Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

DOI Artikel:
Kunstgewerbliches aus Hanau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0291

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15. Iahrgang.
Beiträge

sind nn prof. Dr. L. von
!lützow (wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 8,

1?. Iuni

Nr. I6.
Inserate

25 s)f. für die drei

1880.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Grscheint von September bis Iuli jede lvoche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrist für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iabrgang 9 Alark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen s)ostanftalten.

I. H. Strack -j-. — Zur Geschichte der sAastik; gakob Tornelisz van Mostzanen. — Runstgewerbliche Aonkurrenz in Berlin; Lamey-ssreis-
Stiftung an der Universität Ltraßburg. — Lin neues Bild von Ludwig Rnaus; ^empcr-Stiftung; Zu Lhren Äarl Humann's. — Neuig-
keiten des Buch- und Runsthandels. — Zeitschriften. — Berichtigung. — Inserate.

Aunstgewerbliches aus Hanau.

Am 17. April wurde der Neubau der kgl.
Zeichcnakademic in Hanau sestlich eingeweiht. Vor
acht Jahren feierte dicse kunstgewerbliche Anstalt ihr
hundertjähriges Jubiläum in Räumen, die so häßlich,
verfallcn nnd unpraktisch waren, daß der Nenbau als
erste Bedingung fur die Fortdauer und Entwickelung
erschien. Nur der Direktor und der älteste Lehrer (ein
Bildhauer) hatten Ateliers, während allc anderen Lehrer
stch mit den Klassenzimmern bcgnngen mußten. Die
Ncgierung hatte, nachdem dic Platzfrage vielen Staub
ausgewirbelt, endlich ein Einsehcn. Es wurde wcder
das nunmehr gut kultidirte alte Theater, noch ein
sumpfiger Garten an der Kehrseite der Stadt, sondcrn
cin nach dcm ncuen Centralbahnhos hin an der siid-
lichen Peripherie der Stadt gelegencr Platz für den
Ncubau bestimmt, nachdcm die Stadt einen Thcil deS
Baugrundes angekanft hatte. Leider fiel die Bau-
cpoche dieses für einen großen Distrikt so wichtigen
Gebäudcs, welches Million Mark gekostet hat, vor
den Erlaß der neuen Organisation der preußischen
Äaubehvrden. Obschon eincr der genialstcn Architekten
Dcutschlands, Raschdorff, die Pläne ausarbcitcte nnd
den Bau leitete, war es möglich, daß unter der Aegide
eincs nunmchr zur Lcitnng von Marinebauten be-
^ttfenen hvhcrcn Baubeamtcn cin so trockencr Fabriks-
und Kascrnen-Ban entstand, daß Jcder staunt, wic
eine solche Stilwidrigkeit hcntc in Prcnßcn noch mög-
iich sein kann. Nicht ohnc Grund hat Raschdorff
deim Feste der Einwcihung gefehlt. Der Volkswitz
dezeichnet den Bau der „Kunstfabrik" als eincn Ci-

garrenkasten, der Fenster und Dach erhaltcn. Tech-
nische Fehler sind 1) dic tiefc Untcrkellerung mit der
Anlage von Licht- nnd Luftschachten, anstatt die Er-
höhung dcr Keller zu Partcrreräumen vorzunehmen.
Dic Wohnungen für die Diener sind keineswegs i:n-
wichtig. Jetzt wohnen diese mit ihren Familien in
Kellerräumen. Die Partcrreräume würden bei spätcrcm
Raummangcl ganz anders anshelfcn alS die tiesliegen-
den, lichtarmcn stiäume; 2) ist es ein wichtiger Fehlcr,
daß die Atelicrs nebencinander liegen, anstatt neben
den Fachklassen. Zu loben sind hinsichtlich der ästhe-
tischen Wirkung das Vestibül mit der Treppenanlage
und die Aula. Die Fa^ade wird später Sgraffitten
erhaltcn, wodurch die prosaischc Wirknng einigermaßen
verbessert werdcn wird. Leider tvurdc der erste Entlvlirf
dlaschdorff's nicht genehmigt, und cntbehrt Hanan,
in welchem der Knnstforscher sehr schvne Giebel nnd
Brunnen aus dem 16. Jahrhundert findct, in seinen
Nenbauten dicJllnstration scincr weltberühmtcn Gold-
und Silberarbeitcn.

Das Fest war sehr animirt, denn die Bürger
Hanau's fühlten, daß es ein großer Bortheil für alle
Zukunst ist, cinen so großcn Bau zu besitzcn, in wel-
chem Raum sür Sammlungen nnd znr Entfaltung der
knnstgewcrblichen Fachklassen vorhanden ist. Es hatten
deßhalb auch die Knnstindnstriellcn der Aufforderung
ihres ncucn Obcrbürgcrmcistcrs Nanch cntsprochen nnd
eine für Frcmdc schr interessante Ausstellung arrangirt.
— Ein glücklichcr Znfall wollte cs, daß, als die Liste
zum Zcichncn von Beiträgcn zu eincr Stiftung circu-
liren sollte, cin alter Pokal, der kurz vorher in einer
lange nicht gcöffncten Kiste des städtischen Archivs gc-
 
Annotationen