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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Das Rheinische Provinzial-Ständehaus in Düsseldorf
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Die Sommerausstellung in der Royal Academy in London, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0356

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699

Die Sominerausstellung in der Royal Academy in London.

700

Das Vestibül ist nach genuesischer Anlage erbaut; breite
Treppen führen zu beiden Seiten in die Höhe; die be-
grenzenden Granitsäulen sind Monolithe. Die linke
Treppe bringt uns in das mit Säulen aus rothem
schottischen Granit geschmückte Haupttreppenhaus,
welches sich im ersten Stock zu einer stattlichen Anlage
erweitert nnd den Aufgang zu dem Sitzungssaale und
den Räumen des Landtages bildet. Die Fenster sind
in bunter Verglasung mit den Wappen der Provinz
geschmückt. Der Sitzungssaal des Landtages ist zu
einem Prachtraume gestaltet: über reichen Boiscrien
mit ungemein zierlich und geschmackvoll ausgeführten
Holzschnitzereien sind die Wände mit kostbarem Stoff
bekleidet, der auf dunkelgrünem Grunde goldene Ara-
beskenverzierungen aufweist. Die Wandfläche nach
dem Hofe zn ist durch fünf bunte Fenster ausgesüllt,
die durch schwarze Marmorsäulen mit goldenen Knäufen
getrennt sind; auf der gegenüberliegendcn Seite erhebt
sich die Zuhvrertribüne, ebenfalls mit schwarzen Mar-
morsäulen, die durch ein reichverziertes Gitter ver-
bunden werden sollen. Die Wandflächen der beiden
anderen Seiten stnd zu bildlichen historischen Dar-
stellungen bestimmt. Gedämpftes Licht gewährt der
in bunter Verglasnng gehaltene kuppclartige Decken-
anfbau, dessen Farbenzusammenstellung als cin Meister-
stück bezeichnet werden darf. So verschwenderisch reich
die Anwendung des Schmuckes auch ausgefallen ist,
so wird dennoch durch geschickte Zusammcnstellung und
strenge Farbenharmonie der Eindrnck des Ueberladenen
glücklich vermieden, und der Beschauer gewinnt überall
nur das Gefühl der vorhandenen, von aufdringlichem
Prnnke weit entfernten, einfach vornehmcn Pracht.
Das Foyer mit den Seitenräumen bildet den denkbar
günstigsten Repräsentationsbau. Anstoßend hieran
schließen sich auf der einen Seite die Arbeitszimmer
des Landtagsmarschalls, auf der anderen die Lesezimmer
und eine geräumige Flucht prächtiger Räume, welche
bei Landtagsversammlungen als Berathungszimmer
sür Komniissionen, Ausschüffe u. s. w., sowie als Ar-
beitszimmer der Referenten zu dienen bestimmt sind.
Jm südlichen Flügel setzt sich diese Zimmerreihe fort,
nur unterbrochen von dem mit gewölbter Decke aus-
gestattetcn Bibliothekzimmer des Landtages. Jn dem-
selben Stockwerk liegen ferner noch die Räume für
den Provinzial-Verwaltnngsrath, deffen Sitzungssaal
besondere Hervorhebung verdient. Die Decke ist mit
geschmackvollen Malereien nach Art von Jntarsien ge-
schmückt, den Fußboden bedeckt ein schwellcnder Teppich,
nach orientalischen Mustern ausgefnhrt, die Sophas
in den Ecken sind mit echten Persischen Teppichen nber-
spannt. Die Wände sind auf der einen Seite Ubcr
zierlichen Boiserien mit olivengrünem Eskimo bezogen,
auf der anderen Seite sind zwischen den mit eleganten

Drapirnngen geschmückten Fenstern hohe Krystallspiegel
angebracht. Jm Halbkreise stehen, mit griinem Tnch
bedeckt, die Arbeitstische auö Eichenholz; die dazu ge-
hörigen Stühle tragen helle, gepreßte Lederbezüge und
sind mit Schnitzarbeit versehen. Schreibzeuge, Streich-
holzdosen und Aschenbecher, sämmtlich ans getriebenem
Kupfer mit reichen Berziernngen, belebcn dcn Anblick
des „grünen Tisches". Prachtvolle Krvnleuchter, reiche
Kachelkamine und kunstvoll geschnitzte Schränke voll-
enden die stilvolle Ausschmückung dieses Saales. Die
Ventilationseinrichtungen sind musterhaft. Die be-
schriebenen Räume sollen, neben ihrer eigentlichen Be-
stimmung als Arbeitszimmer, gleichzeitig zu Repräsen-
tationszwecken dienen und ebenfalls bei der Veran-
staltnng von größercn Festlichkeiten in Vcrwendung
treten, bei welchcn Gelegenheitcn bisher stets die Nänm-
lichkeiten der städtischen Tonhalle zu Hiilfe genommen
werden mußten. Die Räume im Erdgeschvß nnd im
zweiten Stock dienen zu Bureauzwecken der Provinzial-
Verivaltung.

Ein Rundgang durch das Ständehaus läßt uns
überall die mit Geschmack entworfene, mit Liebe und
Sorgfalt ausgeführte künstlerische Ausstattnng bewun-
dern. Der Fußboden ist in musterhafter Weise gear-
beitet, theils in buntem Steine, theils in Holz ausge-
führt, die Schnitzarbeit an Thüren nnd Schränken
sowie an den Holzvcrkleidnngen der Wände ist edel
komponirt und ohne Ueberladnng gediegen ausgeführt.
Besonders hervorzuheben sind die reichen Decken-
bildnngen, nach Art der italienischen Renaissance ent-
worfen, prvfilirt und mit reicher Malerei geschmückt.

Die äommerausstellung in der Royal Acadeniy
in London.

(Schluß.)

Den Ehrenplatz in dem Hauptsaale der Ansstel-
lung hat man einem Gemälde mit lebensgroßen Fi-
gurcn von H. T. Wells, L gegeben, wclches den
Titcl „Viktoria Regina" (Nr. 2l7) führt. Die Kom-
Position ist so schlicht wie möglich. Links stcht die
Königin, eine achtzehnjährige jugendliche Erscheinnng
in lichtem Morgengewand mit herabfallendem Haar,
vor ihr knieen Lord Conyngham, ihr die Hand küssend,
und der Erzbischos von Canterbnry. Hinter der Königin
ist die Thür ihres Schlafgemaches leise geöffnet. Die
Scene ercignete sich in frühester Morgenstunde am
Todestage Wilhelm's IV. in Kensington Palace, wo
der jugendlichen Princeß die crstc Kunde von dem für
sie nnd fttr die Geschichte Englands bedcntnngsvvllcn
Ereigniß übcrbracht wurdc. Die Verdicnste des Bildes
sind, abgesehen von seiner patriotischen Bedentnng, sehr
verschieden beurtheilt worden. Die Färbung ist ziem-
 
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