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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0269

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52ü Korrespondenz. 526

Nachdem man sich mehrere Jahre in einem Gebäude
hatte behelfcn müssen. das ursprünglich nnr zu einer
eleganten Privatwvhnung gedient hatte, und we na-
meutlich ein großer Thcil dvn CeSnola's cyprischen
Alterthümern aus Mangel an Platz nicht aufgestcllt
werdcn kvnnte, kann man sich glücklich prciscn, cin
Gcbäudc getvvnncn zu haben, welchcs in Bczug aus
Platz, Licht nnd allgcmcinc Behaglichteit nichts zu
wünschen läßt, vbgleich man wvhl berechtigt gewesen
wäre, vvn einer Sladl wie New-Pvrk zn erwarten,
daß sie ihrcr sungen Schvpsung cin Gehäuse verliehcn
hätte, das auch für sich selbst cin Zeugniß der Kunst-
liebe sciner Griindcr liesern kvnntc. Dies war abcr
mit den gegebenen Mitteln schlechterdings unmvglich;
denn trvtz des unermeßtichen Reichthums der Stadt,
der Freigebigkeil, mit der für wvhlthätige Zwecke bei-
gesteuert wird, und trvtz der unleugbaren, wachsenden
Kunstliebe, welche sich in sv vielen werthvvllen Privat-
sammlungcn bethätigt, hat das Museum scit seinem
Gntstehen nur eine lauwarme Unterstützung, ja Vvn
Manchen Seiten svgar Oppvsitivn gesunden, und die
wiederholten Versuche, vom Staat eine reichlichere Aus-
stattung zu erlangen, haben nvch kein günstiges Re-
sultat ergeben. Man will diesen Mangel an Jnteresse
theilweise durch die Lage erklären; denn hvch oben in
der Stadt, von dcn Geschäftsstraßen, den Hvch- und
Pserdeeisenbahnen wciter cntscrnt als beguem, ist das
Nkuscum allerdings denjcnigen, welchen Mittel nnd
Muße spärlich zugemesscn sind, nicht leicht erreichbar,
und wenn, wie man beabsichtigt, eine Kunstschulc
darin crrichtet werden svlltc, sv wird der Besnch den
Schülern noch mehrere Jahre bcschwerlich genug scin,
dis, in Fvlgc der Zunahmc dcr Bevölkerung und dcs
Wachsens der Stadt nach Nvrden dic kvmmenden
Generativnen auch diese Gegcnd Vvllständig mitKvmmii-
uikativnsniitteln versehen haben werden.

Vvn dcr Außenscite des Gebäudes läßt sich nichts
stiühmliches sagen, im Gegentheil, cs stellt sich cntschie-
iwn ungünstig dar, wvzu das kleinc angeleimte — srci-
iich nur vvrläusig errichtctc — hvlzerne Wetterhäuschen,
Uwlches dcn Eingang bildct, ehrlich das Seinige bei-
iuägt. Die Haupthalle besteht ans einem länglichen
Piereck, an dcsscn nach Osten und Westen gerichteten
^chmalseiten sich ein oberes Stvckwerk erhebt, aber da
alles schlicht und einsach ist, und kcinc Anspriiche aus
uuchitcktonische Schvnheit gcmacht werdcn, so wird die
^uitit nicht hcrausgcsvrdcrt, und wir nehnicn gcrn
Uhf gntcn Glauben an, daß cs — wie versichcrt wird —
^u ehrlichcr, solidcr und zuverlässiger Bau sei. Jm
'vttnern, fällt die Dürftigkeit des verwendetcn Ma-
^rials aus: mit Ausnahme der eingelegten Stein-Fuß-
^uden nackte Kalkivände, Hotz, Gyps, cinfache Eisen-
Itangei, niit Zink überzvgen, wv Frcscv, Marmvr nnd

knnstvvll geschniiedelcs Eisen am Platz ivären; aber
auch hier muß jeder Tadel Vvr der vkvnvmischen Nvth-
wendigkeit verstummcn, und dcn Architekten Calvcrl
Vaup kann kein Vvrwurf darnm treffen, da scin
Antheil sich nur auf den Plan nnd die Verhällnisse
erstreckt; und dafür gebührt ihm vvlle Anerkennnng,
dcnn uach dem nüchterncn Eindruck, dcn die Außen-
scite hervorbringt, kann es kcine angenehmere Ueber-
raschung gebcn, als in die grvße, lnftige Hanpthalle
zu treten, über der das Glasdach, vvn bvgensvrmigen,
eiscrnen Trägern gestiitzt, ein so vvrtreffliches Licht ge-
Ivährt, ivie sich dessen nur irgend cins der enrvpäischen
Museen rühmen kann. Hier befindet sich der grvßte
Theil des Hanptschatzes des Mnsenms, die in ihrer
Art einzige Cesnvla-Sammlung, welche jetzt erst zu
ihrem vvllen Rechte gelangt ist, an den Wänden, den
Pseilern, in Glasschränken und Kasten, vvn Cesnvta
selbst mit liebender Sorgsalt chronolvgisch und syste-
matisch gevrdnet, sv daß dem Lernbegierigen das Stu-
dium zur anziehendsten Unterhaltung gereichen dürste,
svbald erst der sehnlich erwartete und unnmgänglich
nvthige Katalvg erschienen sein wird. Am vstlichen,
einstweilcn nvch geschlvssenen Eingange sallen zunächst
mehrere grvße Sarkophagc aus Cypern in Lic Augeu,
darunter ein attgriechischer, dcr in dem alten Museum
im schlechtesten Licht aufgestellt war und Flachreliefs
von grvßer Schvnheit zeigt. Ein anderer trägt in
seincn Verzierungen theilwcise assyrischcn, theilweise
phvnizischen und griechischen Charakter. Llußerdem
besinden sich hier die mannigfaltigen Leihsammlnngcn
in bunter Reihe, viele davvn alte Bekannte, jedoch
bereichert durch neue Ankvmmlinge, Brvnzewaffcn,
Pvrzellan, Majolika aus alter und nencr Zeit, vrien-
talische Stvffe, Renaissancegegcnstände, chinesische und
japanesische Elfenbeinschnitzcreien, Schmncksachen, alte
Mannscripte und Bücher, Spitzen nnd ägyptische Alter-
thümcr, auch cinigc Marmvrstatucn, meistens vvn
Stvry und Hiram Pvwers, dcnen sich aber nicht viel
Gutes nachsagen läßt. An dcn beiden Schmalseiten
bei den Eingängen fiihrcn Treppen, tvelchc, Ivcnn anch
nicht durch Schvnheit hervvrragend, doch gcräumig
und beguem sind, in das vbere Stvckwerk hinauf, das
die Gemäldegalerien cnthält. An jedem Ende liegen
ztvei Säle und zwei schvne, vffcne Galerien, welche
an den Langseitcn hinlanfcn nnd dic beiden vberen
Flügel mit einander verbinden. Sic gewähren cinen
sehr hübschen Blick anf dic grvße Hallc mit ihrcn
Schätzen und die Mengc, die darin hin nnd her wogt;
von der Balustrade hängen auf beiden Seiten, die
ganze Länge durch reiche alte franzvsische, niederlän-
dische und spanische Teppiche in bnntcr Farbenpracbt
heruuter. Auf den Galerien bcsindcn sich wiedcr
Samnilungen vvn Selteuheitcn, darniitcr Ccsnvla'S
 
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