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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Schulze, Otto: Die Restauration der Loggia des Bigallo in Florenz
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0359

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Kunstliteratur und Kunsthandel. — Sammlungen und Ausstellungen.

geschlossenen Fenster des oberen Stockwerks wieder zu
öffnen und mit angemessenen Verglasungen zu ver-
sehen, die spater eingezogene Decke, welche das obere
Stockwerk theilt und die Fenster durchschneidet, zu ent-
fernen und die auf dem Dache sitzenden, störenden Ans-
bauten zn beseitigen, dieses Dach selbst zu repariren
und endlich die Malereien zu säubern und zu sichern.
Jn wie wcit an letzteren etwa restanrirt werden soll
und kann, wird erst ersichtlich werden, wenn die Gerüste
eine genaue Untersuchuug ermöglichen. Die sür der-
gleichen Restanrationsarbeiten anerkannte Tüchtigkeit
des Cav. Gaetano Bianchi läßt aber hoffen, daß hier
kein Mißgriff geschieht und kcine moderne Aufmalung
nnt schreicnden, grellcn Farbentönen nns später die ge-
schehene Arbeit bedaucrn läßt. Cav. Bianchi, der einen
guten Ruf als Rcstaurator alter Frcsken besitzt, hat
bekanntlich anch die Wand- und Deckenmalcreien im
Palaste des Bargello nach den vorhanden gewesenen spär-
lichen Ueberresten in geschickter Weise erneuert, desgleichen
den Kreuzgang und die Säle des von dem früh ver-
storbenen Architektcn Ginseppe Fancelli auf alten
Ruinen fast gänzlich neu erbauten Kastelles von
Vincigliata (oberhalb Maiano) im Charakter des
Trecento mit großem Geschick dekorirt und den Par-
terreräumcn des als Torre del Gallo bekannten Be-
sitzes dcs Grafen Paolo Galletti ihren dieselbe Zeit
imitirendcn Schmuck vcrliehen. Fraglich bleibt es, ob
das, wenn auch durch die (ursprüngliche) Anlage ge-
rechtfertigte, Ausbrechcn der Fenster demzierlichen Bau-
werke nicht schaden wird. Die großcn Oeffnnngen mit
ihrcn unverhältnißmäßig schlanken Verhältnissen könnten
hier die Ruhe und Anspruchslosigkeit zerstören, wenn
nicht dic Auffrischung der jetzt fast ganz verschwun-
dcncn gcmalten Fclderthcilungen mit ihren diagonal
gestcllten Quadraten, in denen sich Apostclfiguren von
dunklem Hintergrnnd abhebcn, und mit ihren Zwickel-
süllungen nnd Ornamentfriesen zur Seite des Fenster--
sturzes, dem richtigcn Kontakt auch mit dem untercn,
stark plastischen Theil der Loggia wiederherstellt. Jeden-
salls ist dics zu wünschcn nnd von der Leitung Castel-
lazzi's auch zu hoffen.

Florenz, im August 1880. Fr. Otto Schulze.

Aunstliteratur und Aunsthandcl.

Katcchismus dcr Kunstgcschichte. Von Bruno Bucher. Mit
273 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig,
I. I. Weber. 1880. XII und 299 S. 8.-4 Mk.

Jn der bekannten Sammlung der Weber'schen Kate-
chisinen hatte die Kunstgeschichte bisher gefehlt. Die Lücke
ist jetzt auf befriedigende Weise ausgefüllt durch das vor-
liegende Büchlein des Autors der „Kunst im Handwerk",
der schon in diesem, inzwischen in 2. Auslage erschienenen,
Kompendium seinen Beruf zu solchen Arbeiten dargethan
hatte. Wir können es nur billigen, daß Bucher — wie dies
übrigens auch schon bei anderen Bänden des Weber'schen
llnternehmens gcschehen war — auf diekatechetische Formulii ung
von Fragen und Antworten verzichtet und dieselben durch

