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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Richter, J. Paul: Ausstellung von Gemälden alter Meister in London
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0229

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415

Korrespondenz.

446

velle der tz.uii>tL AiornatL in Boccaccio's Dekame-
wne illustrirt wird, (Nr. 211, 212, 258, 254) aus
der Sammluug vou Frederick R. Lclaud, Eog. Die
Bilder gehcu unter Botticellrs Namen, sind geistreich
kvmponirt, aber in der Formeugabe hart und schwer-
fcillig, dazu griindlich restaurirt. Dagcgcu ist die Behand-
kungdesGegenstandes don besouderem Jntercsse,vorallem
in kulturhistorischer Bcziehung das florentinische Gast-
>»ahl (Nr. 254). Auf den Tischen liegen Kirschen nnd
Birnen. Man trinkt aus Schalen von der Größe
unserer Suppenteller, die man zum Munde fiihrt.
2ede Person hält eine Gabel in der Hand. Coufetti,
Backwerk, Kirschen, Aepfel, auch Rosen werden von
Dienern mit langeu schmalen Servietten servirt. Der
Gebrauch dcr Gabeln ist bekanntlich im Norden sehr
spät heimisch geworden. Selbst noch nm 1589 ward
er am Hvfe Heinrich's III. als wcibische Ziererei ver-
spvttet. So tvard anch noch zwanzig Jahre später
Dhomas Corgate als luroitor vcrhöhnt, weil er, von
iu»er italienischcn Neise zurückkehrend, den Gebrauch
ver Gabeln in seincr Heimath cinsühren wollte. Jn
^en Jnventarien des 14. und 15. JahrhundcrtS komnit
eine Gabel einmal auf 64, cin andercs Mal anf 9
Dutzend silbcrne Löffel (siehe Weiß' Kvstümknnde 1868,
439 und 884). Wcnn von Karl V. ausdrücklich
erwähnt tvird, er habe mehrcre Gabcln besessen, diesc
!eien jedvch einzig znm Gcnuß vvn Käsc mit gepudertem
Zucker nnd Zimmet bestimmt gewescn, so entspricht
^as ziemlich dem Gcbrauch, wie er nach dem Zeugniß
bes Gemäldcs vor nns bci florentinischcn Patriziern
a»i Ende des fünfzehnten Jahrhundcrts schon hei-
vnsch war.

London, März 18d0. I. Paul Richtcr.

Aorrcspondenz.

Dresden, Mitte April 1880.
v. Nichl nnr sür nnsere wissenschastlichen, anch
unserc künstlerischen Bitdnngsstätlcn ist Ostern die
Zeit der Prüfung. Auch letztcrc bicten in öfsentlichen
Ausstellungen ihre Erziehungsrcsnltate dem Pnbliknm
k'ar. So hat zunächst die k. Akademie derKünste
eiue Exposition von Studienarbeitcn ihrer Schüler ver-
^ustaltet. Dicselbe pslegte srüher mit dcr alljäbrlich
ikattsindendcn allgemeinen Kunstausstellnng vcrbunden
»a sein. Die Trennung ist beiden Ilnternehmungen zu
Gute gekommcn; namentlick hat dadurch die ge-
'wnnte Studienausstellung eincr größercn Ausmerksam-
keit vonSeiten des Publiknms sich zu crsrcuen als chedem.
setzterc enthält diesmal gegen 400 Arbciten. Ein
kHschercr, mehr als bisher aus Ausbildung der Farbe
Zerichteter Zug machte sich iu denselbcn geltend, legtc
"ber zugleich auch schou den Wunsch nahe, daß der in

die Akademie eingezogene Realismus nicht über sein
Ziel hinausschießen mögc. Unter den selbständigercn
Arbeiten aus den akademischen Ateliers zeichneten sich
einige Bilder von Schülern des Prof. Pauwels vor-
theilhaft aus; ebenso hat das landschaftliche Fach, dem
Paul Mohn Provisorisch vorsteht, eine recht gelungene
Leistnng aufzuweiscn; betrcffs der Plastik wahrten Ar-
beiten aus dem Hähnel'schen und Schilling'schen
Atelier den Ruf unserer Bildhauerschule; die Archi-
tektur konknrrirte in diesem Jahre um das große Reise-
stipendium, welches P. Schuster, cinem Schüler des
Prof. Nicolai, zuerkannt wurde. Auch die zweite,
jüugere Pslegestätte der Kunst, welche Dresden besitzt,
die k. Kunstgewerbeschule, hat nicht verfehlt, die
Resnltate ihres Wirkens öffentlich darzulegen. Ein
reiches Material giebt von einem rationellen, der Ziele
der Schule sich klar bcwußten und gut geleiteten
Unterricht Kunde, nnd jedensalls ist das von deni
Jnstitnte, in dcr kurzen Zeit seines Bestehens, in den
verschiedenen Fachschulcn Geleistete ganz anerkennens-
werth. Jn erfreulicher Weise nehmen nnsere gewerb-
lichen Kreise durch zahlreichen Besuch der Ausstellung
Antheil an den gemeinnützigen Bestrebungen der Schule.

Dic Knnstvereins-Ausstellung auf der Brühl'schen
Terrasse cnthielt in dcn letzten Tagen wiedcr ein Werk
des Prof. Hähnel: die in Marmor ausgcführte Büste
eines Grafen Henkel v. Donnersmark, welche durch
ihre lebendigc nnd noble Anffassnng, wie feine Durch-
führung fcsselte. Des Meisters Schvpfungen, seine
Skulptnren an dem Museum und dcm alten Hoftheater
zu Dresdeu, serner Dcnkmäler, Statuen, Entwürfe,
Reliefs u. s. Iv. erscheincn gegenwärtig in einem vvn
Römmler L Jonas trefflich ansgeführten Lichtdruck-
iverke, auf welches wir bei dicser Gelcgcnheit nicht ver-
^ fehlcn wvllen hinznweiscn. Anßer der genannten Büstc
bietct die Ausstellung nvch plastischc Arbcitcn von
Behrcns, Hnltsch, Flvckc m a n n n. A. Bon Ge-
mäldcn ist G- Bleibtrcn's „König Wilhelm empfängt
beim Scheine der Wachtfcuer durch Moltkc die Sieges-
nachricht von Gravclotte" zu ncuuen, cin Bild, das
freilich in der Auffassnng nnd insbesondcrc in sciner
nicht eben glücklich durchgeführten Belcnchtnng zu den
weniger gelungenen Leistnngen des geschätzten Künstlers
zählen dürfte. Anch an einer größcrcn Darstellung
ans dcr Geschichte der Lncretia vvn Prvs. Lonis in
Berlin konnte man sich nicht erwärmen. Weiter sahcn
wir ein hübsches Genrcbild von Hugo Kansmann in
München, welchcs in unterhaltender, scharfer Charak-
teristik das Publikum eines in einer Dorfschenke sich
producirenden Taschenspielers schildert. Das Thier-
stück, respektive Jagdstück, war durch ciue Reihe von
Kohlenzeichnungen Pausinger's in Wien und dnrch
i zwei skizzenhaft behandelte Bilder aus dem Nachlaß
 
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