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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0206

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Kunsthandel. — Nekrologe.

moderner Gegenstände schon vielfach benutzt, sondern
auch direkt für unsere movcrnen Zwecke nachgebildet
worden. Es bedarf dafür aber einer entsprechenden
Vermittelung, denn der Fabrikant ist nur ausnahmsweise
in der Lage, auf die Original-Darstellungen zurück-
gchen zu können. Diese Vermittelung geschieht am
bcsten durch Publikation der Vorbilder. Die betreffenden
Arbeiten von Franz Bock, Friedr. Fischbach, Jnlius
Lessing u. A. haben sehr vortheilhaft eingewirkt. So-
eben erscheint nun eine neue Publikation der Art, näm-
lich die an bezeichneter Stelle bereits angekündigte Samm-
lung älterer Schmuckgegenstände, vorzugswcise nach
älteren Gemälden, von dem Architekten Ferdinand
Luthmer, Direktor der Kunstgewerbeschule in Frankfurt,
welche in einem von der Verlagshaudlung sehr glänzend
ausgestatteten Werke vor uns liegt. Dasselbe enthält theils
in prächtigen, künstlerisch hoch vollendeten Farbendruckcn
(von W. Loeillot in Berlin) theils in sauberen Kupfer-
stichen, Darstellungen von Geschmeide aller Art aus
dem fünfzehnten, sechzehnten und siebzehnten Jahr-
hundert, Kopfschmuck, Broschen, Halsketten mit Gehänge,
Schulterspangen, Gürtelketten, Knöpfe, Ringe, FLcher-
stiele u. A. zum Theil in reichster künstlerischer Aus-
bildung. Die Gegenstände überraschcn durch die
Mannigfaltigkeit und Sinnigkeit der Jdeen, erfreuen
durch die Schönheit und den Neichthum ihrer Formen
und vor Allem durch ihren malerisch und dekorativ
wirksamen Farbenreichthum und ziehen uns immer wie-
der von Neucm an. Es sind Arbeiten, zu denen die be-
deutendsten Künstler älterer Zeit, ein Albrecht Dürer,
Hans Holbein, Wenzel Jamitzer u. A., wie deren noch
crhaltene Handzeichnungen beweisen, die Entwürfe gc-
fertigt haben.

Luthmer kam zur Herausgabe dieses Werkes aus
rein praktischem Bedürfnisse. Er hatte von einem in-
telligenten Golbschmiede in Berlin den Auftrag erhalten,
Entwürfe für Goldschmuck im Charakter der deutschen
Renaissance zu fertigen. Zu diesem Zwecke mußte er
Stubien machen, suchte Vorbilder in fürstlichen Schatz-
kammern, fand darin aber verhältnißmäßig nur wenig:
was leicht erklärlich ist, wenn man bedenkt, daß das
kostbare Material solcher Gegenstände zur Zerstörung
reizt, und daß der Wechsel der Mode in unendlich vielen
Fällen ein verändertes Fassen der werthvollen Edelsteine
und Perlen des ererbten Schmuckes verlangt hat. Dabei
kam Luthmer daun auch auf die alten Porträts und
fand bei genauerer Durchsicht auf denselben eine über-
raschende Fülle der schönsten Motive, welche er mit
Geschick und Verständniß sür seine Zwecke zu benutzen
wußte. Und daß Luthmer das Richtige getroffen, hat
der Erfolg bewiesen, denn die nach seinen Entwürfen
ausgeführten Schmuckgegenstände, welche auf der Ber-
liner Gewerbe-Ausstellung des vorigen Jahres zur Schau

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gestellt warcn, fanden den ungetheilten Beifall der
Kenner wie des großen Publikums. Luthmcr erweiterte
nun seine gesammelten Studien, durchforschte alle vffent-
lichen Museen, vielc Ahnengalerien und Privatsamm-
lungen Deutschlands und fand einen über alle Er-
wartung reichen Vorrath. Eine Auswahl der besten
Stücke aus seiner reichen Ausbeute, welche er säiumtlich
mit größtem Geschick und vollkommencm Verständniß
auch der technischen Einzelheiten gezeichnet hat — eine
Anzahl dieser Zeichnungcn waren auf der Berlincr
Neiseskizzcn-Ausstellung des Jahres 1879 zu sehen —
bietet er iu dem vorliegenden Werke, in vortreff-
lichen Nachbildungen, dar.

Das Werk tritt mit der ausgesprochenen Absicht
hervor, „den Goldschmieden unserer Tage cine Fülle
von befruchtenden Motiven nach Mnstern aus alter
Zeit als praktischc Vorbilder für ihr heutiges Schaffcn
zuzuführen", bietet aber zugleich dem Knnst- und
Kulturhistoriker ein reiches Material für Forschungeu
und erfreut jeden Kunstfreund durch die Schönhcit dcr
dargestellten Gegenstände nicht nur, sondern auch durch
die vollendete Art der Darstellung.

R. Bergau.

14. „Die Bücher-Ornamentik der Ncnaissance" vo» H.
F. Bntsch, deren t. Theil früher bei G. Hirth in Leipzig er-
schien und in diesen Blättern (Jahrg. XIII, Nr. 5l) bespro-
chcn murde, fand in Fachkreisen io üngetheilte Anerkennnng,
daß sich der Herausgeber auf vielfache an ihn ergangene
Aufforderungen entschloß, seinem Werke demnächst mit Vor-
führnng der „Hoch- nnd Spntrenaissance" den Schlußstein
anzufügen. Die Gründlichkeit und das sichere llrtheil, mit
welchem der Verfasser das Aufblühen dieses Kunstzweiges
schilderte und mit Muster-Abbildungen durch Facsimils-Re-
produktionen nach den in seiuer Sainmlung befindlichen bc-
sonders scharfen Original-Exemplaren vorAÜgenbrachte,lassen
sicher eine dem ersten Theile ebenbürtige Leistung erwarten
Der zweite Theil wird unter den früheren Bedingungen
auch mit 100 Tafeln in vier Liefernngen herausgegeben.

Aunsthandel.

8ü. Photographicn nach dcr tiollectio» Dcmidoff. Kunst
sreunden wird eS angenehm sein, zu erfahren, daf; die dnrch
ihre Leistungen rühmlichst bekannte Firma Alinari zu
Florenz die bedeutendsteu Stücke der eben zur Auktion ge-
langten Sammlung des Fürsteu Panl Demidosf reproducirt
hat. Die Photographien sind fast durchweg von wunder-
barer Klarheit und Schärfe und werden gegeuwärtig im
großen Format sür 10 Frcs., im kleineren Qnartformat nüt
6 Frcs. abgegeben. Es befinden sich dnrnnter außer den
hervorragendsten Gemälden der in der Collection vertretenen
Schulen namentlich eiue schöne Auswahl dcr kostbarcu
Stosfsainmlung und der Gobelins, ferner der Rvbbia-Ar-
beiten, eine lange Suite der sächsischen und Wiener Por-
zellane, der Möbelstücke und kleineren kunstgewerblichen
Gegenstände.

Nekrologe.

8/.. Pictro Sclvatico, der bekannte italienische Kunst-
schriftsteller, starb am 26. Februar zu Padua, wo er 180s
geboren wurde. Von seincn Slhriften sind zuineist in wci-
teren Kreisen bekannt seine 1847 erschienene und dein da-
maligen König von Sachsen zugeciguete ,,I-'nroüitotturu o
lu seulturn iu Vononin", wie seine ,,8torin Lstotiou-oritioa,
sullo nrti äol ckissAuo".
 
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