Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

DOI Artikel:
Blanckarts, Moritz: Carl Friedrich Lessing
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0307

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15. Iahrgang.
Beiträge

sind an Prof. Dr. L. von
Lützow (wien, Tbere-
sianunlgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

1- >li

Rr. 58.

Inserate

a 25 j)s. sür die drei
Mal gespaltene j)etit-

1880.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunft.

Grscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von ^uli bis September alle h-h Tage, für die Abonnenten der ,.Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; sür sich allein bezogen koflet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

i)nhalt: Larl Friedrich Lessing -j-.— Rorrespondenz: Florenz. — 1)r. L. Ennen ch. — j)ersonalnachrichten: wien; Stuttgart. — Ueber die
Ausgrabungen zu Vlympia; Archäologische Gesellschast in Berlin. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Zeitschristen. —
Znserate.

No. 39 Vcr Kunst-Chronik crichcint am 15. Juli.

Larl Friedrich Lcssing s.

Die deutsche Knnst hat einen ihrer hervorragendsten
2>keister, den eigentlichen Vermittlcr zwischen der älteren
und neucn Schule, verlorcn, dessen Werke von nach-
haltigein Einsluß aus die gesammte Entwickelung unserer
Dialerei geworden sind und zu den ersten gehvrten,
l>ie der deutschen Malerei auch im Auslande Beach-
tung und Anerkennung errangen.

CarlFriedrichLessing, der, wie bereits gemeldet,
um 5. Juni 1880 in Karlsruhe nach inehrjährigem
Kränkcln an einem erneuten Schlagansall starb, wurde
u»i 15. Februar 1808 in Breslau geboren, wo sein
^later, ein Neffe des großen Dichters und Philosophen,
uls Gerichtsbeamter mit dem Titel „Kanzler" lebte,
uni bald nach des Sohnes Geburt in das schlesische
lIrenzstädtchen Polnisch-Wartenberg versetzt zu werden.
^ort bcsuchtc Lessing das Gymnasium, und, da er
rni Zeichenunterricht rasch große Fortschritte machte,
^stimmtc ihn der Vater sür das Baufach, zu dessen
Studium er 1821 nach Berlin ging. Hier zeichnetc
"U' bei den Professoren Rösel nnd Dähling. Doch
stellte es sich bald heraus, daß er seiner ganzen Be-
gubung nach nicht so sehr zum Architekten, als viel-
uiehr zum Malcr bestimmt sei. Eine Reise nach Nügen,
^ie seine Phantasie lebhaft anregte, gab den Ausschlag,
»nd Lessing bcschloß, selbst ohnc dic Einwilligung seines
^aters Maler zu wcrden. Er ivurde nun Schüler
^bilhelm von Schadow's, dem er mit Julius Hübner,
^arl Sohn, Theodor Hildebrandt, Heinrich Mllcke nnd

Christian Köhler 1826 nach Düsseldorf folgte, als
Schadow zum Direktor der dortigen Akademie berufcn
wurde.

Jnzwischen hatte sich auch der Vater mit der
Berusswahl des Sohnes einverstanden erklärt, nachdem
dessen erstes, noch in Berlin gemaltesBild, „Ein Kloster-
kirchhof" (1826), sosort großen Beifall und einen
Käuser gefunden hatte. Jn Düsseldorf überragte Lessing
bald die meisten seiner Schulgenossen, jedes neue Bild
von ihm fand eine nahezu enthusiastische Aufnahme,
sein Ruf war in kurzer Zeit fcst begründet und vcr-
breitete sich mehr und mehr. Weder damals noch in
späteren Jahren ließ sich Lessing durch Lob nnd Erfolg
beirren, er ging seinen eigenen Weg nnd arbeitcte un-
ablässig an seiner Vervollkommnung. Reich gefüllte
Mappen mit zahllosen fleißigen Naturstudien und geist-
vollen Skizzen waren die Früchte eines unausgesetzten
Arbeitseifers. Jn der erstcn Periode seiner Thätigkcit
gab er sich ganz der romantisch elegischen Anschaunng
jener Tage gefangen, maltc mcist melancholisch gestimmte
Landschaften, zerfallene Ritterbnrgen und Klöster, Kirch-
hösc, zerklüftetc Felsparticn, vde Haiden und tiefes
Waldesdickicht mit einer Staffage von stlittern, Mön-
chen, Räubern, Kriegcrn, Schleichhändlern, Zigeunern
und Köhlern. Auch aus seinen Figurenbildern jencr
Zcit schaut überall die Romantik der dreißigcr Jahre
hcraus. Wir erinnern nur an „Das trauernde Königs-
paar" (1828, im Besitz der Kaiscrin von Rußland)
und an die nicht minder bewundertc „Leonore" (1832,
Eigenthum des Königs von Preußen). Aus beiden
 
Annotationen