiter und Lisenbeis. —

Das Denkmal der Aönigin §uise in Berlin.

Auf einer Jnsel des Thiergarlens, gegenüber dem
^nfachcn Denkstein, welchen Bewohner der Thiergarten-
Ngend am 22. Decembcr 1809 „ihrer heimkehrenden
Köriigin" errichteten, ist am 10. März die Marmor-
Hatue der Königin Luise in Gcgenwart ihrer drei noch
lebendcn Kinder, des Kaisers Wilhclm, des Prinzen
^arl von Preußcn und der vcrwittweten Großherzogin
Mecklcnburg-Schwerin, sowie des Kronprinzen und
anderer Mitgliedcr der kaiserlichen Familie fcierlich
^lhüllt worden. Dic Königin blickt auf das am
Okt. 1849 cingeweihte Denkmal ihres Gatten, cin
^erk Drakc's, welches sich vornehmlich durch die Schön-
>,nd Anmuth des Rcliefbandes, welches sich um
cylindrischen Sockel schlingt, hohes Ansehen unler
Schöpfungcn dcr zeitgenössischen Plastik erworben
Das Denkmal der Königin Luise sollte ein Pen-
^ut zu diesem bildcn und mußte demnach im Aufbau
'hm ganz genau angepaßt wcrden.

Der Bcschluß, der Mutter dcs Kaisers an der
^ttch andere Erinncrnngcn an sie gcweihten Slelle des
^ttergarlcns cin Denkmal zu crrichten, war am 10. März
^6, dem hundertsten Gcburtstage der Königin, gefaßt
^vrden. Dcr damalige Obcrbürgcrmeistcr Hobrecht trat
nn die Spitze cincs Komito's, dic nöthige Summe wurde
^vrnchmlich in den Kreisen der hauplstädtischcn Bürger-
schnft aufgcbracht uud der Bildhauer Erdmann Encke
"Ut dcr Ausführung scincs Entwurfes betraut. Er för-
derte die Arbeit so schnell, daß das Gypsmodell bercits
22. März 1877, dem achtzigsten Gebnrtstagc des

Kaisers, diesem zur Genehmigung vorgeführt werden
konnte. Wir haben damals in der „Kunst-Chronik"
(1877, Sp. 432 ff.) davon berichtet. Der Kaiser hatte,
als man ihm von der Ausführung des Planes sprach,
vorzugsweise darüber sein Bedenken geäußert, ob es dem
Künstler gelingen werde, die Schwierigkeiten zu über-
winden, welche ihm das moderne Frauenkostüm in den
Weg legt. Angesichts des vollendeten Gypsmodells
schwanden aber diese Bedenken so völlig, daß der Künstler
unverzüglich an die Marmorausführung gehen konnte.
Und in der That hat der Künstler gerade die Gewan-
dung mit außerordcutlicher Meisterschaft behandelt.

Mit dem rechten Fuße vorwärtsschreitend steht die
Königin, das Haupt etwas nach vorn gencigt, auf einer
runden Plinthe, über welche auf der linken Seite die
Schleppe des Atlaskleides in breiten Falten auf die
Oberkante des Sockels herabfällt. Am Hinterhaupte ist
durch das krönende Diadem ein langer Spitzenschleier
befestigt, der Schultern und Rücken bedeckt und zu beiden
Seitcn von der Königin aufgerafft wird. Mit der
rechten Hand erhebt sie ihn bis znr Brust, während
die herabhängende Linke ihn an die Falten des Kleides
drückt. So ergiebt sich ein überaus anmuthiges Ge-
wandungsmotiv, welches den Anblick der Statue von
allen Seiten zu einem gleich erfreulichen macht. Nir-
gcnds entdcckt man einc monotone oder langweiligePartie:
überall berührt cin schöner, schwungvoller Linienrhythmus
angenehm das Auge.

Die Züge der Königin, auf welchc Kummer und
Leid ihrc Spuren gedrückt, hat dcr Künstler der Todten-
maske und einer im Besitze des Kronprinzcn besindlichen
Blcistiftzeichnung nachgebildet, die Gottfried Schadow
 
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