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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Die Sommerausstellung in der Royal Academy in London, [2]
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Schulze, Otto: Die Restauration der Loggia des Bigallo in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0358

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703

Die Restauration der Loggia des Bigallo in Florenz.

704

stimmtes Gemälde vorstellt. Die indischen Fiirsten
waren am genannten Tage zur Proklamation der von
ihrer Souveränin angenommenen Kaiserwürde zusam-
menberufen worden. Princep verweilte dann noch vier-
zehn Mouate iu Jndien, um an Len verschiedenen
Höfen die nöthigen Porträtstudien nach der Natur zu
niachen. Nkehr als zwei Jahre nahm dann die Aus-
führung des Gemaldes den Künstler in Anspruch.
Das Arrangement der Scene hat etwas Steriles, Oedes;
doch mag dies wohl auf Rechnung der Festordner
kommen. Links sitzt Lord Lyttou auf einem Podium
mit Baldachin in der Ordenstracht des indischen Sterns.
Hinter ihni stehen Pagen, hinter diesen Lady Lytton
nebst Töchtern und Stab. Um all den penibeln Riick-
sichten indischer Etiguette begegnen zu können, waren
den indischen Fürsten unter einer hufeisenförmigen
Galerie Sitze angewiesen worden, wodurch es ermög-
licht war, für alle die gleiche Distanz von der Vice-
königlichen Eminenz innezuhalten, während die Reihen-
folge nach den Territorien geordnet war und die
englischen Gouverneure derselben sich einreihten. Eine
Gruppe von Trompetern im Centrum der Scene und
ein Herold auf den Thronstufen, das ist alles, was der
Versaiiimlung einen Anflug von Leben giebt. Von
orientalischem Festgepränge ist nicht mehr wahrzunehmen,
als was sich auf die Kostüme der Theilnehmer be-
schränkt. Aus Herstelluug einer einheitlichen Farben-
wirkung scheint von vorn herein verzichtet zu sein, in
Rücksicht auf die vbligate Anbringung der scharlach-
rothen englischen Uniformen, und sv mag wohl das
größte Verdienst dieses größten Bildes in seinen 53
Porträtköpfen liegen.

Seit Jahren gehören LandschaftSbilder in den
Ausstellungen der Royal Academy zu den Ausnahmen,
doch hat es dabei nie an bedeutenden Leistungen ge-
sehlt. Jetzt scheint eine Wendung einzntreten, und mit
der größeren Produktivität scheint nuch der inuere
Werth der Arbeit keineswegs in Abnahme zu ver-
fallen. Zuerst ist hier zu nennen die melancholische
Flußlaudschaft von Vicat Cole, tL. 44. (Nr. 15);
eine Ansicht der Themse in der Nähe von Herley zur
Zeit der Ueberschwemmung während des letzten Som-
mers, mit großer Bravour in einer fahlen wohlge-
stimmten Harmouie gemalt. Sehr charakteristisch ist
auch die Küstenansicht in Cornwall (Nr. 17) von
Henry Gibbs mit weiter Fernsicht und die Ansicht
des Katherinenbruunens in Carnarvon (dlr. 669)
von John Brett. Als Nachfvlger von Turner giebt
sich Alfred W. Hunt zu erkennen in dem vielbe-
wundertenWaldsee (Nr. 1413), währeud B. W.Leader
mit seinem Sturni im Hochgebirge (Nr. 1480) an den
Geschmack Calame's erinnert. Wahrhaft original wirkt
dagegen das Meeresufer von Henry Moore (Nr. 973)

niit bewegter See, hvchaufgethürmten Wolken, die in
der Abendsonne matt erglänzen und einem schwersällig
fortbewegten Karren im Vordergrunde, ein Meisterwerk,
das seines Gleichen sucht. Hubert Herkomer's Ge-
birgslandschaft (Nr. 468) ist nichts Außerordentliches,
sein Aquarell „Großvaters Liebling" (Nr. 831), ein
Bauer mit einem Mädchen auf dem Schooß in lebens-
großen Verhältnissen, ist mehr von iiberraschender als
besriedigender Wirkung.

London, im Juli 1880. R.

Die Restauration der Loggia des Bigallo
in Florenz.

Es ist mit Freude zu begrüßen, daß sich aus
Anregung des Professors Cav. Castellazzi, der-
zeitigen Direktors der Akademie der schönen Künste in
Florenz, ein Komitö gebildet hat, um die immcr
dringender gewordene Restauration der reizenden kleinen
Loggia des Bigallo endlich in's Werk zu setzen.

Bekanntlich wurde der untere Theil der Halle 1865
unter der Leitung des Architekten Marianv Falcini
pietätvoll wiederhergestellt; die bis dahin lange Zeit
zugemauert gehaltenen Bögen wurden vffen gelegt,
die schmalen Brüstungsgeländer und die den Abschluß
vervollständigenden eisernen Gitter, welche allerdings
den ursprünglichen wvhl nicht ganz entsprechen dürften,
neu eingesetzt. Das obere Stockwerk, welches durch
einen breiten, mit Frescomalereien und Tabernakel-
nischen geschmückten Fries von dem unteren Hallenbau
getrennt ist, mußte bis heute in seincm kläglichcn Zn-
stande ausharren: cine bei der expvnirten Lage des
Baues au der Piazza del Duomo und der Ecke der
verkehrsreichen Via de' Calzaiuvli dvppelt schwer in's
Gewicht fallende Vernachlässigung. Die zu einer wür-
digen Herstellung und Erhaltung des kleincn Kunst-
werkes erfvrderliche Summe von etwa 10,000 Lire,
welche durch die Rcgierung und dcn Provinzialrath,
die Verwaltung des jetzt als Waisenhaus verivandten
Bigallv, tvie durch sreiwillige Subscriptiou seitcns der
Bürgerschaft aufgebracht wcrden soll, wird, den bis
jetzt gewonnenen Nesultaten und dem in allen Schichten
sich kundgebenden Jnteresse nach zu urtheilen, bald bei-
sammen sein, und im Herbst soll mit den Restaura-
tivnsarbeiten begonnen werden. Ehe ich auf diese selbst
näher eingehe, will ich nur kurz der verdienst-
lichen kleinen Schrift des Grafen Luigi Passerini:
Ouriositsi urtistiotio cki KiroiiW (1866) gedenkeu,
welche alle wisscnswerthen Daten des im Jahre 1352
gegründeten kleinen Baues enthält.

Die bevorstehenden Ncstaurationsarbeitcn werden
sich zunächst damit zu beschäftigen haben, die zum Theil
 
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