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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0340

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Vermischte Nachrichten.

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von solchen die Bitte, ihr möglichst bald von denselben Mit-
theilung zu machen und die Bilver znr Ausstellung einzu-
senden. Fracht und Versicherung werden nach Wunsch
vergütet.

« Michclangelo's klciner Zohannes, die vor einigen
Jahren in Pisa aufgetauchte Marmorstatue, von welcher ivir
den Lesern im Jahrgange X dieser Zeitschrift, S. 16l, die
erste Abbildung bieten konnten, und welche namentlich seit
der Michelangelo-Ausstellung vom Herbst 1875 die Kritik
vielfach beschäftigt hat, ist vor Kurzein in den Besitz des
Berliner Museums übergegangen und dadurch diese
Sammlung auch in ihrer modernen Abtheilung wieder um
ein Skulpturwerk höchsten Ranges bereichert worden. Wie
wir vernehmen, belief sich die Kaufsumme nur auf etwa
160,0«i) Mark.

Vermischte Nachrichten.

Dic n'ünfzigjährige Ziibclfeicr dcr köiiiglichcn Muscen in
Bcrlin wurde Tags zuvor durch eine Vörfeier eingeleitet,
bei welcher Abends O llhr die Vorhalle des alten Museums
beleuchtet, ebenso die Rotunde mit elektrischem Lichte erhellt
war. Der Kronprinz und die Kronprinzessin erschienen mit
großem Gefolge und machten einen Rundgang durch die
Skulpturengalerie, um einige der interessantesten Kunstwerke
unter der Wirkung deS künstlichen Lichtes in Augenschein zu
nehmen. Dis Hauptfeier fand in den Vormittagsstunden
des 3. August, des Geburtstags Friedrich Wilhelm's III.,
unter Betheiligung des Kronprinzen und der Kronprinzessin
und einer ansehnlichen Festversammlung statt. Die Statue
Schinkel's in der Vorhalle schmückte ein mächtiger, von der
Verwaltung der Museen niedergelegter Lorbeerkranz, auf
dessen weißer Atlasschleife in goldener Schrift die Worte:
„3. August 1830—1880" zu lesen waren. Die geladsnen
Ehrengäste, unter denen man die Minister Stosch, Falk,
Bitter, Lucius, Friedberg, den Unterstaatssekretär v. Goßler
(der für den von Berlin abwesenden Kultusminister er-
schienen war), den Präsidenten v. Sydow, zahlreiche Räthe
der Ministerien, Deputationen der Akademieen der Wissen-
schaften und der Äünste, der Universität, des Kunstgewerbe-
museuins, der technischen Hochschulen und der Nationalgalerie
bemerkte, versammelten sich in der Rotunde des alten Mu-
seums. Generaldirektor Schöne und die Direktoren der
Museen empfingen sodann den Kronprinzen und die übrigen
höchsten Herrschaften in der Vorhalle. Nachdem daS kron-
prinzliche Paar sich auf den der Rednerbühne gegenüber an-
gebrachten Ehrensitzen in der Rotunde niedergelassen und die
auf der Galerie untergsbrachte Kapelle den Marsch aus den
„Ruinen von Athen" gespielt hatte, betrat Gcheimrath
Schöne die Rednertribüne und hielt folgende Ansprache:
„Als heute vor 50 Jahren am Geburtstage des erlauchtsn
Stifters der königlichen Museen diese Räume zum ersten
Male sich den Bewohnern der Hauptstadt öffneten, da war
ein Werk vollendet, das einen hochbedeutenden Schritt in
unserem geistigen Leben bezeichnet. Man denkt sich gern
Kunst und Schönheit als die fröhlichen Blüthen glücklicher
und zufriedener Zeit, und selbst auf den schönsten und un-
vergeßlichsten Kunstsaminlungen, wie sie jenseitS der Alpen
und des Rheins mit ihren unvergleichlichen Reichthümern
den Fremden begrüßen, spricht unS eine Erinnerung davon
an, daß sie einst und ursprünglich den Hintergrund eines
glänzenden, oft eines glücklichen Lebens gebildet haben nnd
dem verfeinerten Genuß von Kunstliebhabern dienten. Ernst
ist das Leben, scheinen sie unS zuzurufen, heiter ist die Kunst!
Es ist das Schicksal unseres Landes auf diesen wie auf
manchen anderen Gebieten unseres Kulturlebens, daß es sich
nicht mühelos eines altererbten Besitzes hat erfreuen können,
sondern mit Arbeit und Anstrengung das zu erwerben hatte,
was entweder die Natur zu versagen schien, oder ivas die
Kriege des 17. und des 19. JahrhündertS vernichtet hatten.
Aber wir dürfen es zu den freudigsten Erinnerungen nnserer
Geschichte zählen, daß eben in jenen Tagen, an denen der
preußische Staat an dem Rande des Abgrundes stand, in
seinem König und dessen Rathgebern der Glanbe an die
ideale Kraft des Volkes sich lebendig erhielt. Es ist Jhnen
bekannt, daß in den Plünen Wilhelm v Humboldt's zur Be-
gründung einer Universität auch eine umfassende Organi-

