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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Elß, E.: Aus der Dresdener Gemäldegalerie, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0223

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433

Nekrologe.

434

Schließlich verzeichnen wir noch drei Oelskizzen,
die kürzlich in der Sammlung Aufstellung gefunden
haben. Bekanntlich wurde zur Beschaffung des Haupt-
dorhanges für das neuerbaute Hoftheater eine Konkurrenz
ausgeschrieben. Die erwähnten Entwürfe enthalten die
drei besten Lösungen der Aufgabe, welche anläßlich jener
Konkurrenz eingingen. Sie bestehen aus der Skizze von
F. Keller, die zur Ausführung gekommen ist, und aus
zwei Skizzen von Th. Grosse und H. Wislicenus.
2st die erstgenannte Arbeit von großem koloristischem
Reize, so wissen die beiden anderen Enlwürfe durch kom-
Positionelle Schönheiten das Jnteresse der Besucher der
Sammlung zu fesseln.

C. Clß.

Nekrologe.

Cmil Wolff ch. Der Besuch ciner römischen Bild-
hauerwerkstatt, in der eine reiche Anzahl von Gyps-
abgüssen an das Schaffen eines der bedeutendsten
Künstler erinncrt, die in der jüngsten Vergangenheit
aus dem Leben schieden, ließ es dcn Versasser dieser
Zeilen in hvhem Grüde bedaucrn, das; außer kurzen
Notizen der Tagesliteratnr bisher uichts zur Veröfsent-
lichung gelangte, was eine Würdiguug oder auch uur
Anen Ueberblick über die künstlcrische Thätigkeit des
Heimgegangcnen, des Bildhauers Emil Wolff, zu
bieten uuternvmmen hätte. Auch lvir könuen, das
dollständige Matcrial dasür entbehrend, ein liicken-
loses Bild von deni Lebcn und Wirken des Künstlers,
>n dcm eine dcr glorreichsten Richtungen innerhalb der
ncueren Plastik ihren letzten bedeutendcn Banuerträger
berloren hat, im Folgeuden leider nicht gebcn und
niüssen uns, namcntlich was seine äußeren Lebensver-
hältniffe betrifft, auf wenige Daten beschränken', die
hoffentlich in nicht allzu langer Zeit von anderer Seite
her ihre Ergänzung finden werden.

Jtalieu, wohin der 1802 zu Berlin geborene
Künstler kaum zwanzigjährig sich wandte, ward ihm
sür sein lauges Leben eine zweite Hcimat. Unter
Thorwaldsen, der zu jeuer Zeit auf dem Hvhcnpunkte
seines Schaffens stand, und Rudolf Schadow, dem er
llllzufrüh in S. Audrca della Fratte sein Grabdenkmal
errichteu sollte, vcrticfte er sich mit jugendlicher Be-
geisterung in die klassische Richtung, der er, an Roms
bntiken Bitdwerken rastlos lernend und studirend, in
eillen seinen Schöpfungcn treu blieb.

Das in Via ckoUo guuttro toiituuo gelegene
Atelier des Hingeschiedencn, welchcs vor ihm Rauck
»nd Schadow inuehatten und nach ihm Prof. Voß
übernommcn hat, dem Referent, ebenso wie deu
Herren Maler Schobelt und Bitdhauer Krane, näheren
Freunden und Bekannten des Mcffters, schätzbare Biit-
thcilungen verdankt, bietet, wie erwähnt, in einer statt-
Eichen Reihe von Abgüffeu, zuui Theil auch Origiual-
brbeiten eiueu geschlosscnen Ucberblick über die frucht-
bare Thätigkeit des Küustlers*). Unter den Jugend-

*) Dieselben sind von der nach dein Tode Wolff's eben-
falls bald cntschlafenen Wittwe für den Fall, daß die Ber-
"Ner Akademie sie nicht erwerben sollte, Herrn Prof. Voß
öür Verfügung gestellt worden.

