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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Förster, Bernhard: Zwei Schlachtenbilder großen Stils
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0219

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Veiblatt zur Zeitschrist für bildende Kunst.

jS. Iahrgang.
Beiträge

smd an Prof.Dr. L. von
(ützow (wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzjg, Gartenstr. 6,
zu richten.

j5. April

Nr. 27.
Jnserate

a 25 j?f. für die drei
Mal gespaltene j?etit-
zeile werden von jeder

s880.

^rscheint von September bis )uli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle 14 Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen koflet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und öfterreichischen poftanstalren.

^nhal»^

Zwei Schlachtenbilder großen ^tils. — Aus der Dresdener Gemälde-Galerie. (Lchluß.) — Lmil wolff -f-; teo Schoeninger -j-. — Amster-
damer Gemäldeauktion. — Zeitschriften. — Inserate.

Zwci Lchlachtcnbilder großcn 5tils.

Wenn man die aufsteigenden Aeste an den kunst-
^schichtlichen Entwickelnngen genauer ins Auge faßt,
wird man in erster Linie zwei vorwärts treibende
^räfte entdecken: die Sehnsncht, das Jdeal frei aus sich
iu entwickcln, und dcn Trieb, die zu der äußeren Dar-
^llung dienenden technischen Mittel ganz und voll zu
^wältigen. Jm ganzen italienischen Quattrocento sind
beide Ströme ncben einander erkennbar, wie dies beson-
bers deutlich bei der Malerei der Florentiner ;u be-
°bachten ist, bis sie sich endlich am Schlusse des Jahr-
hunderts wiedcr in der gewaltigen Kiinstlernatur Lio-
rwrdo's vereinigcn. Je nach Stimmung und Jndivi-
^alitär wird der einzelne Kunstforschcr geneigt sein,
^Ner der beidcn Kräfte dic erste Rolle in der Entwicke-

lun

s°lch

der Kunst einzuräumen. Jndesien erscheint ein
her Strcit in der That überflüssig; denn wo jemals
^wssicität errcicht wurde, geschah es nur, weil man das
,'Ue über dem Anderen nicht aus dem Auge verlor.
er Streit zwischen Nealisten und Jdealisten in der
löst sich in cine höhere Einheit auf.

Mag man nun die Kunst unserer Tage beurtheilen,
^ wan will, der Charakter der Wcrdelust, der noch
geklärten Gährung stcht ihr offenbar an der Stirn
^schrieben; und die beiden Hauptströmungen der wer-
^ben Klassicität treten auch hier deutlich genug hervor.
^ uian nun seit einiger Zeit vielfach die Tcchnik der
ulerei stark bctont hat, und cin unverkennbaver Zug
Realismus speziell dic Berliner Schule durchdringt,
wag es gerade lohncn, auch cinmal darauf zu achtcn,
° bie großen Gesctze der Komposition, dic idcale Seite

dieser Kunst, der „große Stil", ihre Vertretung finden.
„Denn der innere Gehalt des bearbeiteten Gegenstandes
ist der Anfang und das Ende der Kunst. Man wird
zwar nicht leugnen, daß das Genie, das ausgebildete
Kunsttalent, durch Behandlung aus Allem Alles machen
und den widerspenstigen Stoff zwingen könne. Genau
besehen entsteht aber alsdann immer mehr ein Kunststück
als ein Kunstwerk, welches auf einem würdigen Gegen-
stande ruhen soll, damit uns zuletzt die Behandlung durch
Geschick, Mühe und Fleiß die Würde des Stoffes nur
desto glücklicher und herrlicher entgegcnbringe."

Diese schlichten Worte des großen Herzenskündigers
sollten eigentlich in den 70 Jahren, die seit ihrem
Niederschreiben verflossen sind, schon zur Trivialität ge-
worden sein; indessen auf wie manches technische „Kunst-
stück" ließen sie sich nicht heute noch anwenden? Frei-
lich, die Pflege des großen Stils steht uicht lediglich in
dem Belieben des einzelnen Künstlers: es müssen ihm
die großen Themata gestellt werden, an denen er scine
ganze Kraft erproben kann, oder es müssen ihm wenig-
stens die Mittel geboten werden, der Ausführung solcher
großen Themata nahe treten zu können. Hier liegt eine
der schönsten und wichtigsten Kulturaufgaben der „Großen
dieser Erde" und der Regierungen. Wie selten wnrde
sie bisher erkannt und erfüllt! Es ist erguicklich, melden
zu können, daß es an solchen Aufgaben, daran die große
historische Malerei sich emporranken kann, zur Zcit hier
nicht fehlt. Von den großen monumentalcn Bildern,
welche Knille für die Universitätsbibliothek gearbeitet
hat unb noch arbeitct, war hier schon die Nede. Die
Umwandlung des Zeughauscs in cinc prcußische Ruhmes-
! halle und die Ausschmückung der Kuppel mit großen
 
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