sation der der Kunst und der Wissenschaft gewidmeten Lehr-
institute und Sammlungen einbegriffen war, und es zeugt
von dem lebendigen Antheil, wslchen König Friedrich Wil-
helm III. an diesem Gedanken nahm, wenn eine gelegentlich
gegebene Anregung nach einer Zeit stiller Entwickelung zur
Begründung der Anstalt führte, deren öOjähriges Bestehen
wir heute feiern. Schwers, bittere Zeiten folgten jener
ersten Anregung, Zeiten, in denen Preußen Tag für Tag
unter Einsetzung von Gut und Blut seiner besten Bürger
um seine Existenz zu ringen hatte. Aber der gefaßte Plan
ward festgehalten, und was sich an ihm nuch bei fortgesetzter
Prüfung und unter dem Wechsel von Zeiten und Personen
umgestaltete, das neue Ziel ward befolgt und erreicht: der
Hauptstadt und mit ihr dem ganzen Lande eine umfassende
Kunstsaminlung zu gründen. Mit dankbarer Bewunderung
sehen wir, wie ein Monarch, dessen höchstes Princip die
Sparsamkeit war, mit wahrhaft großartiger Freigebigkeit
da eintrat, wo er die Ueberzeugung zu gewinnen vermochte,
daß es sich um Erwerbung von Kunstschätzen handelte, die
der hohsn Aufgabe öffentlicher Kunstsammlungen entsprechen.
Eine ununterbrochene Reihe von Anküufen im Werthe von
einer Million Mark ging neben den Arbeiten zur Begrün-
dung des Museums her, sür dessen Bau der König eine
weitere Million bestimmte, und unvergeßlich wird es bleiben,
daß der König im Hinblick auf die finanziells Lage des Staates
aus seiner eigenen Schatulle die Kosten jsner Sammlung
amvies, die der Grundstock unserer Gemäldegalerie ward.
Der gleiche hohe Begriff von den Aufgaben der Kunst lebte
in dem Manne, dem es beschieden war, den Bau des Mu-
seums auszuführen, in Schinkel; von gleichem Sinne endlich
war der Mann erfüllt, welcher durch das allerhöchste Vertrauen
zu entscheidcnder Mitwirkung bei der Organisation des Mu-
seums berufen war, Wilhelm v. Humboldt. Sein Geist wird
für die Verwaltung immer maßgebend sein; von seinem
Geiste geleitet, hat der Staat, sobald die Lage des Vater-
landes dies gestattete, dcm Jnstitut eine Dotntion gegeben,
die eine reiche Entwicklung gestattete. Jn solchem Geiste
zeigte sich auch die bei jeder chelegenheit bekundete Huld Sr.
Majestät des Kaisers fiir sein Museum, die ihren schönsten
AuSdruck fand, als Se. Majestät geruhte, Eure Kaiserliche
und Königliche Hoheit zum Protector zn berufeu." Dcr
Redner gab nunmehr dem Danke Ausdruck für die Huld,
die der Protector dem Museum habe zu thcil werden lassen,
und versicherte im Namen aller Beamten, alle Kraft nuch
ferner einsetzen zu wollen, um das Jnstitut dem hohen Ziele
zuzuführen, das der königliche Stifter demselben gesteckt.
Hierauf überreichte Geheimrath Schöne dem hohen Protek-
tor die nus Anlnß des Jubiläums verfnßte Festschrift und
nlsdann den am Jubiläumstage erschienenen Gesammtkata-
log, beide in lünstvollem Prachteinband, mit der Bitte, daß
der hohe Protector der Anstalt seine Gunst auch ferner be-
ivahren möge. Sodann erhob sich der Kronprinz, um im
Namen deS Knisers der gegenwärtigen Verwaltung der kö-
niglichen Museen und den derselben dienenden 'Beamten
scinen Dank und seine Anerkennung auSzusprechen und sie
seiner fortdauernden Theilnnhme zn versichern Danach über
brachte der Unterstaatssecretär v. Goßler die Glückwünsche
der vorgesetzten Behörden und theilte zugleich die Auszeich-
nungen mit, die aus Anlnß der Feier erfolgt sind. Nach
einigcn Dankesworten von Sciten des Geheimrath Schöne
erfolgten die Begliickwünschungen der beiden Akadcmieen,
der Üniversität, der tochnischen Hochschulen, des Gewerbe-
museums, das eine Votivtasel (die Jnschrift Silber auf
Schwarz, der Nnhmen reich in Nußbanm geschnitzt) über-
reichte, und der Nationalgalerie, in deren Iiamen Or. Dohme
eine kunstvoll ausgeführte Adresse übergab. N'achdem Ge-
hcimrath Schöne anch auf diese Beglückwünschungen dankend
erwidert hatte, schloß ein Chor ans Gluck's Jpijigenie, von
Zöglingen der Hochschule für Btusit vorgetragen, die Feier.

H. Für -cn Ailsbau -cr iicucn Münchciicr Kiinstaka-ciiiic

ist nach dem vom Kttltnsministerium cingcbrachten Gesetz-
entwurfe noch der Betrag von 380,000 Mk. ersorderlich,
welcher auS der französischen Kriegskosten-Entschädigung ge-
deckt werdcn soll.

- Karl v. Piloty in Münchcn malt an einem größeren
Bilde, welches die Parabel von den süns klugen und den
fünf thörichten Jungfrauen zum Gegenstande hat.
 
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