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Schlagworte ersetzt hat, welche die Hauptsätze der Darstellung
einleiten. Die veraltete Katechismusform mag für Hand-
bücher systematischen Jnhalts noch zu halten sein; in ge-
schichtlichen Büchern fehlt ihr die Existenzbsrechtigung. Bucher's
allgemeine Sätze zur Charakteristik der Hauptepochen, der
Stilweisen und° führenden Meister sind in wenige prägnante
Worte gefaßt, welche auch dem Anfünger leicht eingehen
werden, und dabei doch fern von jener Flachheit sind, welche
mehrere der kunstgeschichtlichen Schulbücher neuesten Datums
uns unerträglich macht. Man spürt überall den gewiegten
Schriftsteller, der die Literatur kennt und mitten im prak-
tischen Kunstleben seine Erfahrungen gesammelt hat. Nur
ein solcher, nicht jeder beliebige Oberlehrer, der seinen
Kugler und Schnaase excerpirt hat, soll sich an Aufgaben
dieser Art heranwagen. Das Buch ist reich mit Holzschnitten
illustrirt, welchs meistens gangbaren Werken entlehnt und
daher von etwas ungleicher Qualität sind. Außerdem sind
drei Zeittabellen beigefügt, welche an den Schlußpunkten
der Hauptepochen das Wichtigste synchronistisch zusammen-
; fassen. Einige Einwendungen wollen wir uns gestatten.
Die alten Phönizier möchte Bucher nur als Volk des Kunst-
handels gelten lassen; und ohne Zweifel waren sie kein
schöpferisches Kunstvolk, aber ein Volk der Anpassung und
deS Synkretismus, dessen technische Betriebsamkeit uiid Ge-
schicklichkeit von den Alten übereinstimmend gepriesen und
durch die neuesten Ausgrabungen an der syrischen Küste,
auf deni Boden Cyperns, Jtaliens u. a. a. O. glänzend er-
wiesen wird. — In Fig. 25 ist die „protodorische" Grab-
halle von Benihassan irrthümlich als „Felsentempel" be-
zeichnet. — Auf S. 72 wäre, statt von einem „pergame-
nischen Tempel", bestimmter von dem Zeusaltar zu Pergamon
zu sprechen gewesen. — Unter den Zeitgenossen des Pasiteles
(S. 79) hätte ein Arellius füglich ungenannt bleiben können,
wogegen wir unter den altholländischen Malern z. B. einen
Gertchen van Harlem und Jan van der Meer van Delst
ungern vermissen. — Jn der Reihe der modernen Architekten
fehlt Theophil Hansen; Amerling ist um 40 Jahre verjüngt;
in Folge der allzu gedrängten Satzbildung lS. 291) er-
scheinen Gauermann und Pettenkofen speziell als Land-
schafter, was sie doch Beide nicht in erster Linie, wenigstens
nicht ausschließlich sind. Doch das Alles betrifft nur Einzel-
heiten, die stch später leicht verbessern lassen. Jm Ganzen
darf das hübsch ausgestattete kleine Buch den gelungensten
populären Darstellungen der Kunstgeschichte zugezählt werden.

L.

lleber die Bilder Ian van Scorcl's iu Utrccht han-
delt eine soeben erschienene Schrift des verdienstvollen dortigen
Lokalforschers Mr. S. Muller Fz., welche den Titel führt:
„Os Lotiiläerston van ckun van Loorol in Iiot Nu8suni
Lunstliotäs to kltrsolit" (Utrecht, I. L. Beijers. 1880).
Der Verfasser giebt eingehende Beschreibungen des Trip-
tychons der Familie Vischer van der Gheer und der Gruppen-
porträts der Palästina-Pilger, nebst gelehrten exegetischen
Anmerkungen. Beigegeben sind eine" kurze biographische
Notiz über den Meister und zwei Tafcln mit den Wappen
der van der Gheer und der Mitglieder der Utrechter Jeru-
salem-Bruderschaft.

8n. Dic 'Radiriiiigen Rcmbrniidt's werden demnächst
nach den im k. Kupferstichkabinet zu München befindlichen
Originalen in Lichtdruck vervielfältigt bei Max Kellerer in
München und zwar in 70 Lieferungen zu 3 bis 5 Blatt er-
scheinen. Die Vervielfältigung besorgt die durch viele her-
vorragende Leistungen auf dem Gebiete des Lichtdruckes zu
verdientem Ruse gelangte Anstalt von I. B. Obernetter in
München, der srläuternde Text wird von H. E. v. Berlep sch
besorgt. Auch einzelne Blätter werden abgegeben. Ein nach
Bartsch geordnetes Verzeichniß derselben nebst Preisangaben
ist bei dem Verleger zu haben.

5ammlungen und Ausstellungen.

L. U. Die vicruiidfünf-igstc Ausstcllung dcr königlichcn
Akadcmie der Künste in Berlin ist programmgemäß am
29. August erösfnet worden. 782 Gemälde, 100 Aquarelle
und Zeichnungen. 28 Kiipferstiche, Lithographien und Holz-
schnitts, 103 plastische Arbeiten und 41 architektonische Ent
würse füllen die dreiundzwanzig Korridore unb Säle des
 
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