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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Kunstliteratur,

622

62!

schön nian auch die seltenen Gewächse, die mit tausend
Formen und Farben das Auge bestrickenden Blumen
und herrlichen Früchte finden mußte, so mnßte man
doch auf's höchste bedauern, daß das Ganze eben nnr
eine reine Produkten-Ansstellung war, ohne allen künst-
lerischen Eindruck, wie wir ihn z. B- von unseren
Münchener Blumenausstellungen im Glaspalast nnd
den Ansstellungcn dcs dortigen landwirthschaftlichen
Bereins zn empfangen gewöhnt sind.

Man hatte gänzlich darauf verzichtet, dem sehr ^
günstig gestalteten Terrain und den vorhandenen land-
schaftlichen Reguisitcn durch Kunst nachzuhelfen und
schönc Gartenanlagen zn schaffen; nnr vor dem anf
der Höhe ncugebauten Pavillon oder Warmhaus, anf
eincm kiesigen, svnnendurchglühten Platz, waren ver-
einzelt einige Teppichbeetc in kreisrunden und ovalen
Formcn angclegt. Dic schöncn Blunien hatte man
zum Thcil in einzelncn Töpscn planlos auf eincm
schlecht gepflegten, zertretenen Rasen herumgestreut oder
in Zelten nnd schrecklich bemalten Glashäusern zu-
saiiiincngepfercht. Die prächtigsten Rosen waren zu
hunderten als einzelnc Blüthen in Kisten mit Mvos
gesteckt oder in Wafserfläschchen ansgcstellt, die herr-
lichsten Früchte lagen aus einzelncn kleincn Tellern, statt
daß man gut angevrdnete Stillleben znsamnicngebant
hätte; die dazu nöthigen Majoliken, farbigen Gläser
und sonstigcs Gcschirr standen überall langweilig genug
in Menge nmher. — Der Pavillon, in eincr Länge
von etwa 40 in., war von dem Architekten Roster
Projektirt, in ciner Art manrischcn Stiles, mit Schweins-
rippendächcrn, nnd von dem (namcntlich für Kiinst-
schmiedcarbeiten, Gitter u. dergl. sehr geschickten)
Schlossermeister Micheluzzi aus Pistoia nnd der
dortigcn Gießerci von Lorenzetti ansgefübrt worden.
Er machte, abgesehen von dem das Ange arg belei-
digcndcn weißcn Anstrich, wenigstens im Jnnern den
Eindrnck änßcrstcr Leichtigkeit und Zierlichkcit nnd bot
mit scincni ctwas dicht stehenden Palmen- und son-
stigcn Pftanzcnschmuck ein anziehendes Bild, wenn aucki
die Nischen der Rückwand mit ihren dürflig spritzcnden
Wässcrn und schmalen Tropfsteinbändcrn bedeutender
und farbiger hätten komponirt sein können. Die
svnstigen Bauten an Colonnaden und Zelten können
ubergangen werden. Es wäre sehr zu wünschen, daß
uian bei wciteren Ausstellnngen die Erfahrungen
deutschcr Städte zu Rathe zu ziehen nicht zu stolz wäre.

Die Auktion Demidoff in San Donato,
wclche Monate lang hier alle Gcmüthcr beschäftigt
hat, ist nun zu Ende geführt. Wie man hört, be-
Zifscrt stch das Gcsammtergebniß auf etwa 18 Milliv-
nen Lirc. Die Bibliothek warf eine Suninie von
l 18,000 Lire ab.

Man geht hier bekanntlich init dem Gedanken

um, ein archäologischcsMuseum niit dem nöthigen
künstlerischen Material für die Stndien einer archäo-
logischen Schule zu gründen, die mit der philologischen
Sektivn des Istituto snxsriorö verbunden werden svll,
und hat dem Ministerinm des öffentlichen Unterrichts
ein darauf hinzielendes Projekt unterbreitet. Wir er-
sahren, daß seitcns des Ministerinms bereits einc Kom-
mission niit der weitcren Prüfung des Vorschlages be-
trant worden ist.

Fr. Otto Schulze.

Aunstliteratur.

Alolis Apcll, Handbnch für Kupferstichsammlcr.

Leipzig, Berlag von Alex. Danz. 1880. 8.

Das zweibändige Werk niit demselben Titel von
Andresen und Wesscly hattc den Ziveck, eine neue, der
Gegenwart angepaßte nnd vermehrte Anflage des gleich-
namigen Buches von Heller hcrznstellen. Da der gnnzc
Umfang der vcrvielfältigenden Kunst in einen ver-
hältnißmäßig engen Rahmen eingezwängt werden mußtc,
so war es gerathen, nur das Vorzüglichste von den
hervorragenden Künstlern anzuführen. Das obige, eben
erschienene Werk schränkt den Umfang ein, iim im
Einzelnen mehr bieten zu können. Es ninimt nämlich
nur auf solche Künstler Rücksicht, die in Linienmanicr
gearbeitet, und auch auf diese nur insofern, als sie
dem gegenwärtigen Jahrhnndert angehvren, d. h.
wenigstens in ihrer Thätigkeit noch in dieses hincin-
ragen. Nur zwei Künstler, die noch vvllständig in's
18- Äahrhundert fallen, niachen einc Ausnahme:
Beanvarlet uud Strange, weil ihre Knnstthätigkeil
ganz den Charakter der Nenzeit trägt. Wir hätten
die Grabstichelblätter eines G. F. Schmidt auch auf-
genommen; eine eingehende Arbeit über diesen Meister
thut schon lange noth.

Jn dor angegebenen Form ist das Werk einc sehr
willkommenc Ergänzung des früher erwähntcn Hand-
buches; denn der Kupfcrstich in Linienmanier hat ge-
rade in unserem Jahrhundert eine hohe Schätzung ge-
wonnen; die Meisterwerke des Grabstichels locken inimer
niehr Verehrer an, da sic anch dem gebildeten Laien
iniponiren und gern als Dekvrationen der Wohnräume
verwendct werden; fie tragen als Nachbildungen von
Kompositionen der Kunstheroen zur Veredlung des
Schvnheitsgefühls und Ansbreitung kunstgeschichtlicher
Kenntnisse wescntlich bei. Apell hat seine Aufgabe in
rühmlichcr Weise gelöst; eine leichte Arbeit war es
keineswegs, obwohl nnr unserer Zeit nahestchende
Künstler berücksichtigt wurden, ja vielleicht eben deß-
wegen. Ueber alte Künstler sind alte Werke und Ka-
taloge nachznschlagen, über neue existirt sv zu sagen
keine Literatnr, vder sie ist brnchstückiveise in verschic-
 
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