arbeitcn seien zunächst hervorgehoben: der unter un-
mittelbarem Eiufluß Thorwaldsen's stehende schöne
Amor mit des Herakles Keule, eine Artemisstatue, ein
jugendlicher Jäger in antiker Gewanduug, der pracht-
volle Fechter, von dem sich ein Abguß in der Berliner
Akademie befindet, sowie der 1829 entstandene flvten-
blasende Hirtenkuabe und ein Genius des Todes, der
für England gearbcitet wurde. Darau schließen sich der
berühmte, in Potsdam bcfindliche Fischerknabe und Hebe
und Ganymed, cine vou Friedrich Wilhelm IV. an-
gekaufte Gruppe. Unter den Arbeiten der vicrziger
Jahre ragen besonders hervor: die edle Gruppe Jephtha's
uud seiuer Tochtcr, cine Nercide, Thetis mit Achill's
Waffeu aus einem Delphiu reitcnd und die zwei Mal
zur Ausführung gclangte bcrühmte Amazonengruppe,
eine Komposition von schwungvollster Bewegung und
hinreißender sormaler Schönheit. Achill am Grabe
des Patroklos, eine Statue, die sich im Besitze des
Kaisers von Rußland bcfiudet, Penelope mit dem Ge-
wande des Lacrtes, die leider nic in Marmor ausge-
sührt worden ist, eine Parisstatue, die sich in's Löwen-
fell hüllende Omphale und die großartige Judith, die
1868 die Hauptzierde der Berliner Ausstellung bildcte,
bezeichnen die reifste und bewunderungswürdigste Pe-
riode in der Entwickelung des Meisters.

Unter den statuarischen Werkcn mögen außer der
kolossalen Berlincr Brückenfigur der Nike noch die vicr
. Jahrcszeitcn, Psychc mit dem Dvtche, eine liegende
Ariadne, das anmuthige Hirtenmädcheu, dcr klcine
Telephos von dcr Hündin gesäugt, eine antike Römeriu,
die sich deu Ohrschmuck abnimmt, die kuiecnde Circe
und endlich die überlebcnsgroße PorträtstatuedesPriiizen
Albrecht in antiker Rüstuug geuaunt werden. Das
letzte Werk des Künstlers ist die Statue der Sappho,
die gegenwärtig in der Berliner Nativnalgalerie pro-
visorisch aufgestellt ist. Bon den Reliefdarstellungen
sei Apoll's Wettstreit mit Marsyas, cine preisgekrönte
Konkurrenzarbeit aus dcr jüugeren Zcit des Künstlers,
von den äußerst zahlreichen Porträtbüsten diejenige
Emil Braun's, Bunsen's, der deutschen Krouprinzessiu
im Kindesalter und schließlich diejeuige Winckelmann's,
l überlebensgroß in Marmor ausgeführt, als besonderS
gelungen hcrvorgehobcn. Jm Garten der Villa Al-
bani besindet sich bekanntlich eine zlveite Koloffalblffte
des großen Alterthumsforschers, die uuser Küustler 1857
im Austrage Ludwig's I. ausführte. Dic im Garten
des Palazzo Barbcriui aufgestelltc Statue Thvr-
waldsen's wurde von Wolff nach dem eigenen Entwurfe
dcs Meisters mit ciniger Unterstützuug Teneraui's und
Anderer auf eigene Kosten hergeffellt, ein Akt pietät-
vollcr Verehrung, dcr von Sciteu der dänischcn Re-
gieruug durch seinc Erhebuug zum Komthur auerkanut
wurde. Außer zahlrcichen anderen Auszeichuungcn,
von denen nur seine Ernciiuung zum italieuischcn Com-
mendatore erwähnt sein mag, wurde. ihm die außer
ihm nur noch einem Ausländer, Thorwaldsen, er-
wiesene Ehre zn Thcil, zu verschiedcncn Malen zum
! Direktor der TLoonckemia cki 8un I.ncn ernannt zn
werdeu, ein Beweis für die hohe Werthschätzung, dereu
sich dcr Künstler au der Stätte seines Schaffens zu
erfreuen hatte. Allgemein anerkauut siud seiue großen
Vcrdienste um die Stipendiaten der Berliner Akademie,
auf deren Förderung er mit liebenslvürdigster Bereit-
willigkeit, ja wahrhaft väterlichem Wohlwollen bedacht
 
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