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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Schmidt, Wilhelm: Zum Katalog der Pinakothek
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0324

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635

Kunstliteratur.

636

Zeichnung im k. Kupferstichkabinet zu Dresden die
Jnschrift: guintsn inuss^s 1530, gefälscht ist. Die
Zeichnung ist überhaupt schwach, sie zeigt wulstige
Gewandung und sonderbar übertriebene Muskeln; an
einen Meister ist da nicht zu denken. — Die Nummern
11, 13, 62, 67, 626, 737 und 1346 erfordern eine
längere Auseinandersetzung. Sie galten früher theil-
weise als Schühlein, theilweise als Holbein suuior.
Jetzt aber bemerkt der Katalog, daß sie „nach neuerer
Vermuthung vom Meister der Hirscher'schen Samm-
lung" sind. Marggraff nennt nicht den Urheber dieser
Ansicht; wahrscheinlich ist er in vr. Eisenmann zu
sucheu, und ich muß sagen, daß ich in dieser Frage
vollkommen derselben Ansicht bin. Der Charakter des
betrcffenden Meisters ist bei keinem dieser Werke zu
verkenneu, nur dürften die Sippenbilder (11, 13, 626
und 737) srüher als die anderen zu setzen sein.
Uebrigens glaube ich den Kreis des Künstlers noch
mehr ausdehnen zu müssen, indem ich ihm noch das
Bildniß des Kaisers Mapimilian I., angeblich von
Walch (Nr. 717), und das Männerporträt (Nr. 724,
als Asper verzeichnet) beimesse. Doch muß ich zu
ersterem bemerken, daß es eine holzerne Arbeit ist;
am besten ist das Beilverk (Rüstung :c.), und so kvnnte
die Frage nahe liegen, ob man es nicht vielleicht als
eine Wiederholung nach dem ursprünglichen Originalc
zu betrachten hat — Wiederholungen fürstlicher Por-
träts sind ja häufig bestellt wvrden. Wie dem aber
auch sei: auf denselben Meister geht es zurück. Sollte
nicht etwa der in Augsburg und Ulm kvnstatirte Maler
Hans Knoderer der Urheber dieser Tafeln sein?
Dazu bewegt mich namentlich der Umstand, daß sich
im k. k. Belvedere zu Wien verschiedene unter dem
Namen des M. Grünewald rangirte Bilder befinden,
welche die gleiche Hand verrathen. Besonders charak-
teristisch für den Meister der Sämmlung Hirscher ist
darunter Nr. 12 (auf Seite 55 des Engert'schen Kata-
loges von 1872), Kaiser Maximilian 1. und seine Fa-
milie. Nun war aber Knoderer der Hofmaler des
Kaisers und reiste 1508 nach Speier, nm „den Künig
Rudotffen abzumallen"; und da zudcm alle diese Ge-
mälde einen schwäbischen Künstler verrathen, so ist
meine Vermuthung wohl nicht ohne triftige Gründe.
— Die Beweinung Christi Nr. 94 ist im Katalog als
Atelierbild bezeichnet, und ich muß gestehen, daß ich,
obwohl ich iu meinem Aufsatze in Zahn's Jahrbüchern
V. p. 47 gleichfalls die Echtheit bezweifelt habe, von
dieser Ansicht zurückgekommen bin; auch das Mono-
gramm ist sicher original.

Zu dem Bildniffe der Königin Maria Anna von
Spanien, Nr. 161, von Careno de Miranda ist zu
bemcrken, daß dies schvne und echte Werk unmvglich
eine „stark vergrvßerte und mehrfach veränderte Kopie"

des Bildnisses im k. Museum zu Madrid sein kann,
da das letztere eben ganz anders nnd nur in einigen
Motiven verwandt ist.

Das Porträt Nr. 582, als Giorgione aufgeführt,
halte ich für ein Selbstbildniß des Palma vecchio.

— Die Madonna Nr. 581 betrachte ich nicht mit
dem Katalog als eine Nachahmnng des Tizian, svn-
dern als echtes Werk dieses Meisters. — Bei der
schwachen Kopie nach Raffael's Cäcilia, Nr. 582
muß ich die Autorschaft Baroccio's ablehnen. — Was
das männliche Portrüt Nr. 1211 betrifft, so habe ich
schon vor langen Jahren Paris Bordone dafür vor-
geschlagen, während der Katalog an Moretto denkt.
Bekanntlich galt es frühcr als Tizian.

Als den „Meister des Boisserse'schen Bartholo-
mäus" glaubt A. v. Wurzbach in seiner kürzlich er-
schienenen Monvgraphie über M. Schongauer diesen
Künstler ermittelt zu haben: eine Ansicht, welcher ich
nicht beipflichten kann. Jch glaube, daß wir in diescn
Tafeln einen in Köln gebildeten und daselbst oder
mindestens am Niederrhein wohnhaften Meister zu be-
trachten haben, wie es die seitherige Ansicht war. —
Auch ob der „Meister vom Tode Mariä" mit Äan
Joest, dem Urheber des Hochaltares in Kalkar, iden-
tisch ist, wsie Eisenmann behauptet, erscheint mir sehr
zweifelhaft. Jch kenne allerdings dcn Hochaltar selbst
nicht, so daß ich eine definitive Beantwortung der
Frage nicht gebeu kann, muß aber doch gestehcn, daß
der Maler des Todes mir nur als in Köln selbst
wohnhaft und daselbst scinc Schule bildend vorkvmmt

— was bei Jan Joest nicht der Fall ist.

Das reizende Bildchen Nr. 1337, Madvnna mit ,
dem Kinde im Haag, scheint mir nicht bloß in der
Art des Meisters Stephan zu sein, svndern von seincr
Hand selbst. — Nr. 1421 ist kein Original, wie dcr
Katalvg will, svndern eine (spätere) Kopie. — Das
Kircheninnere Nr. 1437 hält der Katalog für uncchb
mir scheint es dagegen ein echtes und charakteristisches
Werk des Peeter Neess.

Wilhclm Schmidt.

Aunstiiteratur.

Dic Kuilst- und Gcschichts-Denknüilcr dcs Kreiscs Hai»»r

Jm Auftrage der Kommissivn zur Erforschung
der provinzialen Kunst- und Geschichts-Deukmäler
bearbeitet von vr. I. B. Nvrdhosf, Prvfessov
Münster, Cvppenrath'sche Buchdruckerei. >879.
Fol.

Ein schönes und dankenswerthes Untcrnehmeu des
westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft u»d
Kunst ist dic Herausgabe der „Kunst- und Geschickstd-
Denkinäler der Provinz Westfalen". Am 5. Jannar
 
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