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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Blanckarts, Moritz: Carl Friedrich Lessing
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Verschiedenes / Inserate
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607

Korrespondenz.

608

sucht, noch in deutschen Galerien die Werke Anderer
stndirt. Deßhalb blieb er auch in allen Werken^ganz
eigenartig, ohne doch einseitig zu werden.

Von deni Ruse Lessing's angezogen, war Emanuel
Leutze 1841 aus Amerika nach Deutschland zuriickge-
kehrt, und Lessing hat wesentlich zur Ausbildung dieses
bedeutenden Künstlers beigetragen, wie er denn nber-
haupt, ohne eigentlich Lehrer zu sein, nachhaltigen Ein-
sluß ans verschiedene Knnstler ausgeübt hat, u. A. auch
ansAnton v on Werner, der noch im September 1879
eine treffliche Porträtzeichnung Lessmg's fertigte*). Ein
anderes sehr gelungenes Bildniß von ihm wurde 1852
von Julius Rvting für die städtische Gemäldegaleric
in Düsseldorf gemalt, und auch Leutze u. A. haben ihu
mehrfach porträtirt. Lessing Pflegte übrigens selbst seinen
scharf geschnittenen ausdrucksvollen Kopf mit der
Adlernase gern auf Bildern seiner eigenen Hand anzu-
bringen. Auch in anderen Porträts, die er ausnahmsweise
malte, wie das des Großherzogs von Baden (1864),
bewährte er seine seine charakteristische Auffassnng.

Vermählt war Lessing mit einer Schwester der
künstlerisch begabten Gattin Adolf Schrödter's; sie ging
ihm nur wenige Monate im Tode voran. Von seinen
vier Söhnen ist der älteste ein begabter Bildhauer, der
zweite Offizier, der dritte, Konrad, ein ihm in ver-
wandten Darstellnngen eifrig nachstrebender talentvoller
Landschaftsmaler; der jüngste widmet sich ebenfalls
der Kunst. Seine einzige Tochter lebt in Dresden,
wo ihr Gatte, Karl Koberstein, ein Sohn des Literar-
historikers, Hofschanspieler ist. — Lessing war ein Mann
von stattlichem Aeußeren. Jn Gesellschast ziemlich
wortkarg, trat er stets einfach und ansprnchslos auf.
Seine Erholung suchte er im Genuß der Natur nnd
in der Pflege des edlen Waidwerks, sein höchstes Glück
aber fand er in der Ausübung seiner Knnst, und mit
Recht konnte Wolfgang Müller von Königswinter von
ihm singen:

„Unbekümmert um die Menge, um ihr Lob zumal,

Galt's ihm nur, wenn er genügte seinem Jdeal.

Vaterland, freue Dich! Deutsche Kunst wird
fortbestehen —

Lessing, unser Stern, leuchtet nah und sern!"

Moriß Blanckarts.

Aorrespondenz.

Florenz, Ende Mai 1880.

Wer in diesen Maitagen der Piazza Cavour
nahe kam, konnte dort ein reges Leben sinden. Lockte
die Meisten die seit dem 18. dcs Wonne-Monates er-
öffnete erste nativnalc Gartenban - Ausstellung hier

*) Jn Lichtdruck erschienen bei Paul Bette in Berlin.

Anm. d. Red.

heraus, so pilgerte ein nicht minder gewichtiger Theil,
selbst ganze Schnlen in oorpors, auf der anderen
Seite die Via del Pallone entlang vor die Barriera
delle Cure, um Henze's Figuren für das Sieges-
denkmal in Dresden vor ihrer Abreise nach Deutsch-
land in Augenschein zu nehmen.

Seit deni Sommer 1877 wird in der unschein-
baren Arbeitshütte am Eck der Via Brunetti Latini,
wenige Schritt vor der Barriera, an den fünf Figuren
dieses Denkmals gearbeitet, welches nunmehr auf dem
Altmarkt der sächsischen Hauptstadt seinc Aufstellung
und am 2. September dieses Jahres zur zehnjährigen
Gedächtnißfeier der Schlacht von Sedan, vorläufiger
Bestimmung gemäß, auch seine Enthüllung finden soll.
Von dieser ihr nun für inimer bestimmten Heimstätte
aus grüßte uns von hohem Postament herab als vor-
übergehende festlichc Dekvrativn schon zum Trnppen-
Einzug 1871 dic mächtige Gestalt der Germania,
deren Schöpfer, Robert Henze, mehrere Jahre später
vom Stadtrath mit der Ausführung des Siegesdenkmals
betraut wurde. Da die Ausführung in Bronze bei
der für das Ganze verfügbaren, jetzt wahrlich sehr
gering erscheinenden Summe vvn 180,000 Mk. nicht
möglich war, und ein Ansnchen um Ueberlassung von
eroberten Geschützen für den Guß seitens des sächsischen
Kriegsministeriums abschlägig beschieden wurde, be-
schloß man aus des Künstlers Anrathen, die Her-
stellung in Marmor, und Henze übertrug nach Voll-
endung der Modelle (in etwa 2/g der wirklichen Größe)
die Bearbeitung der Figuren dem hiesigen Bildhaner
Raffaello Cellai. Wie durch das Denkmal der Knr-
fürstin Anna vor der Annenkirche in Dresden, so hat
sich Henze durch die schwierige, aber überaus gelungenc
Restauration des schwungvvll nnd groß komponirten
Brnnnens Matthielli's im früherMareolini'schenGarten
— jetzt Stadtkrankenhaus — bekannt gemacht, ferner
durch dic für den Marktplatz in Meißen bestimmtc
Figur Heinrich's I., des Finkler's, dann durch dic für
das Theatcr in Teplitz ausgeführten zwei Nischenfiguren
der Poesie und Musik und die dort leider zu hoch ange-
brachten nnd unverantwortlicher Weise nur in Gyps
j eingesetzten Medaillvns: Tragik, Komik, Lyrik, die zu
seinen bestcn Arbeiten zählen. Am Neustädter Theater
in Dresden rühren die über den grvßen Fenstern des
Mittelbaues befindlichcn Zwickclfiguren, am neuen
Hoftheater die liegenden (3 m. langen) Gestalten der
Gerechtigkeit und Liebe von ihm her; seine letzte Arbeil
ist das noch nicht zur Aufstellung gelangte Standbild
des Herzogs Wvlfgang von Anhalt, wclches in Lanch-
hammer gegossen wird und als Brunnenfigur für den
Marktplatz in Bernburg bestimmt ist. Hier in Flvrcnz
harren die Kolossalsignr der Gcrmania nnd die vier alle-
gorischen Gestalten, die das Pvstament umgeben werden,
 
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